Behördengänge in Deutschland sind für ihre Mühseligkeit berühmt-berüchtigt: Ob wegen ausgebuchter Termine, ewigen Wartezeiten oder nur Barzahlung. Dass die deutsche Bürokratie oftmals noch in längst überholten Strukturen feststeckt, zeigt sich hier allzu deutlich.
Es gibt aber auch immer wieder Grund zur Hoffnung, dass es auch anders werden kann. Die Bundesagentur für Arbeit will etwa künftig eine App für ihre Kund:innen anbieten, die Nachrichten, Termine und Bearbeitungsstand von Anträgen anzeigen kann. Und in Augsburg soll jetzt auch der Wunsch nach einem Behördengang ohne Öffnungszeiten keine Zukunftsmusik mehr sein.
Im bayerischen Augsburg können Bürger:innen ihren neuen Ausweis oder Reisepass künftig rund um die Uhr an einem Automaten abholen. In einem Verwaltungszentrum der Kommune wurde dafür eine Dokumenten-Ausgabebox aufgestellt, teilte die Stadt am Dienstag mit.
Wer ein neues Ausweis-Dokument im Augsburger Bürgerbüro Stadtmitte beantragt, kann künftig die Box als Abholoption wählen und damit jederzeit und kostenfrei die entsprechenden Dokumente besorgen. Die Bürger:innen erhalten dann eine SMS auf das Handy, sobald der Pass oder Ausweis fertig und abholbereit ist. Mit einem Pin-Code erhalten die Empfänger:innen Zugang zu dem Gerät. Auch nachts und am Wochenende.
Wenn das Dokument nicht binnen sieben Tagen abgeholt wird, so wird es zunächst wieder in der normalen Ausgabe des Amtes hinterlegt und die Empfänger:innen darüber per SMS informiert.
Möglich ist dieses Angebot durch eine neue Regelung, die seit November 2023 gilt. Seitdem können laut einem Bericht des MDR Ausweis-Dokumente auch an Ausgabe-Automaten abgeholt werden – falls in der Kommune einer vorhanden ist. Bisher sei dies vor allem für andere Dokumente möglich gewesen.
Voraussetzung für die aktuelle Änderung ist dem Bericht zufolge eine rechtliche Anpassung in Bezug auf den PIN-Brief. Bisher musste der Erhalt persönlich mit einer Unterschrift bei der Behörde bestätigt werden. Seit November reicht die einfache Zustimmung in einer SMS oder Mail, oder die Bestätigung an einem Automaten.
Die drittgrößte Stadt Bayerns will mit dem neuen Angebot ihre Dienstleistungen bürgerfreundlicher machen. Nach Angaben des Herstellers der Automaten sind diese Geräte unter anderem bereits in Schwerin, Bochum, Kassel, im hessischen Stadtallendorf und in Fredenbeck in Niedersachsen im Einsatz.
Frank Pintsch, Ordnungsreferent der Stadt Augsburg, sagte, dass die DokBox im Zuge eines breiter angelegten Pilotprojekts eingeführt wurde. Dafür arbeitet Augsburg als Pilotkommune mit dem Hersteller der DokBox und der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern zusammen.
Zu den weiteren erarbeiteten Angeboten gehört eine Online-Zulassungsbehörde, eine elektronische Wohnsitzanmeldung und ein Bürgerservice-Portal. Diese Funktionen sollen den Bürger:innen möglichst viele Leistungen auch unabhängig von den Öffnungszeiten bieten.
(mit Material der dpa)