Einmal bei Rot über die Ampel gegangen, vielleicht doch mal eine Duftkerze bei Ikea mitgehen lassen oder im Alltagsstress einfach mal die Geschwindigkeitsbegrenzung missachtet: in kleinem Maße hat wohl beinahe jede:r schon mal gegen das Gesetz verstoßen.
Tatsächlich wird bei Ordnungswidrigkeiten ohnehin meist ein Auge zugedrückt, was bleibt ist eine mehr oder weniger große Geldstrafe sowie der fassungslose Blick jenes Kindes, das einen an der roten Ampel beobachtet hat. Denn für Kinder hat Gerechtigkeit noch einen anderen Stellenwert, Kriminalität kennen sie meist glücklicherweise nur von dem bösen Einbrecher in ihrem Conni-Buch.
Muss ein eigenes Familienmitglied aufgrund einer Straftat tatsächlich ins Gefängnis, ist das entsprechend mit viel Unverständnis, Trauer und Unsicherheit verbunden.
Wohl auch deshalb hat sich das Land Baden-Württemberg nun eine Aktion einfallen lassen, die Kindern gewissermaßen die Angst vor Kriminellen oder besser dem Gefängnis an sich nehmen soll. Und was eignet sich da besser als ein süßes Erdmännchen?
Aber nochmal von vorn: Konkret ging es dem Justizministerium des Landes Baden-Württemberg darum, Kindern beim Besuch in der Vollzugsanstalt die Unsicherheit zu nehmen. Dafür startete man in der Projektgruppe "Familienfreundliche Vollzugsgestaltung" einen Malwettbewerb unter den Insassen.
Letztlich wurde abgestimmt und den ersten Platz gewann das Bild eines Häftlings aus Mannheim. Darauf zu sehen: ein neugierig dreinschauendes Erdmännchen, fein mit Bleistift skizziert, die flauschigen Pfoten entspannt vor sich gestellt.
Dieses hatte "am besten für die positive Atmosphäre", gepasst, die man mit dem neuen Maskottchen erzeugen wollte. Kinder empfänden das Tier häufig als lustig, sodass eine gelockerte Stimmung entstehen könnte.
Geplant ist laut Justizministerin Marion Gentges (CDU) nun, das Bild in den Gefängnissen als Wandtattoo und in Form von Wegweisern anzubringen. Auch die Herstellung von Kuscheltieren sei in Vorbereitung, solche könnten den Kindern dann "Trost spenden" in ihrer häufig schwierigen Lage.
Einen Namen wird das Erdmännchen wohl auch bald bekommen. Die Gefangenen und ihre Kinder sollen dann wiederum "bei der wahrscheinlichen Vergabe des Namens beteiligt werden", hieß es vom Ministerium.
Mit der Aktion will man den Familien der Insassen mehr Aufmerksamkeit schenken. Das Erdmännchen steht damit quasi symbolisch für die Anerkennung der großen Herausforderungen, die diese durch das Leben mit dem Gefängnis zu bewältigen hätten.