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StudiVZ, MySpace, Lokalisten: 8 gescheiterte soziale Netzwerke

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StudiVZ und 7 weitere soziale Netzwerke, die wegen Facebook untergegangen sind

10.09.2018, 11:2906.06.2020, 11:29
Pascal Scherrer / watson.ch
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Google Plus wird dicht gemacht. Nach einem Datenleck, das der Konzern verheimlicht hatte, zieht der Suchmaschinenriese die Reißleine. Ende August 2019 wird das soziale Netzwerk für private User abgeschaltet.

Damit gibt sich Google Plus dem übermächtigen Konkurrenten Facebook geschlagen und reiht sich in eine lange Liste von Verlierern ein. Seit Facebook 2004 online ging, verdrängte die Plattform nicht nur bestehende Netzwerke, sondern wehrte gleichzeitig viele neue Herausforderer ab. Die folgenden acht Plattformen hat Zuckerbergs Firma mehr oder weniger auf dem Gewissen:

Google Plus

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bild: screenshot google

2011 ging Google Plus als Konkurrent zu Facebook online. Dank der Übermacht des Suchmaschinenriesen hatte das soziale Netzwerk nach nicht einmal 90 Tagen schon 40 Millionen Nutzer. Wirklich warm wurden die User mit Google Plus allerdings nicht. Viele hatten nur einen Account, weil sie neugierig waren und Google anfangs für die meisten ihrer Produkte einen Google-Plus-Account voraussetzte.

Schlussendlich gab es für die Nutzer aber keinen Grund, Google Plus aktiv zu nutzen, da es keine wirklichen Neuerungen gegenüber Facebook bot. Zuletzt sollen 90 Prozent der Interaktionen auf der Plattform weniger als fünf Sekunden gedauert haben.

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MySpace

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MySpace ist das Paradebeispiel eines gescheiterten sozialen Netzwerks. Zwar gibt es die Plattform immer noch, doch ist sie praktisch in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. MySpace ging etwa ein Jahr vor Facebook als soziales Netzwerk online, Musik spielte eine zentrale Rolle.

2006 hatte die Community bereits 100 Millionen User und wuchs rasant weiter. Dennoch wurde MySpace 2008 von Facebook überholt und verlor von da an kontinuierlich an Popularität. Auch eine Neuausrichtung und teure Marketingkampagnen nützten nichts. Heute liegt MySpace in der Rangliste der meistbesuchten Websites der Welt noch auf Rang 4375 – zu seinen besten Zeiten rangierte die Plattform auf Rang sechs.

Das Interesse an MySpace anhand der weltweiten Google-Suchanfragen:

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iTunes Ping

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Auch Apple hat sich für kurze Zeit mit einem eigenen Dienst in den Wettbewerb der sozialen Netzwerke gestürzt. Mit dem Dienst iTunes Ping oder einfach nur Ping wollte man eine soziale Plattform für Musik aufbauen. Damit schuf man natürlich einen mehr oder weniger direkten Konkurrenten zu MySpace.

Im Gegensatz zu MySpace war Ping allerdings software-basiert und konnte nicht einfach via Browser durch Aufrufen der Website genutzt werden. Vielmehr wurde der Dienst in die iTunes-Software integriert. Durchgehalten hat das Projekt gerade einmal zwei Jahre. Am 30. September 2012 wurde Ping eingestellt und dafür Facebook und Twitter in iTunes integriert.

Das Interesse an iTunes Ping anhand der weltweiten Google-Suchanfragen:

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Friendster

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Noch vor Facebook und MySpace gab es Friendster. 2002 gegründet, gilt es als das erste Soziale Netzwerk mit Funktionen, wie wir sie heute kennen. Zu Beginn war Friendster heiß begehrt. In einer Finanzierungsrunde konnte das Start-Up 2003 über 53 Millionen US-Dollar sammeln. Selbst Google klopfte mit einem Übernahmeangebot an, wurde aber abgelehnt.

2006 bekam Friendster sogar ein Patent über die Berechnung und Darstellung von Freundschaftsbeziehungen zugesprochen, das sie schon 2003 eingereicht hatten. Die Begeisterung für die Plattform war riesig, doch konnte Friendster den User-Ansturm nie bewältigen. Langsame Ladezeiten und Bugs bremsten den Hype rasch – die User wanderten zu Facebook ab. 2009 wurde Friendster von einer malaysischen Firma aufgekauft und als Social-Gaming-Portal neu gestartet. 2015 war auch damit Schluss.

Das Interesse an Friendster anhand der weltweiten Google-Suchanfragen:

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Vine

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Eines der jüngeren Opfer in der Geschichte der Social-Media-Plattformen. Vine wurde als mobiles Netzwerk für das Erstellen und Teilen von Videoclips konzipiert. Das Spezielle dabei: Die Videos durften maximal sechs Sekunden lang sein. Noch vor seinem offiziellen Launch 2013 wurde Vine bereits von Twitter für 30 Millionen US-Dollar aufgekauft.

Fortan spielte sich zwischen Vine und Instagram ein digitales Wettrüsten ab. Instagram, das zu dieser Zeit bereits zu Facebook gehörte, sahen viele als direkten Konkurrenten zu Vine. Als die Facebook-Tochter schließlich 2013 die Funktion einführte, 15-sekündige Videos zu posten, wanderten die User immer mehr zu Instagram ab. Da Vine wegen der kurzen Videos auch für Werbekunden uninteressant blieb, wurde der Dienst im Januar 2017 eingestellt.

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StudiVZ

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Auch in Europa schickten sich mehrere Social-Media-Plattformen an, Facebook Konkurrenz zu machen. Eine der vielversprechendsten war dabei StudiVZ – zumindest in den ersten Jahren. 2005 gegründet, konzentrierte sich StudiVZ auf den deutschsprachigen Raum und konnte 2009 über sechs Millionen registrierte User vorweisen. Mit den Ablegern SchülerVZ und MeinVZ brachte man es bis 2011 auf rund 16 Millionen registrierte User.

Allerdings hatte Facebook zu dieser Zeit StudiVZ bereits als führende Social-Media-Plattform in Deutschland abgelöst. 2012 sollen die Besucherzahlen der VZ-Netzwerke um 80 Prozent eingebrochen sein. Schließlich wurde SchülerVZ 2013 eingestellt. Nur vier Jahre später war die Eigentümerfirma von StudiVZ pleite und meldete Insolvenz an.

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Lokalisten

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Lokalisten wurde ebenfalls 2005 gegründet und bereits nach einem Jahr von der ProSiebenSat1-Mediengruppe übernommen. 25 Millionen Euro soll der Konzern dafür bezahlt haben. Gelohnt hat sich die Investition nicht. Bereits 2010 erreichte das Netzwerk mit zwei Millionen aktiven Nutzern seinen Höhepunkt – danach blutete Facebook das Netzwerk aus.

Innerhalb von nur sechs Jahren schrumpfte die Anzahl aktiver User auf 50.000 zusammen. 2016 gaben die Betreiber schließlich bekannt, dass man die Plattform schließen werde.

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Netlog

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Netlog war ein soziales Netzwerk aus Belgien, das in großen Teilen Europas aktiv war. Grundstein für das Netzwerk war die 1999 gegründete Website ASL.TO, welche später mit anderen Websites zusammengelegt und zu Netlog umfunktioniert wurde.

Zu seinen besten Zeiten war Netlog in 15 europäischen Sprachen verfügbar und soll nach eigenen Angaben fast 100 Millionen User gehabt haben. Im Gegensatz zu Facebook waren ein großer Teil der Nutzer noch nicht volljährig. Doch auch Netlog konnte den Nutzerschwund durch Facebook nicht stoppen. 2015 wurde das Netzwerk aufgegeben.

Erst 2018 informierte Netlog seine verbleibenden Nutzer, dass es bereits 2012 einen Sicherheitsbruch gegeben hatte und vermutlich persönliche Daten entwendet wurden.

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