Regen in der Wüste, Sonne über Deutschland – klingt nach einem verkehrten Weltbild? Ist es auch. Während sich die Wetterlage in Europa und Nordafrika gerade überschlägt, fragen sich Meteorolog:innen und Beobachter:innen: Was zur Hölle ist da los?
In der nördlichen Sahara, wo normalerweise höchstens mal ein Hitzerekord fällt, öffnet der Himmel auf einmal die Schleusen. Diese Woche meldeten mehrere Regionen in Algerien, Tunesien und Nordlibyen ungewöhnlich starke Regenfälle – inklusive Gewitter.
"In Regionen, wo es monatelang oft nicht einen Tropfen regnet, sorgten plötzlich auftretende Unwetterzellen für Starkregen, überflutete Senken und eine vorübergehend völlig ungewohnte Landschaft", bestätigt Meteorologe Dominik Jung von wetter.net in seiner Kolumne bei "Buzz Feed".
Klingt nach einem Ausflug in den Regenwald, ist aber die Sahara. Und während dort gerade Planschparty ist, bleibt Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen sitzen.
Die Sonne knallt, der Himmel ist wolkenlos – und der Boden immer staubiger. Es ist, als ob das Wetter beschlossen hätte, alles mal komplett umzudrehen.
Auch in Spanien, Portugal und Norditalien toben heftige Unwetter. Selbst das westliche Mittelmeer bleibt nicht verschont. Und Deutschland? Wird vom Regen konsequent ausgesperrt. Was sonst im Mai als frischer Frühlingsregen kommt, bleibt dieses Jahr aus. Stattdessen: Waldbrandgefahr und ausgedörrte Böden.
Dass es in der Sahara gelegentlich regnet, ist an sich nichts Neues – aber Timing und Heftigkeit dieser aktuellen Wetterlage machen selbst Wetterprofis nervös. "Mitte Mai sollte in Nordafrika längst die heiße Jahreszeit begonnen haben", heißt es laut Meteorologe Jung.
Stattdessen schlagen sogenannte "Cut-off-Tiefs" zu – abgetrennte Tiefdruckgebiete, die ungewöhnlich weit nach Süden ziehen und dort das Wettergeschehen aufmischen.
Der Jetstream, normalerweise die stabile Leitplanke für das europäische Wetter, macht derzeit eher einen auf Freigeist und ist völlig unberechenbar. Hochdruckgebiete blockieren Deutschland, Tiefdruckgebiete flüchten Richtung Süden. Das Ergebnis ist eine nasse Wüste und ein trockenes Mitteleuropa.
Und was ist jetzt mit der Klimakrise? Eine Frage, die die Fachwelt spaltet. Manche sehen in der ganzen Nummer ein weiteres Warnsignal für die "zunehmende Destabilisierung atmosphärischer Strukturen durch den Klimawandel", andere winken ab – "wetterbedingte Ausnahmeerscheinung", sagen sie.
Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Fakt ist: So paradox war das Wetter selten.
Ein Wettermärchen, das eher Albtraumpotenzial hat – besonders für Regionen, die auf Regen angewiesen sind. Oder eben nicht für so viel Regen gemacht sind.