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VW-Krise: Was man bei Volkswagen aktuell verdient

ARCHIV - 07.09.2023, Niedersachsen, Wolfsburg: Das VW-Logo steht auf dem Markenhochhaus im Volkswagen Stammwerk. (zu dpa:
Gehaltserhöhungen bekommt bei VW wohl erstmal niemand mehr.Bild: dpa / Julian Stratenschulte
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VW-Krise: Was verdient man eigentlich bei Volkswagen?

29.10.2024, 16:52
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Die Nachricht verbreitete sich am Montag wie ein Lauffeuer: Der Volkswagen-Konzern plant offenbar den Abbau Zehntausender Stellen; mindestens drei VW-Werke sollen dichtgemacht werden. Das teilte die Betriebsratschefin Daniela Cavallo am Montag mit.

"Niemand von uns hier kann sich noch sicher fühlen", sagte sie bei einer Info-Veranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Wer nicht von einer Kündigung betroffen ist, muss sich womöglich auf Gehaltskürzungen einstellen. Laut Betriebsrat plant VW, den Haustarif pauschal um zehn Prozent zu kürzen. Gehaltserhöhungen soll es vorerst keine mehr geben.

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Von diesen Neuigkeiten sind die Mitarbeiter:innen natürlich alles andere als erfreut. "Ich kann nur alle Vorstände und alle an der Unternehmensspitze warnen: Legt euch nicht mit uns, mit der VW-Belegschaft an", sagte Cavallo unter dem Beifall der Mitarbeiter:innen. Die Friedenspflicht endet bei VW Ende November, danach sind auch Streiks möglich.

Was Werksschließungen und Kündigungen zur Folge hätten, liegt auf der Hand. Eine pauschale Gehaltskürzung von zehn Prozent ist für Außenstehende womöglich schwieriger zu greifen, denn die Gehälter der VW-Mitarbeiter:innen variieren mitunter stark.

Diese Folgen hätte eine Gehaltskürzung um zehn Prozent

Im Haustarifvertrag vom November 2022 sind insgesamt 22 Gehaltsstufen ausgewiesen. Das monatliche Einkommen der Mitarbeiter:innen bewegt sich demnach seit Mai 2024 zwischen 2409 und 8361 Euro. Die meisten Beschäftigten in der Produktion sind in den Stufen 7 bis 9 eingruppiert, sagt ein Betriebsrat-Sprecher gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).

Ihr monatliches Brutto-Gehalt liegt zwischen 3913 und 4303 Euro. Wer einen Bachelor-Abschluss habe lande in Stufe 13 und könne mit 5302 Euro im Monat rechnen, Master-Absolvent:innen verdienen monatlich 5626 Euro. Zusätzlich erhalten VW-Mitarbeiter:innen einen Tarifbonus, der vom Gewinn der Marken VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge abhängig ist.

Weitere Einblicke in die Gehälterstruktur der VW-Mitarbeiter:innen bietet das Vergleichsportal Kununu. Dort können Arbeitnehmer:innen anonym ihren Arbeitgeber bewerten und ihre Gehälter angeben. Kununu ermittelt anhand der Daten das jeweilige Durchschnittsgehalt.

Demnach verdient ein:e Ingenieur:in bei VW durchschnittlich 84.100 Euro pro Jahr (circa 7000 Euro monatlich). Ein:e Kfz-Mechatroniker:in kommt bei dem Autokonzern auf ein Brutto-Jahreseinkommen von 37.100 Euro (rund 3100 Euro monatlich). Eine Sachbearbeiter:in erhält Kununu zufolge im Schnitt 68.500 Euro im Jahr (etwa 5700 Euro monatlich).

Falls VW am Ende eine Gehaltskürzung von zehn Prozent wirklich durchsetzt, würden die Mitarbeiter:innen also mehrere tausend Euro im Jahr verlieren. Ein:e Kfz-Mechatroniker müsste demnach mit gut 300 Euro weniger Gehalt pro Monat auskommen.

Auszubildende würden die Sparmaßnahmen wahrscheinlich auch hart treffen. Kununu zufolge verdienen sie bei VW rund 14.000 Euro im Jahr, also etwa 1166 Euro im Monat. Bei einer Kürzung um zehn Prozent müssten sie jeden Monat mit mehr als 100 Euro weniger auskommen.

Kommen die harten Sparmaßnahmen wirklich?

Ob der VW-Konzern am Ende wirklich die Sparmaßnahmen umsetzen wird, ist ungewiss. Ein Branchenexperte hält die Angaben des Betriebsrats für übertrieben. "Es klingt, als würde hier die große Keule geschwungen, um Zugeständnisse zu bekommen", sagt Jürgen Pieper gegenüber "T-online".

Es sei zwar realistisch, dass VW mehr als 10.000 Mitarbeiter:innen einspare, aber eher dadurch, dass manche freiwillig gehen oder früher in den Ruhestand geschickt werden. Pieper glaubt, dass nicht mehr als ein Werk von der Schließung bedroht sei. "Und selbst die Wahrscheinlichkeit dafür liegt nur bei 30 bis 40 Prozent."

Ob der Experte mit seiner Einschätzung richtig liegt, wird sich noch zeigen. Am Mittwoch kommen der Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen.

Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. Nähere Angaben hatte VW dazu bisher nicht gemacht.

VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter:innen, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen also möglich.

(mit Material der dpa)

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