In der Formel 1 herrscht dieser Tage eine lang vergessene Spannung, denn Serienweltmeister Max Verstappen scheint das Gewinnen verlernt zu haben. Am Sonntag wurde der Niederländer in Zandvoort Zweiter, Lando Norris verhinderte als Erster die Heimparty für den Red-Bull-Fahrer.
Mit knapp 23 Sekunden Rückstand auf den McLaren-Piloten verpasste Verstappen in seinem 200. Grand Prix seine vierte Oranje-Party. Der dreifache Weltmeister wartet damit seit zwei Monaten auf einen Triumph bei einem Grand Prix, letztmals jubelte er beim Großen Preis von Spanien.
"Wir sind schon seit ein paar Rennen zu langsam", befand Verstappen nach dem Auftritt in seiner Heimat. "Wir werden ein paar Rennen brauchen, um Änderungen durchzuführen." Vorerst kann er trotzdem noch einigermaßen entspannt aufs Gesamtranking schauen, auf den Zweiten Norris hat er noch immer einen Vorsprung von 70 Punkten.
Bei noch neun ausstehenden Großen Preisen mutet dies komfortabel an, RTL-Experte Felix Görner sieht Red Bull trotzdem in der Bredouille. "Beide Formel-1-Weltmeisterschaften sind jetzt wieder offen. Die eine, die Teamweltmeisterschaft, kippt. Red Bull wird McLaren, wenn sie so weiterfahren, nicht auf Distanz halten können", schreibt er in seiner Kolumne für "sport.de".
Landet McLaren am Ende tatsächlich vor Red Bull, gehen dem österreichischen Rennstall 20 Millionen US-Dollar durch die Lappen: "Für Red Bull ist das eine Alarmsituation, weil das beispielsweise mehr als das Fahrergehalt von Sergio Perez ist." Es sei zugleich auch "die Quittung für eine nicht mehr funktionierende Autoentwicklung".
Die sich mehr und mehr abzeichnende Wachablösung ist indes nicht die einzige mögliche Veränderung innerhalb der Formel 1. Denn auch ein Fahrerwechsel wird immer wahrscheinlicher. "Wir rechnen damit, dass Logan Sargeants Zeit bei Williams abgelaufen ist, das kann jetzt schnell passieren", schreibt Görner.
Aber wer steigt dann kurzfristig für das Rennen in Monza in den Wagen? "Da gibt es ein paar Kandidaten, auch aus dem Juniorprogramm", weiß der RTL-Experte. So habe Williams bereits bei Red Bull wegen Liam Lawson angefragt, der erhalte aber keine Wechselfreigabe.
Öffnet sich daher die Tür für Mick Schumacher? "Der steht im Moment bei Teamchef James Vowles nicht ganz oben auf der Liste der Prioritäten", ordnet Görner die Chancen des Deutschen ein: "Es ist also eher unwahrscheinlich, dass er das Williams-Cockpit bekommt."
Durch seine Tätigkeit als Ersatzfahrer für Williams, Mercedes und McLaren besitzt Mick Schumacher aber zumindest einen Kontrakt, "vertraglich wäre es also kein Problem". Am Fahrer selbst würde es jedenfalls nicht scheitern. "Er würde natürlich zusagen, wenn er die Chance bekommt. Und dann auch in Monza fahren."
Auch an der Unterstützung von außen dürfte es nicht scheitern, wie Görner in Verbindung mit einer Prognose für Mick Schumacher festhält:
Das Trio sei auch bei McLaren-CEO Zak Brown vorstellig geworden, um im Zweifel einen Plan B für den deutschen Rennfahrer zu finden.
Feststeht für den RTL-Experten zumindest eines: "In der WEC bei Alpine wird Mick im nächsten Jahr nicht mehr fahren, da der Rennstall dort sein Programm etwas reduzieren wird."