Nick Kyrgios war auf dem sicheren Weg zu einer deutlichen Niederlage. 4:6, 0:3 lag der australische Tennisprofi gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert in der zweiten Runde der US Open hinten, als es Schiedsrichter Mohamed Lahyani nicht mehr auf seinem Hochsitz hielt.
Der Unparteiische knöpfte sich den als Riesentalent geltenden Kyrgios vor, der jedoch immer wieder für seine Motivationsprobleme bei Rückstand kritisiert wird. "Ich will dir helfen. Ich weiß, das bist nicht du", sagte Schiri Lahyani zu Kyrgios, der die unerwartete Motivationshilfe ohne Widerworte über sich ergehen ließ.
"Der Schiedsrichter war besorgt über die Art und Weise, wie ich spiele. Er hat mich darauf hingewiesen, dass ich mit meinem Verhalten dem ganzen Tennissport schade", sagte Kyrgios im Anschluss an die Partie. Die mahnenden Worte scheinen gewirkt zu haben: Kyrgios drehte die Partie und gewann schließlich 4:6, 7:6 (8:6), 6:3, 6:0.
Dass er mit seiner Ansprache tatsächlich für eine Wende in der Partie gesorgt hat, bringt Schiedsrichter Lahyani nur noch mehr in die Bredouille. Der US-amerikanische Tennisverband Usta sah sich gezwungen, eine Stellungnahme herauszugeben: Im Statement wird erläutert, Lahyani sei zunächst davon ausgegangen, dass Kyrgios medizinische Hilfe bräuchte. Eine Untersuchung sei dennoch in die Wege geleitet worden, so die Usta.
Auch Kyrgios geschlagener Gegner Pierre-Hugues Herbert veröffentlichte ein Statement, in der er betonte, Kyrgios treffe keine Schuld. Vielmehr sei er wütend darüber, dass die Usta "uns für dumm verkauft, wenn sie behauptet, der Schiedsrichter habe seine Kompetenzen nicht überschritten."
In der dritten Runde des US-amerikanischen Grand Slams trifft Kyrgios nun auf Roger Federer. Bleibt zu hoffen, dass sich der Australier gegen den Schweizer "Maestro" auch ohne die Hilfe des Referees zu motivieren weiß.
(ds)