Teenager sind nicht einfach. Wer kann's ihnen verübeln? Waren sie eben noch Kind, trifft sie nun die volle Wucht der Pubertät: Haare, Hormone, Herzschmerz. Der Körper spielt verrückt, das Hirn gleicht einer Baustelle, die Vernunft hat Fieber. Schule und Lehrer nerven, Eltern sowieso. Die Folge: Das jugendliche Leben gerät aus den Fugen, – inklusive aller Umgangsformen.
Thierry Henry, Ex-Weltkassestürmer und seit knapp zwei Monaten Trainer der AS Monaco, kann ein Lied davon singen. Nicht nur, weil der Ex-Weltklassestürmer selbst Vater einer 13-Jährigen ist.
Bei der Pressekonferenz vor dem letzten Champions-League-Gruppenspiel gegen Borussia Dortmund sorgte die folgende Szene für Aufsehen und für Lacher.
Benoît Badiashile, 17, seit vier Wochen Stammspieler in der monegassischen Innenverteidigung, hielt es für nicht notwendig, den Stuhl nach der PK wieder an den Tisch heran zu rücken. Henry gab ihm prompt Nachhilfe. Knigge muss sein – vor allem im Fürstentum.
Sportlich läuft's für den 41-jährigen Henry beim abstiegsgefährdeten französischen Vizemeister nicht so rund (10 Spiele/6 Niederlagen/2 Remis/2 Siege). Dafür scheint Henry aber einen guten Job zu machen, was das Pädagogische betrifft. Frei nach dem Motto: "Solange du deine Füße unter meinen Pressekonferenztisch stellst, ..." und so weiter und so fort.
Badiashile ist aber nicht der einzige Teenie, den Henry aktuell beaufsichtigen muss. Er ist einer von elf Unterzwanzigjährigen, die in der aktuellen Saison im Kader der ersten Mannschaft schon mal standen oder stehen.
Am letzten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase trifft Henry also in Gruppe A auf den BVB. Die Franzosen? Gruppenletzter, ausgeschieden. Die Borussia? Bereits fürs Achtelfinale qualifiziert. Ein Spiel, in dem es um nicht mehr viel geht. Ein Spiel, in dem man ausprobieren kann und darf.
Schon im CL-Gruppenspiel gegen Atlético Madrid (0:2) stellte Thierry Henry Ende November vier U20-Spieler in der Startelf auf. Zwei weitere wechselte er, der selbst 1995 mit 17 Jahren sein Debüt für Monaco feierte, gegen die "Colchoneros" ein.
Als Dortmunder (Hobby-)Scout sollte man dieses Spiel genau verfolgen. Einige der Teenies aus Monaco könnten schon bald auch für die Borussia interessant werden, hat sie doch einige gute Argumente für (französische) Talente: Favre spricht Französisch, Zagadou, Guerreiro und Diallo ebenfalls.
Und dass man in Dortmund als junger Mann groß rauskommen kann, hat man in der Vergangenheit schon oft gesehen. Jüngste Beispiele: Jadon Sancho, Jacob Bruun Larsen, Christian Pulisic. Oder Ousmane Dembélé, Franzose und mittlerweile beim FC Barcelona.
Wir haben uns Thierrys Rasselbande mal genauer angeschaut und zeigen euch die Teenager aus Monaco, die gegen den BVB dabei sein könnten.
Mr. Ich-schiebe-meinen-Stuhl-nicht-an-den-Tisch-zurück ist eigentlich Mr. Zuverlässig. In den vergangenen vier Ligapartien spielte der 17-jährige französische U19-Nationalspieler jeweils 90 Minuten in der Innenverteidigung. Spielte auch schon in der Champions League gegen Madrid durch. Benoît Badiashiles Bruder Loïc (20) ist Ersatztorwart bei Monaco.
Prognose: Wird gegen Dortmund von Beginn an spielen.
Moussa Sylla kam mit 15 Jahren aus Bretigny, Großraum Paris, in die Monaco-Jugend. Der Stürmer durfte in der französischen Ligue 1 schon neunmal spielen (eine Vorlage), und hat auch schon fünf Partien in der Champions League (ein Tor) im Lebenslauf stehen.
Prognose: Wird gegen Dortmund von Beginn an spielen.
Giulian Biancone, Rechtsverteidiger, ist Stammspieler in der U19 von Monaco, die in der Uefa Youth League – im Gegensatz zu den "Großen" – sicher im Achtelfinale steht. Der Franzose, der in der Liga zuletzt zweimal im Kader der ersten Mannschaft stand, durfte gegen Atlético Madrid schon 90 Minuten Champions-League-Luft schnuppern.
Prognose: Könnte im Kader stehen, da die U19 schon im Achtelfinale der Youth League steht, und noch mehr CL-Luft schnuppern.
Han-Noah Massengo steht offiziell im Kader von "AS Monaco B", dem Reserveteam der Monegassen. Der defensive Mittelfeldspieler hat aber schon 37 Minuten Erstligaerfahrung. In der Champions League durfte er gegen "Atléti" über die volle Distanz sein Können zeigen, gegen Brügge hat ihn Henry 22 Minuten vor Schluss eingewechselt.
Prognose: Wird gegen Dortmund von Beginn an spielen.
Der Engländer Jonathan Panzo kam im Sommer aus der U18 des FC Chelsea nach Monaco. Kostenpunkt: Drei Millionen Euro. Hat bisher nur in der Youth League gespielt, in vier Ligapartien war er schon Teil des Kaders.
Prognose: Wird höchstens auf der Bank sitzen.
Der Name ist Thuram. In der Ligue 1 stand der 17-jährige Sohn von Welt- und Europameister Lilian Thuram (46, offiziell Ruddy Lilian Thuram-Ulien) bisher zweimal im Kader. 27 Minuten Champions League waren für den kleinen Mann mit dem großen Namen auch schon drin.
Prognose: Wird höchstens auf der Bank sitzen.
Im Sommer kam der Offensivallrounder ablösefrei von Stade Rennes B zur AS Monaco. Sofiane Diop kommt regelmäßig in der Liga zum Einsatz (elf Einsätze), auch bekam er schon dreimal das Vertrauen in der Königsklasse: Zweimal eingewechselt, einmal 90 Minuten. Mbappé, ick hör' dir trappsen!
Prognose: Wird gegen Dortmund von Beginn an spielen.
Drei Spiele, drei Tore – in der Youth League. Gobe Gouano kam aber auch schon in der "großen" Champions League zum Einsatz, feierte gegen Brügge sein Profi-Debüt.
Prognose: Könnte gegen Dortmund im Kader stehen.
...kommen allesamt leider nicht für einen Einsatz infrage. Das Teenie-Trio fällt mit Verletzungen aus.
(as/dpa)