In der Mode ist "nude" (übersetzt: nackt) schon länger Thema. Doch was dabei oft vergessen wird: "Nude" ist nicht gleich beige, auch wenn es oft so verkauft wird – sondern meint eigentlich hautfarben. Heißt: Für alle Menschen mit nicht-beiger Hautfarbe braucht es eigene "nude"-Linien.
Oder wie Marisa Crous für einen Modeblog das Problem veranschaulichte: "2010 trug Michelle Obama ein bodenlanges Kleid, (...) das als ,florales, nudefarbenes halterloses Kleid' bezeichnet wurde. Das Kleid war pfirsichfarben. Michelle Obama ist Afro-Amerikanerin."
Crous weiter: ",Nude' ist nur nackt, wenn du weiß bist." Doch langsam scheint die Industrie das Problem erkannt zu haben: Denn gerade beschäftigen sich gleich mehrere Schwergewichte aus Mode- und Popkultur mit einer weiten Bandbreite an hautfarbenen Produkten.
Die Sängerin Rihanna hat eine Make-Up-Linie, die für so ziemlich jede Ethnie eine passende Foundation bietet. Ihre Kundinnen scheinen davon bislang begeistert, denn so eine Auswahl gibt es bei den meisten Drogeriemarken selten – was jeder weiß, der nicht gerade dem Standardbeige entspricht...
Der Modeversand Asos hat diesen April eine Unterwäschelinie an den Start gebracht, für die sich schon Wochen vorher 30.000 Frauen auf die Warteliste setzen ließen – und da soll noch einer sagen, der Markt für dunkle (oder sehr helle) Hautfarben wäre zu klein...
Beyoncé und Jay-Z haben ihr erstes gemeinsames Album herausgebracht und schon das erste Musikvideo dazu ist spektakulär: Frauen unterschiedlicher Hautfarbe tanzen sich in nudefarbenen Klamotten einmal quer durch den Louvre in Paris. Kleiner geht eben nicht bei den beiden.
Das australische Label "fleshtone" wurde 2016 von der Samba-Tänzerin Tayo Ade gegründet, die selbst keine passenden Klamotten in ihrer Hautfarbe fand.
Warum es ihr so am Herzen liegt, dass fleischfarben alle Farbtöne einschließt, erklärt sie bei "a plus": "Beige zum Standard zu ernennen impliziert, dass andere Hautfarben außerhalb des Normalen liegen."
Das Luxuslabel von Christian Louboutin produzierte schon 2013 eine Kollektion nudefarbener Pumps, die zu immerhin fünf möglichen Hauttypen passte – von superhell bis sehr dunkel. 2016 brachte er eine weitere Kollektion Ballerinas im selben Farbspektrum heraus.
Da ein Paar Louboutin-Schuhe locker über 400 Euro kosten ist das natürlich keine ernst zunehmender Fortschritt für die Masse der Frauen. "Aber dass einer der großen Namen sich in dieser Debatte stark macht, muss gewürdigt werden", schrieb der Guardian 2013.
Man sieht ja: Fünf Jahre später scheint auch der Rest der Industrie das langsam verstanden zu haben.