Wie eine Kampagne für Girl-Power und Diät-Lollis ordentlich schief ging
Dass die Marketing-Abteilungen großer Firmen auf den Feminismus-Zug aufspringen, ist inzwischen gelernt: Siehe die "the future is female"-Shirts großer Modeketten oder "feministische" Parfums und Make-Up-Paletten...
Logisch, das Thema ist gut fürs Image und beschäftigt die Zielgruppe (junge Frauen). Nur: Manchmal geht diese Werbelüge zu weit – und macht die Kundinnen richtig sauer. Wie im Falle einer US-Firma, die unter dem Motto "Girlpower" Diät-Lollis verkaufen. Ja, DIÄT-Lollis. Und DIÄT-Tee.
In ihrer Kampagne richtet sie sich an junge Frauen, wirbt mit knackigen Sprüchen über Frauensolidarität ("Mädels müssen Mädels unterstützen"), Unangepasstheit ("Sei ungestüm, nicht durchschnittlich") oder Selbstbewusstsein ("Mach was du willst. Und wenn es Leute nicht gefällt... Scheiß drauf!").
Letztlich geht es dann aber doch nur um eins: Den perfekten Körper und vor allem einen flachen Bauch. Dafür sollen die "Powerfrauen" Tee trinken und Lollis lutschen.
Oder wie es Emma Hope Allwood bei Dazed ironisch auf den Punkt bringt:
Die schräge Kampagne...
Die Celebrities machen fleißig mit. Das australische Label hinter den hippen Appetitzüglern wurde 2015 von einer US-Firma gekauft und nutzt seitdem die Marketingmacht der Prominenten in sozialen Netzwerken: Kim Kardashian, Amber Rose und Kylie Jenner – sie alle haben sich Posts sponsoren lassen.
Auch Mia Tyler, die Tochter von Steven Tyler, bekam ein entsprechendes Angebot der Abnehm-Firma und reagierte entsetzt. Sie postete deren Kontaktaufnahme öffentlich.
Hier Mia Tyler's Post:
Jetzt hagelt es Kritik
Unter vielen Frauen machte sich massiver Unmut über die Marketing-Kampagne breit. Sie fühlen sich nicht nur von den Stars verraten und verkauft, sondern sind auch entsetzt, dass ausgerechnet Abnehmprodukten ein Image übergestülpt wird, das Girlpower suggerieren soll.
"Ich habe Promis gesehen, die diese Appetitzügler bewerben. Das ist aus mehreren Gründen extrem gefährlich. Beschäme Menschen nicht, die Hunger haben. Körper brauchen Kraftstoff. Ich bin angewidert."
"Als Essstörungs-Überlebende sage ich dir, solcher Mist wird dich fürs Leben zeichnen. Gib' dein Geld nicht dafür aus. Iss' was und wann immer du willst. Es ist nicht deine Aufgabe auf Erden, einen flachen Bauch zu haben."
"Meine Tochter hat mit 13 Anorexie entwickelt. Schämt euch, dass ihr mit euren Appetitzügler-Lollis junge Mädchen ins Visier nehmt. Der beste Weg, Hunger zu stoppen, ist genug zu essen. Oh, und ich bin nicht euer ,Babe'."
Haben die Werbeleute nicht aufgepasst, als es um Emanzipation ging? Auf der einen Seite das Bild einer straffen Superbraut propagieren, auf der anderen Seite zu mehr Selbstakzeptanz aufrufen – wie geht denn das zusammen? Genau. Gar nicht.
Der Gipfel: Auf dem Times Square mietete die Firma jetzt eine ganze Plakatwand, auf der ein fröhliches Model gegen ihren Hunger anlutscht ("Du hast Gelüste? Girl, sag Ihnen, sie ,können dich mal'"). Dagegen wurde eine Petition ins Leben gerufen, die bereits mehr als 81.000 Unterstützer gefunden hat.
Petitions-Starterin Tess Holliday
Die anvisierten Kundinnen haben jedenfalls eine deutliche Antwort für das Unternehmen gefunden. Instagramerin Megan Crabbe macht es vor: