Paderborn ist nicht gerade als Fußballmekka bekannt. Und auch sonst steht die kleine Großstadt in Ostwestfalen nicht für Glanz und Glamour. Manche nennen das verschlafene, erzkatholische Paderborn auch gerne scherzhaft "Paderboring". Grundsätzlich gilt dort nämlich: Solange der Papst nicht kommt, ist Ruhe.
Der heimische SC Paderborn hat turbulente vier Jahre hinter sich: Aufstieg in die Bundesliga, Abstieg aus der Bundesliga, dann in die Dritte Liga durchgereicht. Fast wäre man sogar noch tiefer gefallen, in die Regionalliga. Sportlich war man in der Saison 2016/17 als Tabellen-18. bereits abgestiegen. Doch weil 1860 München keine Lizenz erhielt, zog der SCP gerade noch so den Kopf aus der Viertligaschlinge und blieb im Profifußball – Schwein gehabt!
Der jetzige Trainer Steffen Baumgart war beim Fast-Abstieg bereits im Amt. Und ein Jahr später, in der Saison 2017/18, gelang ihm mit Paderborn die Rückkehr in die 2. Bundesliga. Nach 38 Spielen standen Platz zwei, 83 Punkte, 90 Tore, nur 33 Gegentore und fünf Niederlagen zu Buche.
Und in der Folgesaison machte Baumgart mit seinem Team genau dort weiter. Er mischte nicht nur die zweite Liga auf – sondern schaffte am Sonntag mit seinem Team auch den Aufstieg in die Bundesliga. Paderborn ist wieder erstklassig. Und das mit vielen Toren, tollem Offensivfußball – Paderborn machte extrem viel Spaß. PaderBORING? Nix da! PARTYborn ist angesagt!
Der SC Paderborn erspielt sich die meisten Torchancen aller Zweitligisten. In 33 Spielen haben die Ostwestfalen bisher 406-mal aufs Tor geschossen (Torquote 18,5 Prozent). Zweitbester Club in dieser Hinsicht ist der 1. FC Köln mit 373 Torschüssen – Köln hat mit 22,3 Prozent allerdings die bessere Quote.
Die vielen Abschlüsse liegen an der Spielweise des SCP. Die Mannschaft von Cheftrainer Steffen Baumgart unternimmt viele Dribblings, spielt den Ball vielfach in die Spitze und zögert nicht lange, wenn sie sich einmal zum gegnerischen Tor vorgearbeitet hat. Viele Teams in der 2. Bundesliga agieren zurückhaltender und versuchen vor allem die Defensive zu stärken. Paderborn sucht die Flucht nach vorn.
Paderborn ist eine Spielwiese für gut ausgebildete Jungspieler aus den Akademien der Bundesligisten. Beispiel: Bernard Tekpetey. Der ghanaische Außenstürmer kam beim FC Schalke 04, seinem Ausbildungsverein, nicht zum Zug.
In Paderborn jedoch hat er eine tragende Rolle. Tekpetey ist wendig und sehr antrittsstark – und damit wie gemacht für das 4-4-2-System von Baumgart, in dem die Außenstürmer viel Verantwortung tragen und ständig den Weg ins Zentrum suchen. Schalke sicherte wohlweißlich eine Rückkaufoption für seinen Ex-Spieler. Aber auch bisher unentdeckte Talente aus der dritten oder vierten Liga schlagen in Paderborn voll ein, zum Beispiel Kay Pröger (kam von Rot Weiss Essen/4. Liga) oder Sebastian Vasiliadis (VfR Aalen/3. Liga).
Bis zu seiner Vertragsunterzeichnung beim SC Paderborn im Frühjahr 2017 war Baumgart lediglich unterhalb der 2. Bundesliga tätig. Den SCP führte er in seiner zweiten Saison aus der 3. Liga nach oben und etabliert sich seitdem als risikobereiter und innovativer Coach, der aus der Riege der Zweitliga-Trainer positiv hervorsticht.
Baumgart hat eine recht moderne Form des 4-4-2 mit aggressivem Mittelfeld und vielen Positionsrochaden eingeführt. Er scheut nicht, seine Mannschaft angriffslustig und mit viel Gegenpressing spielen zu lassen. Baumgart verbindet damit die klassischen Elemente der 2. Bundesliga – viel Zweikampfhärte und Einsatzbereitschaft – mit Spielelementen von modernen Trainern wie Diego Simeone und Lucien Favre.