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Stefan Raab: Wieso das RTL-Comeback ein großer Fehler war

Stefan Raab und Bully Herbig in erster gemeinsamer Show bei RTL 

+++ Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet. +++
Hat sich Stefan Raab das mit dem Comeback wirklich gut überlegt?Bild: RTL / Raab Entertainment / Julia Feldhagen
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Stefan Raab: War das Comeback der größte Fehler seiner Karriere?

05.12.2024, 18:03
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Die zweite Staffel von "The Masked Singer" ist bis heute die erfolgreichste in Deutschland. Es schalteten im Schnitt eine Million Menschen mehr ein als in der Premierenausgabe. Die Corona-Pandemie verstärkte das Interesse: Im Lockdown-Frühling 2020 waren einfach mehr Menschen an ihre Sofas gefesselt.

Einen nicht zu unterschätzenden Anteil an dem Erfolg hatten aber auch die hartnäckigen Gerüchte, Stefan Raab würde sich in Staffel zwei unter dem Faultierkostüm verstecken. Als die Maske im Finale fiel und den Schauspieler Tom Beck enthüllte, breitete sich Enttäuschung aus.

Warum tut Stefan Raab sich dieses Comeback an?

Das vermittelt einen groben Eindruck davon, wie gewaltig damals die Sehnsucht nach einem Raab-Comeback war – und wie lukrativ Raabs Versteckspiel. Nach dem nahezu rückstandslosen Karriereende 2015 schwoll Raabs Nimbus als genialer Show-Erfinder und Bühnentausendsassa ins Unermessliche. Teilweise berechtigterweise, Raabs Einfluss auf die TV-Geschichte der letzten 25 Jahre verdient Respekt.

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Vier Jahre nach der "The Masked Singer"-Staffel und den Faultier-Gerüchten kehrte Raab tatsächlich zurück. Man konnte diese Idee schon vorher so mittelgut finden, siehe oben, eingerissene TV-Denkmäler und so. Jetzt, zweieinhalb Monate nach dem Comeback im Rahmen eines dritten Boxkampfes gegen Regina Halmich, steht die Frage noch größer im Raum:

Warum? Warum tut Raab sich, und vor allem uns, das an?

Dieses Comeback ist ein Rätsel. Es ist ein bisschen wie bei einem großen menschenleeren Lampengeschäft, an dem man in einer ausgestorbenen Fußgängerzone vorbeischlendert. Man fragt sich: Wer profitiert eigentlich davon?

Raabs bisher einzige Show seit dem Comeback, "Du gewinnst hier nicht die Million", ist eine Frankensteinschöpfung aus "TV total" und "Schlag den Raab". Das Format wurde derart schwach und einfallslos konzipiert, dass man Raabs Ruf als Show-Tüftler mittlerweile ernsthaft anzweifeln muss.

Kreative Fehlschläge fabrizierte er vorher schon, aber das ist eine neue Kategorie und anders als Blindgänger wie "Täglich frisch geröstet" wieder mit seinem Gesicht verknüpft.

Eine gute Moderation kann einen Unfall wie "Du gewinnst hier nicht die Million" retten. Doch Raab ringt Folge für Folge mit einem nicht enden wollenden Stand-up-Monolog, dessen trockene Pointen regelmäßig auf dem gebohnerten Studio-Boden zerbröseln.

Es tut weh, sich das anzusehen. Man könnte fast Mitleid entwickeln, wie sich dieser offensichtlich außer Form geratene Showmaster mit schlecht geschriebenen Texten durch einen eineinhalb Stunden langen Show-Sumpf quält. Fast.

Mit beleidigenden Witzen gegen die Irrelevanz

Am vergangenen Mittwoch machte Raab sich über ein homosexuelles Pärchen im "Sommerhaus der Stars" und Homosexuelle generell lustig. Er dürfe das, er sei selbst mal schwul gewesen, bevor, uff, "die Ärzte mir geholfen haben".

Daran sind zwei Dinge erstaunlich. Zunächst natürlich die Aussage an sich, die extrem beleidigend und dumm und in ihrer selbstverständlich bewussten Provokation kein bisschen lustig ist. Und dann die Tatsache, dass ein echter Aufschrei ausblieb. Ja, man konnte halt damit rechnen, es ist Raab und wer hat gerade die Energie, sich über eine homophobe Beleidigung von Stefan Raab zu entrüsten? Man nimmt sowas entkräftet zur Kenntnis.

Zwei X-Posts, die den Auftritt mitgeschnitten und kommentiert haben, erhielten zusammengerechnet etwas über 3000 Likes.

Raab ist im Jahr 2024 also nicht mal mehr einen Shitstorm wert. Womöglich spürt er das selber, wenn er die Körper von Politikerinnen abwertet und Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung erniedrigt. Vielleicht ist das seine Art, gegen die Irrelevanz aufzubegehren, die ihn längst ereilt hat. Mal ganz doof gefragt: Hat Raab Spaß daran oder was soll das alles? Es fühlt sich irgendwie nicht so an.

Wäre Raab doch besser nie zurückgekehrt

Raabs neuer Arbeitgeber RTL versucht gleichzeitig krampfhaft den Wert nachzuweisen, den Raab für das Wachstum des Streamingdienstes RTL+ angeblich mitbringt. Was soll das Unternehmen auch anderes tun? Es investiert Berichten zufolge immerhin 90 Millionen Euro in das Projekt Raab. Zuletzt fiel "Du gewinnst hier nicht die Million" auf seinen bisherigen Tiefstwert: Nur noch 200.000 Menschen wollten die zehnte Folge bei RTL+ laut "DWDL" sehen.

Eine weitere Show mit Michael Herbig und unfassbar peinlichem Titel startet am 21. Dezember. Außerdem übernimmt Raab den ESC-Vorentscheid. Unter dem Moderator und Produzenten gewann Deutschland mit Lena Meyer-Landrut zuletzt vor 14 Jahren den europäischen Gesangswettbewerb, seitdem hagelte es Klatschen. Es kann eigentlich nur besser werden.

Auch beim ESC wird Raab deshalb als Heilsbringer empfangen. Die ersten Eindrücke seit seiner Rückkehr werfen allerdings die Frage auf, ob er wirklich Lösungen mitbringt und nicht eher weitere Probleme. Vor 15 Jahren modernisierte Raab den Musikwettbewerb. Heute müsste jemand seine Shows modernisieren.

Man hatte eben gehofft, er würde mit einem Sack voll Ideen und Esprit aus dem Exil zurückkehren. Denn so richtig Lust auf Fernsehen schien Raab schon in den Jahren vor seinem Rückzug nicht mehr gehabt zu haben, seine Sendungen wurden immer bleierner.

Von Branchenkollegen wie Klaas Heufer-Umlauf wurde Raab für seinen konsequenten Rückzug aus dem Show-Geschäft bewundert. In dem Lob schwang jedoch stets eine Mahnung mit: Gut, dass er abgehauen ist, bevor man sich seinen Abgang wünschen musste.

"Let's Dance": Nach Startdatum gibt RTL Profis bekannt und verwirrt mit Ankündigung

RTL hatte bereits verraten, welche Promis in der neuen "Let's Dance"-Staffel um den Titel "Dancing Star" kämpfen werden. Mit dabei sind unter anderem Simone Thomalla, Jeanette Biedermann, Selfiesandra oder Leyla Lahouar. Auch Diego Pooth, Marc Eggers, Ben Zucker oder Fabian Hambüchen probieren sich auf dem Tanzparkett.

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