Fressanfall nach dem Tanzen? Nee, wir haben "Müdigkeitsappetit".Bild: E+
Gesundheit & Psyche
Diese Studie zeigt, warum du nach der Partynacht Burger und Döner in dich reinstopfst
18.12.2018, 07:5018.12.2018, 07:50
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Nach einer kurzen Nacht mit Heißhunger auf Schokolade,
Burger und anderes Junk-Food aufzuwachen – das dürfte dir bekannt vorkommen. Bislang galt ein gestörter Hormonhaushalt als Grund
für die merkwürdigen – und übrigens ungesunden – Fressattacken.
Der "Müdigkeitsappetit" könnte aber auch ganz anders entstehen, wie
Forscher der Universität Köln nun im "Journal of
Neuroscience" berichten. Sie fanden Hinweise darauf, dass der
Schlafentzug das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert und die Lust
auf fettige Snacks ankurbelt.
Wenig Schlaf ist immer erstmal schädlich
Die negativen Auswirkungen von zu wenig Schlaf auf die Gesundheit
sind bereits durch mehrere Untersuchungen belegt. So zeigten etwa
epidemiologische Studien, dass Menschen mit chronischem Schlafmangel
ein erhöhtes Risiko für Adipositas oder Typ 2-Diabetes haben.
Als
Ursache dafür wurde bisher häufig der Hormonhaushalt gesehen: Zu
wenig Schlaf bringe diesen durcheinander, in der Folge werde der
Heißhunger auf fettige oder süße Speisen geweckt, so die Annahme.
Und so lief die Studie ab
Ein Team um Julia Rihm, die im Bereich Biologische Psychologie an der
Universität Köln forscht, stellte diese Annahme nun auf die Probe. Ihre Studie hat zwar nicht viele Teilnehmer und das Team untersuchte zudem nur Männer, doch die umfangreiche Analyse der Folgen des Schlafmangels macht das Ergebnis trotzdem spannend:
Die Wissenschaftler luden 32 gesunde, schlanke Männer ins Labor ein,
wo sie ihnen an zwei Abenden mit mehreren Tagen Abstand ein
Abendessen servierten. Danach wurden die Teilnehmer angewiesen,
entweder nach Hause und normal ins Bett zu gehen oder im Labor zu
bleiben, wo sie wachgehalten wurden.
An den Morgen danach schickten die Wissenschaftler alle Probanden in
eine MRT-Röhre. Dort wurde die Aktivität ihres Gehirns aufgezeichnet,
während sie eine Aufgabe bearbeiteten: Die Männer sollten erklären,
wie groß ihre Bereitschaft ist, für bestimmte Snacks oder für
Nicht-Nahrungsmittel Geld zu bezahlen. Zusätzlich wurde ihnen Blut
abgenommen, um ihre Hormonwerte zu messen, und sie sollten ihr
Hungergefühl auf einer Skala einordnen.
Für Jan Peters, ebenfalls von der Universität Köln und Mitautor der
Studie, ist die gemeinsame Analyse dieser drei Faktoren das Besondere
an der Untersuchung: "Wir haben sowohl hormonelle Veränderungen als
auch den Einfluss auf das Verhalten und Effekte auf das Gehirn
erhoben", erklärt er im Gespräch mit dpa.
Welche Erkenntnisse gab es?
Dabei stellten die Forscher fest, dass Schlafverlust den subjektiven
Wert von Nahrungsmitteln im Vergleich zu Nicht-Nahrungsmitteln
erhöht. Obwohl das Hungergefühl in beiden Versuchsgruppen gleich sein
sollte, da die Teilnehmer sowohl in der schlaflosen als auch der
geruhsamen Nacht die gleiche Zeit ohne Nahrung auskamen, zeigte sich
doch ein deutlicher Unterschied: Mit Schlafentzug waren die Probanden
gewillter, mehr Geld für Snacks als für Nicht-Nahrungsmittel
auszugeben.
"Diesen Effekt konnte man aufgrund der bisherigen Studienlage
erwarten", fasst Neurowissenschaftler Peters zusammen. Allerdings
seien eben nicht Hormone dafür verantwortlich, wie die Blutanalysen
zeigten. Vielmehr zeigten die MRT-Aufnahmen verstärkte Aktivitäten in
zwei Gehirnbereich: in der Amygdala, die sich in den Temporallappen
des Gehirns befindet und zum limbischen System gehört, sowie im
Hypothalamus, der im Zwischenhirn liegt.
Eine schlaflose Nacht kann schon ausschlaggebend sein
Schon eine Nacht Schlafentzug löse hier einen Kreislauf aus, der ein
essensspezifisches, neuronales Belohnungssystem in Gang setze,
berichten die Forscher. Das Angebot von Snacks wirkte wie ein
Belohnungsreiz für die Teilnehmer des Versuchs, auf den das limbische
System reagiert und hier eben insbesondere die Amygdala, welche
affekt- oder lustbetonte Empfindungen verarbeitet. Warum diese
Regionen bei übernächtigten Menschen stärker aktiviert werden, müsse
laut Jan Peters in weiteren Versuchen geklärt werden.
Mit Handlungsempfehlungen ist der Wissenschaftler angesichts der
Untersuchungsergebnisse zurückhaltend: "Anscheinend ist es im
Querschnitt so, dass wenig Schlaf das Risiko für eine ganze Reihe von
Gesundheitsproblemen erhöht, zu denen auch Adipositas gehört." Mit
der neuen Studie ergebe sich ein weiterer Baustein zur Erklärung des
Zusammenhangs: "Wir sind nun ein Stück dichter dran zu verstehen,
welcher Mechanismus auf neuronaler Ebene dieses Verhalten auslöst und
welcher vielleicht eher eine untergeordnete Rolle spielt."
(pbl/dpa)
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