Ao dachte, er sei nur ein Gesicht in der Menge.
Als einer von 50.000 Besuchern eines Konzerts im südostchinesischen Nanchang fühlte sich Ao - von dem in chinesischen Medien nur der Nachname kursiert - sicher.
Er lag falsch: Eine der zahlreichen Überwachungskameras am Veranstaltungsort erkannte und schnappte ihn mithilfe von Gesichtserkennungstechnologie.
Der Mann soll laut lokalen Medien eine "wirtschaftliche Straftat" begangen haben und war deshalb in einer Datenbank mit Foto gelistet.
Als die Polizei den Verdächtigen aus der Menge zog und verhaftete, war Ao laut eines Beamten "bleich und schockiert". Der Chinese sagte, er wäre niemals zu dem Konzert gegangen, wenn er gewusst hätte, dass die Polizei ihn so einfach identifizieren kann.
Polizistin mit Überwachungsbrille an einem Bahnhof in China. bild: getty Images
Überwachungskameras werden am Tiananmen-Platz in Peking installiert bild: getty images
China ist auf dem besten Weg seine Bürger mit Technologie allumfassend zu überwachen. Bis zum Jahr 2020 soll es in China schätzungsweise mehr als 600 Millionen CCTV-Kameras geben. Laut offiziellen Dokumenten will die chinesische Regierung die Videoüberwachung "allgegenwärtig, vollständig vernetzt, immer funktionstüchtig und voll steuerbar" machen.
Zusätzlich führt China gerade ein "Social Credit System" ein.
Der Bürger-Score ergibt sich aus der Überwachung des sozialen Verhaltens einer Person:
Thomas de Maizière testet die Gesichtserkennung am Bahnhof Berlin Südkreuz Bild: Markus Schreiber/AP
Am Bahnhof Berlin Südkreuz werden seit Sommer 2017 Kamerasysteme mit biometrischer Gesichtserkennung getestet. Die Technik könnte dabei helfen, Terroranschläge zu verhindern, hofft die Bundespolizei. Ex-Innenminister de Maizière forderte damals sogar den bundesweiten Einsatz der Technologie. Die Bundesbeauftragte für Datenschutz Andrea Voßhoff sagte dazu:
Andrea Voßhoff, Bundesbeauftragte für Datenschutz
Die deutsche Polizei nutzt bereits seit 2008 ein System zur Gesichtserkennung, um damit Personen zu identifizieren. Allerdings nicht automatisch, wie in China, sondern nur manuell in Ermittlungen oder bei Personenkontrollen. Das Pilotprojekt zur automatischen Erkennung lässt jedoch befürchten, dass sich das auch ändern könnte.