Breakdance startete in den 1990er-Jahre in den USA richtig durch und wurde im Handumdrehen zu einem der coolsten Hobbys der Ära. Für viele überraschend, feierte der akrobatische Tanz bei Olympia 2024 in Paris ein Comeback mit gigantischem medialem Interesse. Den Sport Breaking hob das Olympische Kommittee damit auf eine Stufe mit traditionellen Sportarten wie Basketball und Leichtathletik.
Für den Hype im Internet ist vor allem eine Person maßgeblich verantwortlich: Breakerin Raygunn. Die Australierin sorgte mit ihrem unorthodoxen Stil zunächst für Belustigung und Kritik. Die artistische Sportart kann mit seinen Salti, Schrauben und Sprüngen aber auch gefährlich für die Performer sein. Dänische Ärzt:innen veröffentlichten nun eine gesundheitliche Folge, die aber wohl niemand auf dem Zettel hatte.
Denn der Patient in seinen frühen Dreißigern litt nach zwei Jahrzehnten in der athletischen Subkultur nicht an Rheuma, gebrochenen Knochen, einem Sturztrauma oder – laut US-Sender CNN besonders häufig der Fall – Karpaltunnelsyndrom.
Das Breaking hatte auf seinem Kopf ein kugelförmige Beule hinterlassen. Der Grund: Jahrzehntelang hatte der dänische Tanzkünstler einen der anspruchsvollsten Moves ausgeübt – den sogenannten Headspin.
Dabei dreht sich der Sportler im Kopfstand mit großer Geschwindigkeit auf dem Schädel balancierend um die eigene Achse. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Sportwissenschaft kann das Headspinning auf Dauer zu Haarausfall, Hautentzündungen und Verdickung der Kopfschwarte führen. Der Fachbegriff für das Phänomen lautet "Headspin Hole".
Der dänische Patient litt aber nicht an Abschürfungen oder ähnlich harmlosen Symptomen. Stattdessen fanden die Mediziner:innen in der über die Jahre gewachsene Wölbung eine Schockdiagnose: Tumor.
Was sich zunächst lebensbedrohlich anhört, lässt sich aber mit Blick auf die Details abmildern. Denn die Gewebewucherung wurde nicht durch eine Krebserkrankung ausgelöst, sondern war lediglich eine Reaktion auf die dauerhafte Überbelastung. Mit einer simplen Operation am Schädelgewebe konnte die Beule relativ unkompliziert verkleinert werden.
Dr. Christian Baastrup Søndergaard, der Neurochirurg, der die Operation in Kopenhagen durchführte, erklärte die Ursache des Tumors: "Die wiederholte Belastung für Schädel, Skalp und Haut verursacht wahrscheinlich Entzündungen. Über längere Dauer führen dann kleine Einblutungen zu einer verdickten Haut und Narbengewebe und letztlich zu der charakteristischen Beule.
Der erfahrene Breaker hatte vor der Behandlung über Unbehagen und leichte Schmerzen geklagt und hatte aufgrund der auffälligen Beule das Haus nur noch mit einer Mütze verlassen.
Der Patient, der anonym blieb, freute sich über das Ergebnis der Operation: "Es ist toll, wieder ohne Mütze oder Hut unter Leute gehen zu können." Viele seiner Bekannten nähmen demnach überhaupt nicht mehr Notiz von seiner Schädelform.
Veröffentlicht wurde die Fallstudie im Fachmagazin "BMJ", um das Bewusstsein für die Risiken des Headspinning in der Breaker-Szene zu erweitern. Viele Breaker nutzen heute zum eigenen Schutz eine Beanie-Cap oder andere Formen der Abfederung von Stoß- und Drehbeschwerden.