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Vegan für Anfänger: 5 Dinge, die unserer Kolumnistin geholfen haben

Frau schaut sich Kohl auf Markt an.
Die Umstellung auf eine vegane Ernährung ist oft nicht leicht. Unsere Autorin verrät fünf Tipps, die ihr persönlich weitergeholfen haben. (Symbolbild)Bild: iStockphoto / Rawpixel
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Vegan für Anfänger: 5 Dinge, die mir persönlich geholfen haben

20.05.2021, 13:30
theresa schwab
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Meistens wollen meine Mitmenschen darüber diskutieren, warum es nicht so schlimm sei, nur selten und dann auch wirklich gutes Fleisch von glücklichen Kühen zu essen. Doch ab und zu kommt es tatsächlich vor, dass jemand darüber nachdenkt, seine Ernährung zu ändern und wissen möchte, wie ich die Vegan-Umstellung geschafft habe. Ich kann dann nur aus meiner persönlichen Erfahrung berichten. Und von diesen fünf Punkten erzählen, die bei mir funktioniert haben:

Sei komplett überzeugt davon, vegan leben zu wollen

Keiner sollte sich vegan ernähren oder leben, weil es ein Trend ist. Oder weil durch Berichterstattungen das schlechte Gewissen aufploppt. Vegan funktioniert nur dann, wenn du wirklich hundertprozentig selbst davon überzeugt bist und gar nicht anders kannst, weil du zu viel weißt. Deshalb: Tauche voll in die Thematik ein, lass dich überwältigen und sauge alles auf, was dich emotional berührt. Ein guter Anfang sind Bücher, die nicht zu wissenschaftlich sind.

Mir haben folgende sehr geholfen: Der Erfahrungsbericht "Ich bin dann mal vegan" von Bettina Hennig las sich wie ein Roman, persönlich und trotzdem informativ. Ein leichter Einstieg, der trotzdem hängen blieb und mir einige neue Aspekte vermittelte. "Veganize your life" von Ruediger Dahlke und Renato Pichler fand ich trotz der vielen Informationen über sämtliche Bereiche eines veganen Lebens spannend. Und war meine Grundlage, Sachverhalte und Zusammenhänge besser zu verstehen und tiefer einzutauchen.

"Wenn ich sehe, wie Tiere getreten oder verstümmelt werden, weiß ich, dass ich das Richtige tue."

Meine absolute Empfehlung ist "Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen" von Melanie Joy, die eine Ebene weiter geht und die sozialen und psychologischen Aspekte des Fleischessens und der Fleischindustrie beleuchtet – ein Augenöffner.

Neben Büchern habe ich angefangen, bekannten Tierschutzorganisationen zu folgen, darunter Animal Equality, Animal Rights Watch, SOKO Tierschutz und Peta, die mich regelmäßig mit Newslettern und Instagram-Posts daran erinnern und bestärken, warum ich mich einst dazu entschieden habe. Mein persönlicher Trigger sind nach wie vor Videos mit Underground-Recherchen, deren Aufnahmen mich tief erschüttern. Wenn ich sehe, wie Tiere getreten oder verstümmelt werden, weiß ich, dass ich das Richtige tue.

Stell dich einmal komplett um statt Schritt-für-Schritt

Als ich zu Beginn tief in die Thematik eingetaucht bin, war meine Motivation am größten. Diese aufkeimende Energie, etwas ändern zu wollen, solltest du ausnutzen! Statt step for step würde ich deshalb eine radikale Umstellung empfehlen. Verzichte wirklich auf alle tierischen Nahrungsmittel und starte mit neuen Rezepten, ungewohnten Zutaten und entdecke ungeahnte Köstlichkeiten.

Wenn dein Gehirn diese Neuerungen abgespeichert hat, kannst du die Sache etwas lockerer angehen. Nach einem Jahr, in dem ich mich – bis auf kleine Ausnahmen bei Einladungen – ausschließlich vegan ernährt habe, wurde ich nachsichtiger, wenn es mal keine Alternativen gab. Später kamen Phasen, wie die nach der Geburt meines Kindes, in der ich das aß, was mir zubereitet wurde oder gerade verfügbar war.

Heute bezeichne ich mich als vegan-as-possible, weil mein Alltag mit Kind und Job nicht die Ressourcen zulässt, die ich benötigen würde, um mich ausgewogen ausschließlich vegan zu ernähren. Die Pandemie hat mich zudem gleichgültiger gemacht. Meine Prioritäten liegen momentan anderswo. Und trotzdem ist die Überzeugung, die ich am Anfang gewonnen habe, tief in mir verankert und ich weiß, dass es wieder bessere Zeiten geben wird.

Iss ausschließlich geiles Vegan Food

Voller Tatendrang hatte ich mir zu Beginn einen Stapel veganer Kochbücher zugelegt und zum ersten Mal in meinem Leben kochte ich richtig leckere Gerichte. Die Zutaten waren manchmal ausgefallen, aber ich besorgte sie alle, um in den vollen Genuss zu kommen. Und es hat sich gelohnt. Für mich eröffneten sich damals völlig neue Geschmackswelten, besonders, was Gewürze, Saucen und Gemüsesorten angeht.

"Dafür, dass man möglicherweise auf einige ehemalige Lieblingsgerichte verzichten muss, sollten neue Varianten zum Soul Food werden."

Im englischsprachigen Bereich ist die Auswahl noch viel größer, aber inzwischen gibt es auch viele coole Vegan-Kochbücher in deutscher Sprache. Angefangen habe ich mit Deliciously Ella, La Veganista und Sophia Hoffmann. Später kamen unter anderem die sehr empfehlenswerten Bücher von Lynn Hoefer sowie das informative Kochbuch des Ernährungswissenschaftlers Nico Rittenau dazu.

Natürlich gibt es auch unzählige Vegan-Blogs mit kostenlosen Rezepten. Mein absoluter Favorit: eat-this.org, deren veganes Frühstücks-Buch ebenfalls in meinem Regal steht. Und dann solltest du dich fürs Erste durch vegane Restaurants essen. Stelle dein Gehirn darauf ein, wie unglaublich köstlich die pflanzliche Küche ist (auch wenn du so nie kochen können wirst). Dafür, dass man möglicherweise auf einige ehemalige Lieblingsgerichte verzichten muss, sollten neue Varianten zum Soul Food werden.

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null / emmy lupin studio
Über die Autorin
As vegan as possible – das beschreibt Theresa Schwab am besten. In ihrer Kolumne berichtet die freie Journalistin über positive Erkenntnisse, über Anstrengungen und darüber, warum es okay ist, manchmal im Alltag an einem nicht-tierischen Lebensstil zu scheitern.

Kontrolliere dein Blut und nimm B12

Von Anfang an habe ich meine Blutwerte kontrollieren lassen und B12 als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen. Es gibt gewisse Vitamine, die sich nur schwer über pflanzliche Nahrung aufnehmen lassen oder sehr selten vorkommen. Um zu vermeiden, seinen Gesundheitszustand auf Dauer zu gefährden, sollte jeder Veganer daran denken. Wichtig ist: Nicht nur den B12-Spiegel kontrollieren lassen, sondern die aktive, wirksame Form des B12, Holo-Transcobalamin II (Holo-TC), denn nur so lässt sich ein Mangel frühzeitig erkennen.

Heute nehme ich ein komplettes Vegan-Präparat zu mir, das alles abdeckt, was Veganern möglicherweise fehlen könnte, darunter auch Vitamin D plus K, Vitamin A sowie Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Zink und Jod. Meine Blutwerte waren auch davor, mit B12-Einnahme, immer in Ordnung, sogar in der Schwangerschaft. Im besten Fall trägt die vegane Ernährung dazu bei, dass sich ursprünglich problematische Blutwerte, Unverträglichkeiten oder andere Probleme wie Hautausschläge sogar bessern. Probiere es aus!

Suche dir Mitstreiter – egal ob persönlich oder virtuell

In meinem engen Freundeskreis ernährt sich niemand ausschließlich vegan. Als ich jedoch damit begonnen hatte, fand ich in meiner entfernt wohnenden Schwägerin eine Verbündete. Wir tauschten Buch-Tipps aus, schickten uns Text-Passagen oder gaben uns gegenseitig Empfehlungen der besten Vegan-Schokolade.

Es tat gut, mit jemandem diesen Weg gemeinsam zu gehen. Etwas später hatte ich meinen Mann an meiner Seite, der durch die Lektüre meiner Bücher ebenfalls überzeugt war und die vegane Küche, die ich damals auffuhr, genial fand. Inzwischen isst er jedoch hin und wieder Fleisch und setzt sich auch sonst nicht ständig mit dem Thema auseinander. Stattdessen habe ich virtuelle Weggefährten gefunden.

Ich folge einigen Instagram-Accounts, zum Teil lokal, die mich mit Restaurants-Tipps in der nächstgelegenen Stadt versorgen, Produkt-Neuheiten vorstellen, unkomplizierte Rezepte posten, wissenschaftliche Ernährungsfakten aufdröseln oder mich immer wieder daran erinnern, warum ich diesen Weg gewählt habe.

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