Allein unter Männern. Das kennt Katrin Suder nur zu gut. Das Alleinstellungsmerkmal Frau begleitet die heute 46-Jährige quasi von Beginn ihres Physikstudiums an. Auch als spätere Spitzen-Unternehmerin bei McKinsey ist sie die erste und einzige weibliche Direktorin von insgesamt 63 Führungskräften in Deutschland.
Heute ist sie Vorsitzende des Digitalrats, quasi oberste Beraterin der Bundesregierung bei Fragen rund ums Netz. Sie soll zusammen mit einem zehnköpfiges Gremium das Land in die digitale Spur bringen. Das kann sie, weil die gebürtige Mainzerin sich als Physikerin früh mit neuronalen Netzen und Fragen der künstlichen Intelligenz beschäftigt. Zuvor arbeitet sie 14 Jahre als Unternehmensberaterin. Bei McKinsey will sie "fühlen, was ich nicht bin". Im Sommer 2014 dann ruft Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen an, fragt, ob sie nicht ins Ministerium wechseln wolle. Will sie. Suder wird Staatssekretärin im Verteidigungsministerium. 2018 folgt der schließlich Wechsel in den Digitalrat.
Früh setzt sich Suder für sogenanntes Diversity Management ein. Für ein gleichberechtigtes Miteinander von Mitarbeitern unterschiedlichster sexueller Orientierung. Sie selbst lebt mit einer Frau zusammen und hat zwei Kinder.
Bereits in ihrer Funktion als Unternehmensberaterin gilt Suder als Gestalterin, die mitunter unkonventionelle Wege geht. Das erhofft sich auch die Verteidigungsministerin von Suder als sie Suder zur Staatssekretärin macht. Alte Zöpfe abschneiden, die refombedürftige Bundeswehr auf Vorderfrau bringen und die Transformation weg von einer Verteidigungsarmee zu einer modernen Streitkraft vorantreiben. Suder passt perfekt ins Profil.
Der Abschied folgt dann 2018. Suder wird Vorsitzende des Digitalrats. Im Verteidigungsministerium gibt es offenbar Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Rüstungsaufträgen. Nicht nicht nur die Chefin Suders, Ursula von der Leyen, gerät in die Kritik, sondern auch Suder selbst. Die dürfte eine Rolle im erst kürzlich eingesetzten Untersuchungsausschusses des Bundestags zur Berateraffäre spielen.
Eine besondere Ehre wird Katrin Suder 2015 zu Teil. Sie steht plötzlich auf der Sanktionsliste, die Putin gegen acht deutsche Politiker verhängt. Ihnen wird die Einreise nach Russland verboten. Mehr Auszeichnung geht nicht für eine Demokratin. Suder selbst hatte sich für die Aufrüstung des russischen Nachbarlandes Litauen eingesetzt.
(ts)