Eintracht Frankfurt nimmt nach einem berauschenden Europapokalabend Kurs auf die Zwischenrunde der Europa League. Die Hessen gewannen gegen Lazio Rom ihr erstes internationales Heimspiel seit viereinhalb Jahren 4:1 (2:1) und führt die Gruppe H mit sechs Punkten an. Die überforderten Gäste aus Italien beendeten die Partie zu neunt. Danny da Costa (4. und 90.+4), Filip Kostic (28.) und Luka Jovic (52.) trafen vor den Augen von Bundestrainer Jogi Löw für die Eintracht. Marco Parolo (23.) erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich.
Das sagte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic am DAZN-Mikrofon und richtete den Blick gleich wieder nach vorn: "Wir wollen die Gruppe überstehen. Wir haben auf jeden Fall einen perfekten Start hingelegt."
Für unfassbare Stimmung vor dem Anpfiff sorgte auch die grandiose Choreo Europapokalstimmung. Die Gegengerade zierte ein Gedenken an den UEFA-Cup-Sieg 1980, der im Rückspiel gegen Borussia Mönchengladbach in Frankfurt erzielt wurde. Daher auch der Schriftzug: "Hier holten wir den Pokal – Auf ihr schwarz-weißen Helden, holt ihn noch einmal".
Weniger schön: Weniger schön: 27 Fußball-Fans sind am Rande der Partie von der Polizei festgenommen worden. Am Stadion hatten vor dem Anpfiff Fans Steine geworfen. Dabei sei eine Polizistin verletzt worden.
Aus Rom waren rund 730 Lazio-Fans zum Spiel angereist. Dabei sei lauft Polizei ein Anhänger festgenommen worden, der auf der Tribüne den Hitler-Gruß gezeigt haben soll. Nach dem Abpfiff kam es noch zu einem Übergriff auf einen Gastfan. Vier Tatverdächtige wurden dabei festgenommen, twitterte die Polizei.
Die Frankfurter begrüßten die Laziali mit einem "Lazio Merda!"-Banner ("Lazio Schweine").
Auf der Tribüne hatte Kevin-Prince Boateng mit seinem Ex-Team mitgefiebert. Vor dem Spiel war er mit Tränen in den Augen offiziell verabschiedet worden. Die Fans feierten ihn mit Standing Ovations und schrien: "Prince komm' bald wieder". Nach dem DFB-Pokalsieg war er zu Sassuolo Calcio nach Italien gewechselt.
Angetrieben von 47.000 Zuschauern, spielte Frankfurt von Beginn an mutig und höchst motiviert. Da Costas früher Treffer nach einer Ecke sorgte für zusätzliche Sicherheit, Rom blieb zunächst aber gefährlich. Die Gäste, die am vergangenen Wochenende das "Derby della Capitale" gegen die AS Rom verloren hatten (1:3), mussten allerdings früh auf Riza Durmisi verzichten, der nach einem Foul von da Costa höchst unglücklich auf seinen linken Arm fiel und ausgewechselt werden musste (18.).
Fünf Minuten später überraschte Lazio die Eintracht mit einem Konter, den Parolo vollendete.
Eintracht-Trainer Adi Hütter hatte nach dem 4:1 gegen Hannover 96 auf die große Rotation verzichtet und nur drei Veränderungen vorgenommen. Der kroatische Vize-Weltmeister Ante Rebic saß erst nur auf der Bank und wurde in der 67. Minute eingewechselt. Ohne ihren Torjäger verlor die Eintracht nach dem Ausgleich aber nur kurz den Faden. Über den erneut starken Sebastien Haller und Mijat Gacinovic gelangte der Ball zu Kostic, der auf seiner linken Seite eigentlich vor allem die Defensive stabilisieren sollte, aber zum richtigen Zeitpunkt zum Abschluss kam.
Auch nach dem 2:1 legten die Gastgeber weiter ein hohes Tempo vor, Rom wurde mit frühem Pressing unter Druck gesetzt. Vor allem über die Außenspieler kam Frankfurt dem Strafraum des Serie-A-Tabellensechsten immer wieder gefährlich nahe. In der Mitte lauerte meist Haller.
Kurz nach der Halbzeitpause zielte Jovic nach einem Konter zunächst ganz knapp am römischen Tor vorbei (49.). Im zweiten Versuch drei Minuten später traf der 20-jährige Serbe, der im ersten Gruppenspiel das Siegtor bei Olympique Marseille (2:1) erzielt hatte, gefühlvoll per Heber. Da Costa krönte schließlich die magische Fußballnacht.
In der anderen Partie spielten Limassol und Marseille 2:2. Frankfurt steht damit an der Spitze der Gruppe H mit fünf Punkten Vorsprung vor den Drittplatzierten aus Marseille.
(tl/dpa/afp/sid)