Özil geht, der Hambacher Forst bleibt, Chemnitz schreckt auf – 2018 war turbulent. Auch für uns: watson.de startete im März. Einige Geschichten mochten wir seitdem besonders. Wie diese hier:
Jeder kennt Ultras, VIPs und Funktionäre. Unter den Millionen Fußballfans, die Woche für Woche ins Stadion gehen, tummeln sich aber noch ganz andere Fantypen. Wir haben einige von ihnen gesammelt und jedes gehässiges Klischee ausgereizt. Erkennt ihr euch wieder?
Der Pinkler
Der Pinkler ist eine der unglücklichsten Gestalten im Stadion. Seine Blase verträgt nur ein halbes Bier. Ein kleines natürlich. Also muss er im Spiel ungefähr zehn Mal auf Toilette.
Lieblingsspruch: "Kommt noch jemand mit aufs Klo?"
Besonderes Merkmal: Verpasst gerne mal die wichtigen Tore.
Der Sitzplatzpöbler
Seine Heimat: Die Gegengerade. Seine Zündschnur: extrem kurz. Jeder, der dachte, dass Onkel Bernhardt im Straßenverkehr seine Emotionen nicht unter Kontrolle hat, der kennt den Sitzplatzpöbler noch nicht. Der springt schon bei einer vermeintlich falschen Einwurf-Entscheidung von seinem Platz auf und wirft dem Schiedsrichter wüste Beleidigungen an den Kopf. Nicht wenige Experten sagen, dass er die Seele des Fußballs sei.
Lieblingsspruch: "Ey Schiri, der hat schon Gelb!"
Besonderes Merkmal: Fletschende Zähne und pöbelnder Wut-Arm.
Der Sitzplatzpöbler ist in allen Altersklassen zu finden. bild: imago sportfoto
Der Quenglige
Mit dem Quengligen geht jeder Fußballfan nur einmal in seinem Leben ins Stadion. Das Bier ist immer zu klein, der Typ vor ihm immer zu groß und die Schlange vorm Imbiss-Stand immer zu lang.
Lieblingsspruch: "Mir ist kalt!"
Besonderes Merkmal: Nervt rum.
Der Freikarten-Gewinner
Der Freikarten-Gewinner ist entweder gar kein Fußballfan oder sogar Anhänger eines Teams, das gar nicht dabei ist. Er ist schnell durch Unkenntnis, Desinteresse oder das vom Sponsor ausgewählte Outfit zu erkennen.
Lieblingsspruch: "Wie komme ich denn zum Stadion?"
Besonderes Merkmal: Sponsorenschal.
Die berühmtesten Freikarten-Gewinner Deutschlands: Fans im Telekom-"T" bei Bayern-Heimspielen.
Der Nörgler
Seine Spezies ist die mitunter am meisten verbreitete im Stadion. Besonders in Deutschland. Wenn du keiner bist, dann ist es sicher dein Sitznachbar. Der Schiedsrichter, der Trainer, der Eisverkäufer und natürlich jeder Spieler der eigenen Mannschaft werden vom Nörgler konsequent kritisiert. Wichtig dabei: Frühere Leistungen werden nie berücksichtigt. Empathie und Verständnis sind Fremdwörter. Macht ein schon zum Abschuss verurteilter Kicker noch ein viel umjubeltes Tor, dann sagt er Sachen wie: "Endlich macht er das, was ich sage."
Lieblingsspruch: "Der kann gar nichts, das sage ich seit Monaten."
Besonderes Merkmal: Ist nie zufrieden.
Der Handy-Suchti
Der Handy-Suchti kann auch für spannende 90 Minuten sein Handy nicht weglegen. Verpasst jede Torchance und jede Situation.
Lieblingsspruch: "Habt ihr hier auch kein 4G?"
Besonderes Merkmal: Versucht das perfekte Foto zu schießen, damit seine Instagram-Follower sehen, wie geil es im Stadion war.
Der Handy-Suchti macht nie "nur ein Foto".Bild: imago sportfotodienst
Der Rentner
Manni, 67 Jahre alt, Schnauzer. Erika, 64 Jahre, selbst gehäkelter Wollschal. Beide gehen seit 40 Jahren zum Fußball und begrüßen die anderen Dauerkarteninhaber um sich herum mit Handschlag. Dann fangen sie synchron an, Zigarillos zu rauchen. Sind die treuesten Fans im Stadion.
Lieblingsspruch: "Das gab es früher nicht!"
Besonderes Merkmal: Sie bringen Sitzkissen mit zum Spiel.
Die Südtribüne in Dortmund, der Biergarten in der Allianz-Arena oder das Kulterlebnis bei Union Berlin oder dem FC St.Pauli. Fußballtouris kommen aus der ganzen Welt, um ein bisschen "echte" Stadionluft in Deutschland zu schnuppern. Sie entscheiden sich meist kurz vor dem Spiel im Fanshop, welches Team sie anfeuern sollen. Anschließend sind sie von so ziemlich allem begeistert und filmen jeden Moment für ihre Snapchat-Community.
Lieblingsspruch: "Look, it's soooo amazing!"
Besonderes Merkmal: Trägt einen Spieltags-Schal.
Der Snacker
Eine Bratwurst, Pommes Schranke und noch drei Brezeln. Der Snacker hat meist vergessen, zu Hause zu essen, und bleibt an jedem Imbiss-Stand kurz stehen, um das kulinarische Angebot zu inspizieren. Dann lässt im Stadion gerne um die 50 Euro für kleine Zwischensnacks. Er ist der, der in der 40. Spielminute schon zum Imbiss-Stand geht, weil dann weniger los ist.
Lieblingsspruch: "Hab ich mich auf die Stadionwurst gefreut."
Besonderes Merkmal: Philosophiert gerne über Würste in anderen Stadien.
Der Suffi
Der Suffi wartet schon am Treffpunkt mit einem Sixer Bier auf dich. Auf dem Weg zum Stadion hält er an jedem Büdchen an, um noch "nachzutanken". Er besteht auch darauf, dass alle vorm Eingangsbereich noch einige Klopfer mit ihm vernichten. Auch im Stadion sorgt er sich um seine Freunde und holt dauernd Bier-Runden. Problematisch wird es in der zweiten Hälfte, wenn er langsam richtig voll wird.
Lieblingsspruch: "Ich hol' uns noch ein Bier!"
Besonderes Merkmal: Schläft auf der Rückfahrt – immer.
"Was kostet die Welt, Digger!"
Video: watson/Marius Notter, Lia Haubner
Der Trikot-Bettler
Recherchiert über Monate, wie er möglichst günstig an ein Trikot eines möglichst bekannten Spieler herankommt und kauft extra Plätze am Spielertunnel. Sucht über 90 Minuten Blickkontakt zum auserwählten Spieler, drückt nach Abpfiff seinem Kind das Schild in die Hand und hofft auf ein Trikot.
Lieblingsspruch: Steht auf seinem Schild.
Besonderes Merkmal: Sein Schild.
Bild: imago sportfotodienst
Haben wir einen Fantyp vergessen? Schreibt uns in die Kommentare!
WM-Aus im Viertelfinale: Handball-Experten rechnen mit DHB-Team ab
Mit leerem Blick lehnte Andreas Wolff am Pfosten, dann sprang er auf und schrie seinen Frust über das dramatische WM-Aus im Viertelfinale heraus. Die deutschen Handballer haben mit 30:31 nach Verlängerung gegen Portugal verloren.