Von den Erdogan-Fotos bis zum Rücktritt: Der Fall Mesut Özil in 26 Zitaten
22.07.2018, 22:17
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Die Fotos der deutschen Fußball-Nationalspieler Mesut
Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip
Erdogan und der Umgang mit dem Thema haben lange über die Fußball-WM in Russland hinaus für heftige Diskussionen
gesorgt.
Um diese Bilder ging's:
Mesut Özil hat nun Konsequenzen gezogen und ist aus der DFB-Auswahl zurückgetreten.
"Ich habe das deutsche Trikot mit so viel Stolz und Begeisterung getragen, aber jetzt nicht mehr... Rassismus sollte niemals akzeptiert werden."
In 3 Tweets hatte er am Sonntag mit dem DFB, den Medien, rassistischen Anfeindungen und Sponsoren abgerechnet:
Wie konnte es dazu kommen? Wer sagte noch mal was? Und wann wurde die Diskussion eigentlich so giftig?
Die Eskalation in Zitaten:
14. Mai:
"Der DFB respektiert und achtet selbstverständlich die besondere
Situation unserer Spieler mit Migrationshintergrund. Aber der Fußball
und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend
beachtet werden. Deshalb ist es nicht gut, dass sich unsere
Nationalspieler für seine Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen. Der
Integrationsarbeit des DFB haben unsere beiden Spieler mit dieser
Aktion sicher nicht geholfen." (DFB-Präsident Reinhard Grindel bei
Twitter)
DFB-Präsident GrindelBild: AP
"Ich habe nach wie vor überhaupt keine Zweifel an Mesuts und Ilkays
klarem Bekenntnis, für die deutsche Nationalmannschaft spielen zu
wollen und sich mit unseren Werten zu identifizieren." (DFB-Teammanager Oliver Bierhoff)
"Es war nicht unsere Absicht, mit diesem Bild ein politisches
Statement abzugeben, geschweige denn Wahlkampf zu machen." (Ilkay
Gündogan)
15. Mai:
"Menschen können Fehler machen, und wir müssen das Maß wahren. Ich
glaube, dass beide wissen, dass sie einen Fehler gemacht haben."
(Reinhard Grindel)
"Das war keine glückliche Aktion. Wenn man für Deutschland spielt,
dann vertritt man das Land und die deutschen Werte." (Bundestrainer
Joachim Löw)
Es sei eine Situation gewesen, "die Fragen aufwarf und zu
Missverständnissen einlud". (Regierungssprecher Steffen Seibert im
Namen von Bundeskanzlerin Angela Merkel)
"Um es in Fußballersprache auszudrücken, haben sie einen groben
Fehlpass gespielt und was macht man, wenn man einen Fehlpass gespielt
hat? Man versucht, den Ball zurückzugewinnen." (Der langjährige
Nationalmannschafts-Kapitän Philipp Lahm)
"Heimat gibt es auch im Plural. Ein Mensch kann mehr als eine Heimat
haben, und neue Heimat finden. Das hat die Bundesrepublik für
Millionen von Menschen bewiesen und es hat uns bereichert."
(Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei Facebook nach einem
Treffen mit Ilkay Gündogan und Mesut Özil)
"Mesut Özil hat mir heute gesagt: 'Ich bin hier aufgewachsen und
stehe zu meinem Land.'" (Frank-Walter Steinmeier)
"Es gab ein Gespräch und von daher denke ich, dass wir jetzt so
langsam über andere Themen reden können." (Joachim Löw in der ARD)
24. Mai:
"Beide Spieler kamen auf uns zu und wollten es mit uns klären. Mir
war es recht, gerade vor Beginn des Trainingslagers. Beide Spieler
wollten uns klar machen, dass es keine politische Botschaft war. Es
war die Idee von Ilkay, den Bundespräsidenten zu besuchen. Daher sind
diese Dinge besprochen und für mich geklärt." (Joachim Löw)
Joachim Löw und ÖzilBild: imago sportfotodienst
1. Juni:
"Innerhalb der Mannschaft war es überhaupt kein Problem." (Joachim
Löw in einer Zwischenbilanz des WM-Trainingslagers über die
Auswirkungen des umstrittenen Fotos)
Bundeskanzlerin Merkel mit der Nationalmannschaft im TrainingslagerBild: GES-Sportfoto POOL
5. Juni:
"Die Reaktionen haben mich getroffen, vor allem auch die persönlichen
Beleidigungen. Weil ich schon der Meinung bin, dass einige Vorwürfe,
die jetzt gegen Mesut und mich aufgekommen sind, nicht zu 100 Prozent
stimmen." (Ilkay Gündogan)
"Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr
starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals
behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident
oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin. Deshalb war es auch
nie ein Thema, ein politisches Statement zu setzen." (Ilkay Gündogan)
"Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich bin der Meinung, wir
haben sehr viel gemacht - und jetzt reicht es dann auch." (Oliver
Bierhoff zu Vorwürfen gegen den DFB zum Umgang mit dem Thema)
10. Juni:
"Ich glaube, die beiden Spieler haben nicht bedacht, was das Foto
auslöst mit dem Präsidenten Erdogan." (Angela Merkel in der ARD)
"Mündig heißt ja, dass man selbst entscheidet und verantwortet, wie
man reagiert. Und das tut Mesut. Ob es in diesem Fall richtig und gut
für ihn ist, steht auf einem anderen Blatt." (Oliver Bierhoff zur
Entscheidung von Özil, sich bei der WM nicht zum Treffen mit Erdogan
zu äußern)
Oliver Bierhoff mit ÖzilBild: imago sportfotodienst
17. Juni:
"Am Anfang hat das schon ein bisschen gestört in der Mannschaft, war
sogar belastend." (Nationaltorwart Manuel Neuer zum Einfluss des
Wirbels um Özil und Gündogan auf die Nationalmannschaft in der
WM-Vorbereitung)
Manuel NeuerBild: imago sportfotodienst
5. Juli:
"Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch
nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu
überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen. Und insofern hätte
man überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet." (Oliver
Bierhoff in einem Interview mit "Die Welt")
6. Juli:
"Es tut mir leid, dass ich mich da offenbar falsch ausgedrückt habe
und diese Aussagen missinterpretiert werden. Sie bedeuten in keinem
Fall, dass es im Nachhinein falsch gewesen sei, Mesut mitzunehmen." (Oliver Bierhoff in der "Bild"-Zeitung zu seiner Aussage vom Vortag)
"Diese Aussage ist eine Frechheit. Sie dient meiner Meinung nach nur
dazu, die eigene Haut zu retten." (Mesut Özils Vater Mustafa Özil in
der "Bild am Sonntag" zu den Äußerungen von Oliver Bierhoff)
"Es stimmt, dass sich Mesut bisher nicht geäußert hat. Das hat viele
Fans enttäuscht, weil sie Fragen haben und eine Antwort erwarten.
Diese Antwort erwarten sie zu Recht. Deshalb ist für mich völlig
klar, dass sich Mesut, wenn er aus dem Urlaub zurückkehrt, auch in
seinem eigenen Interesse öffentlich äußern sollte." (Reinhard Grindel
in einem Interview des "Kicker")
"Daneben müssen wir die sportliche Analyse abwarten und schauen, ob
Joachim Löw weiter mit ihm plant." (Reinhard Grindel in einem
Interview des "Kicker")
11. Juli:
"Jetzt ist die Zeit zu analysieren: die Leistungen auf dem Platz, den
Umgang mit dieser Affäre. Und danach muss man mit seiner Haltung an
die Öffentlichkeit gehen. Das wäre die richtige Aufarbeitung." (Ex-Kapitän Philipp Lahm in einem Interview der "Zeit")
19. Juli:
"Das katastrophale Krisenmanagement des DFB infolge der Erdogan-Fotos
hat Raum gelassen für Angriffe von rechts und die überwunden gehoffte
Debatte, ob hier geborene Deutsch-Türken wirklich Teil unserer
Gesellschaft sind oder für immer Ausländer bleiben. Das wirft uns um
Jahre zurück." (Der frühere Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir in der "Frankfurter
Allgemeinen Zeitung")
22. Juli:
"Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der
jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler
Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und
Respektlosigkeit verspüre." (Mesut Özil)
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