"Manchmal liegt Stärke im Loslassen": Matthias Schweighöfer schiebt eigenes Ego beiseite
Matthias Schweighöfers Karriere in Deutschland basiert auf Komödien. Er feierte vor allem Erfolge mit Filmen wie "Rubbeldiekatz" (2011), "Schlussmacher" (2012) oder "Der Nanny" (2015). Inzwischen spielt er auch in internationalen Blockbustern wie "Oppenheimer" mit und war in mehreren Netflix-Filmen zu sehen.
Für "Das Leben der Wünsche" kehrte Schweighöfer nach Deutschland zurück. In dem Film werden alle Wünsche wahr, bis seine Figur den einen Wunsch gefunden hat, um glücklich zu werden.
Im Interview mit watson spricht der 44-Jährige über seine eigenen Ängste, verrät, wie er selbst zum Thema Eitelkeit steht, und offenbart, warum für ihn die Beziehung echte Arbeit ist.
watson: 2009 erschien der Roman "Das Leben der Wünsche". Du hast dir die Filmrechte gesichert, nach acht Jahren wurde die Produktion fertig. Welche Sichtweise hat sich bei dir selbst auf den einen wahren Wunsch im Leben geändert?
Matthias Schweighöfer: Ich glaube, den einen wahren Wunsch gibt es gar nicht. Im Laufe der Arbeit am Film habe ich gemerkt, dass Wünsche oft mehr mit Vorstellungen oder Erwartungen an mich selbst zu tun haben. Es sind verschiedene Wünsche in verschiedenen Lebensbereichen, die sich mit der Zeit verändern.
Welcher Wunsch wäre dir am wichtigsten?
Gesundheit steht für mich an erster Stelle. Ohne sie ist alles andere nebensächlich. Gleichzeitig ist mir Disziplin wichtig – und der Mut, mir selbst treu zu bleiben. Ich hinterfrage mich immer wieder und versuche, bewusst zu leben. Wir haben nur dieses eine Leben – also wie will ich es gestalten?
Hast du einen besonderen Wunsch, den du dir für deinen nächsten Lebensabschnitt erfüllen möchtest?
Ich möchte so viel wie möglich von der Welt sehen und gleichzeitig das Hier und Jetzt genießen. Das ist mir wichtig.
Nicht zuletzt wird im Film gezeigt, wie aus Liebe Entscheidungen getroffen werden, die besonders schmerzhaft und von Verlustängsten geprägt sind. Wie gehst du mit Ängsten um?
Ich versuche, mich meinen Ängsten zu stellen. Sie haben ihre Berechtigung. Ich verdränge sie nicht, sondern frage mich, woher sie kommen und warum sie gerade auftauchen. Das hilft mir, sie besser zu verstehen.
Macht treibt die Figuren bei "Das Leben der Wünsche" an. Deine Rolle Felix Niemann wird am Ende aber nicht glücklich. Was ist für dich der Antrieb?
Mein Antrieb ist Neugier. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und frage mich oft: warum eigentlich nicht? Wenn jemand sagt, etwas sei unmöglich, reizt mich das umso mehr. Mich interessiert, ob Dinge wirklich machbar sind – und wenn nicht, warum.
Gab es zu Beginn deiner Karriere Menschen, die nicht an dich geglaubt haben?
(lacht) Ja, meine Französischlehrerin hat mal gesagt: "Das mit dem Film wird sowieso nichts." Da dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Es gibt immer Menschen, die einem abraten. Wichtig ist, trotzdem an sich zu glauben.
Die Haare deiner Figur sind ein Schlüsselmoment im Film. Wie eitel bist du selbst?
(lacht) Ich würde sagen, ich habe eine gesunde Form von Eitelkeit. Aber ich kann auch gut über mich selbst lachen und mich nicht zu ernst nehmen. Das ist mir wichtig.
Gerade für Männer können Haare ein sensibles Thema sein. Bestimmt dein Aussehen dein Selbstwertgefühl?
Mein Selbstwertgefühl hängt nicht vom Äußeren ab. Ich kenne Menschen, die nicht dem klassischen Schönheitsideal entsprechen und trotzdem eine unglaubliche innere Stärke haben. Wenn Selbstwert von innen kommt, ist das für mich echtes Selbstbewusstsein.
Im Film geht es viel um Liebe und Glück. Sind das auch für dich die wichtigsten Säulen im Leben?
Liebe ist ein zentrales Thema – vor allem, wie man ihr begegnet. Und Glück oder Zufriedenheit bedeutet für mich, loslassen zu können. Wie bei meiner Filmfigur geht es darum, zu erkennen, dass nicht immer das eigene Ego im Mittelpunkt stehen muss. Manchmal liegt Stärke im Loslassen.
Paare entwickeln im Laufe der Jahre unterschiedliche Ziele. Werden heute zu wenig Kompromisse eingegangen, um für das zu kämpfen, was man liebt?
Jede Beziehung ist anders, aber für mich ist entscheidend: Ich entscheide mich jeden Tag neu für die Beziehung. Das ist Arbeit. Keine Beziehung funktioniert ohne gegenseitiges Investment.
Gerade durch Dating-Apps sind heute viele Möglichkeiten verfügbar.
Man kann sich heute mit der ganzen Welt vergleichen – das ist Fluch und Segen zugleich. Auch beim Dating. Es gibt unendlich viele Optionen, und genau das macht es manchmal schwierig, im Moment zu bleiben. Sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, ist echte Arbeit.
Deine Partnerin Ruby O. Fee spielt im Film ebenfalls mit. Wie wichtig war dir, dass sie Teil der Geschichte wird?
Wir haben mit dem Regisseur Erik Schmitt über die Besetzung gesprochen, und er meinte irgendwann: "Ich finde Ruby für die Rolle großartig." Als sie das Buch gelesen hat, wollte sie unbedingt Teil des Projekts werden. Sie war viele Jahre im Entwicklungsprozess involviert. Und mit Luise Heyer und Verena Altenberger haben wir ein starkes Ensemble geschaffen.
Die Figur Jill, gespielt von Ruby O. Fee, kämpft gegen eine männerdominierte Welt. Wie siehst du den Prozess der Gleichberechtigung?
Ich finde es wichtig, sensibel zu sein und Veränderungen aktiv mitzugestalten. Der gesellschaftliche Wandel ist gut und notwendig. Es ist wichtig, Räume zu öffnen und Vielfalt zu fördern.
Du bist in ernsteren Rollen zu sehen. War das eine bewusste Entscheidung?
Ich liebe Komödien, aber sie sind oft viel anstrengender, als man denkt – Timing ist alles. Gleichzeitig interessieren mich andere Genres wie Thriller, Sci-Fi oder Action. Es gibt so viele Themen, die ich spielen möchte. Nur Komödie wäre mir irgendwann zu einseitig.
Welchen Tipp gibst du jungen Schauspieler:innen?
Bleibt bei euch. Vergleicht euch nicht mit anderen. Jeder hat seinen eigenen Weg. Wenn ihr eine Vision habt, glaubt daran und verfolgt sie. Es ist euer Leben, euer Weg – und das ist das Schöne daran.
