Ab dem 10. Juni werden isländische Fischer wieder Jagd auf Finnwale machen, zwei Jahre hatten sie pausiert. Finnwale sind eine gefährdete Tierart, 161 Wale dürfen die Fischer töten, diese Quote hat die isländische Regierung erlaubt. Nur: Weltweit wollen immer weniger Menschen das Fleisch essen. Auch Isländer kaum. Die Finnwaljagd ist für die Fischer ein Minusgeschäft.
Der Fischexport ist neben dem Tourismus der größte Wirtschaftszweig der Isländer.
Das größte Walfischunternehmen Islands und das einzige, das auch den gefährdeten Finnwal jagt, ist Hvalur. Sein größter Absatzmarkt ist Japan.
Weil Japan zu hohe Qualitätsstandards verlangte und das isländische Walfleisch mit Umwelttoxinen verseucht war, musste Hvalur seinen Walfang zwei Jahre lang einstellen.
Mittlerweile hat Japan seine Importregulierungen wieder gelockert. Hvalur, so scheint es, wittert die Chance, mit dem Walfang nach zwei Jahren Flaute wieder den Export, und damit auch Islands Wirtschaft, anzukurbeln.
In Zusammenarbeit mit der University of Iceland möchte Hvalur außerdem Medikamente gegen Eisenmangel entwickeln – aus Finnwalblasen und Knochen.
Der größte Absatzmarkt Islands, Japan, jagt selbst Wale.
Das Walfleisch wird jährlich auf Auktionen angeboten. Eine Untersuchung des ICSN Dolphin and Whale Action Networks zeigt im Jahr 2012: Drei Viertel des Fleischs wurde nicht verkauft. Schon die japanischen Fischer bleiben also auf ihrem Fleisch sitzen. Eine Studie des Nippon Research Center aus dem Jahr 2008 zeigt den Grund: Die Japaner wollen gar kein Walfleisch: 95 Prozent der Japaner essen selten oder nie Fleisch.
Ähnlich sieht es in Island aus. Hier wird höchstens der Zwergwal verarbeitet, aber fast nur in Reykjavik und für Touristen, die meinen, eine vermeintlich "traditionelle" Spezialität vor sich zu haben. Nur 3 Prozent der Einheimischen essen laut International Fund for Animal Welfare selbst Walfleisch.
Kristjan Loftsson ist Geschäftsführer des Walfangunternehmens Hvalur und vermutlich einer der reichsten und einflussreichsten Isländer. Er ist beteiligt an anderen Fischunternehmen, verdient auch mit Rotbarsch, Kabeljau und Co. Den Walfang braucht er finanziell nicht. Und trotzdem führt er in durch.
Die Firma Hvalur gründete 1947 Loftssons Vater – als das fettige Walfleisch kurz nach dem zweiten Weltkrieg ein dankbares Lebensmittel war. Auch zuvor hatten die Isländer Wal gegessen, allerdings bloß gestrandeten. Mit den Loftssons wurde isländischer Walfang industriell.
Damit verstößt Island gegen die Konvention zum Erhalt der Artenvielfalt der internationalen Walfangkommission, obwohl es ein Mitglied ist. Mit dem Export des Fleisches verstößt es gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES). Juristische Folgen hat das für Hvalur oder Island keine.
Auch deutsche Fischgenießer könnten den Walfang indirekt unterstützen. *
Die neue links-grüne Premierministerin Islands, Katrín Jakobsdóttir, hatte bereits 2014 gefordert, die Notwendigkeit für den Walfang zu überprüfen. Sie könnte sich jetzt dafür einsetzen, dass die Regierung nach der diesjährigen Jagdsaison keine weiteren Quoten mehr ausspricht.
Und: Greenpeace versucht seit Jahrzehnten durch Aktionen auf hoher See sowohl die Jagd selbst zu verhindern, wie auch Kühlschiffe, mit dem Walfleisch beladen, auf dem Weg nach Japan zu stoppen. In der Vergangenheit weigerten sich zudem einige Fluglinien, das Fleisch zu transportieren.
*In einer ersten Version des Textes hatten wir die Firma "Deutsche See" in Verbindung mit Hvalur gebracht. Diese unterhält seit April keine Geschäftsbeziehungen mehr.