Sagt Lena Meyer-Landrut was zu Artikel 13, berichten alle darüber. Macht sie Hater-Kommentare auf ihrem Instagram-Profil publik, dann wird sie als Empowerment-Ikone gefeiert. Alle, die sich nach dem ESC-Sieg 2010 einst von ihrer vorlauten Art genervt abwandten, schauen rüber, was gerade bei Lena geht. Einiges, denn die 27-Jährige hat gerade einen Lauf: Sie ist als Synchronsprecherin aktiv, macht einen recht ausgeglichenen Eindruck, sieht phantastisch aus, ist authentisch und wirkt mittlerweile immer souveräner, mit ihrer Rolle in der Öffentlichkeit.
Fragt sich, ob ihre Musik eine ähnliche Relevanz erreichen kann wie ihre Person. Und vier Jahre nach ihrem letzten Album "Crystal Sky" muss man sagen: Nein. Ist aber auch nicht schlimm. Ihre neue Platte "Only Love, L" ist ein sehr reflektiertes und klares Porträt ihrer Innenwelt.
Lena behandelt darin jede Form von Liebe: Selbstliebe, platonische Liebe, Sex. Sie lässt uns sehr ehrlich an ihrer Gedankenwelt teilhaben. Auch die Trennung von ihrem langjährigen Freundes thematisiert sie in einem Song: "Ich will nicht gehen, aber ich kann die Liebe nicht mehr spüren". Lena zeigt sich verletzbar und manchmal wütend, doch nichts davon wirkt verzweifelt. Was die Klangwelt angeht, wurde das Pop-Produzententeam der Beatgees wieder engagiert, mit denen Lena schon ihr letztes Album "Crystal Sky" produzierte.
Und wirklich viel getraut hat man sich nicht. Soundtechnisch wurde der sichere Standard-Strauß angeboten: Ein paar aktuelle Dance-Nummern, ein paar melancholische Gitarren- und Piano-Nummern und eine Taylor-Swift-Radio-Nummer. Nicht immer gelang es den Produzenten Lenas Stimme richtig einzusetzen (lies: im Zaum zu halten) und so wird sich auf diesem Album wirklich nicht viel getraut.
Man kann sich das Album schon anhören, Lena hat was zu sagen, leider wird hier der sichere Popweg gegangen. Schade.