Rheinhessisch? Nein, Französisch! Wenn sich die Spieler in der Kabine des FSV Mainz 05 auf das Spiel vorbereiten, dann hört man neben Deutsch vor allem Französisch. Kein Wunder: Schließlich tummeln sich im Kader gleich vier Spieler aus dem Land des Fußball-Weltmeisters, dazu noch der Kameruner Pierre Kunde. Ein Einzelfall ist die Situation in der Bundesliga dabei keineswegs. Franzosen-Importe liegen voll im Trend – aus gutem Grund.
Die französischen Gastarbeiter verrichten ihren Dienst vielerorts als Stammspieler und auf allerhöchstem Niveau – wie diese hier:
23 Franzosen stehen bei den 18 Bundesligisten in dieser Saison unter Vertrag, 17 davon liefen am vergangenen Spieltag auf. Die zahlreichen Spieler mit doppelter Staatsbürgerschaft, die international für die afrikanische Heimat ihrer Eltern auflaufen, sind dabei noch nicht einmal eingerechnet. Trotzdem sind französische Profis nach den Österreichern (28) die zweitgrößte "Fremdenlegion" der Bundesliga. Und das, nachdem vor fünf Jahren noch lediglich drei von ihnen in Deutschlands Eliteliga kickten.
Zufall ist diese rasante Entwicklung natürlich ebenso wenig wie der Triumph der französischen Nationalmannschaft bei der WM im Sommer.
Sein Kollege Ralf Rangnick, der bei Leipzig als Trainer und Manager ebenfalls auf ein Franzosen-Quartett baut, formuliert es so: "Wir suchen nach Spielern, die Straßenfußball-Kultur haben, mit einer guten technischen und taktischen Ausbildung. Frankreich ist dafür ein guter Markt. Das Land hat von der Qualität, aber auch der Breite her ein sehr gutes Ausbildungsniveau bei den Jugendmannschaften."
Auch BVB-Trainer Lucien Favre outete sich zuletzt als Fan der Kicker aus dem Nachbarland. "Die Qualität der Bundesliga ist sehr, sehr gut und französische Spieler sind sehr, sehr gut ausgebildet", sagte der Schweizer.
Gladbachs Sportdirektor Max Eberl geht noch weiter: "Für mich haben sie die Liga mit der momentan besten Ausbildung. Egal ob Abwehrspieler, Sturm oder Mittelfeld – sie haben in allen Bereichen top ausgebildete Spieler", so Eberl, der neben Top-Einkauf Plea auch die Franzosen Michael Cuisance und Mamadou Doucoure in die Bundesliga lotste.
Mit seiner typischen, immer wieder an Pep Guardiolas "super, super" erinnernden Schwärmerei beschrieb er dabei exakt die Win-Win-Situation, die dem Phänomen zugrunde liegt. Die Bundesligisten erhalten günstige, aber zugleich hoch talentierte Spieler, die französischen Newcomer im Gegenzug Spielpraxis in einer Top-Liga.
Denn es hat sich eben auch in Frankreich herumgesprochen, dass man bei einem soliden Bundesliga-Club oft einen besseren Karrierestart hinlegen kann als auf der Ersatzbank so manch internationalen Star-Ensembles. Gute Beispiele sind hier Ousmane Dembele (einst Borussia Dortmund, inzwischen FC Barcelona) und der letztjährige Senkrechtstarter Pavard, der seit geraumer Zeit als Neuzugang beim deutschen Rekordmeister Bayern München gehandelt wird.
Der frankophile Trend dürfte sich durchaus fortsetzen. Noch ist es ein Scherz, wenn 05-Coach Schwarz sagt, er habe "gefühlt zwölf Franzosen" im Kader. Noch.
(bn/sid)