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"Being Mario Götze": Regisseur Aljoscha Pause über den Menschen Mario Götze

Dortmund, Germany 06.10.2018, 1. Bundesiga, 7. Spieltag, BV Borussia Dortmund - FC Augsburg, Mario Goetze (BVB) Schaut, auf der Bank ( DeFodi001 *** Dortmund Germany 06 10 2018 1 Bundesiga 7 Matchday  ...
Ein Bild, das wir öfter sehen: Ein nachdenklicher Mario Götze.bild: defodi/imago
Interview

Wie du Mario Götze siehst, wenn du ihn für eine Doku begleitest 

18.10.2018, 15:0218.10.2018, 17:46
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"Natürlich werde ich mit einem Film auch nicht die Welt verändern", sagt Aljoscha Pause. "Aber ich habe die Hoffnung, dass die Leute zumindest in Bezug auf Mario Götze etwas fairer urteilen als vorher." Sein Film "Being Mario Götze" kommt am Donnerstag in die Kinos und zeigt einen bisher nie dagewesenen Einblick in das Seelenleben des WM-Siegtorschützen, der seitdem von Verletzungen und öffentlicher Kritik geplagt ist. 

Deutschlands bester Fußball-Dokumentarist, wie das Portal "Filmstars" über Pause mal schrieb, versucht wie schon in "Tom meets Zizou" und "Trainer" den Menschen hinter dem Star zu zeigen. Für watson erzählt Aljoscha Pause die drei prägendsten Gedanken zu Mario Götze und seiner Doku, die ihm im Kopf geblieben sind:

Das erste Treffen

"Der erste Aha-Moment mit Mario Götze ergab sich ehrlich gesagt gleich bei unserem ersten Treffen. Ich kannte ihn ja, wie die meisten, bisher nur aus den klassischen Kurz-Interviews direkt nach dem Spiel. Dort war mir aufgefallen, dass er schon sehr mit der sprichwörtlichen Schere im Kopf agiert, also sehr kontrolliert und vorsichtig.

Filmemacher Aljoscha Pause 
Filmemacher Aljoscha Pause bild: Robert Schramm

Als ich ihm nun in einem Dortmunder Café bei unserem ersten Vorgespräch gegenüber saß, erlebte ich einen ganz anderen Mario Götze. Eben einen sehr nahbaren und angenehmen, echten Menschen, der im Grunde nichts mehr mit der Kunstfigur Mario Götze gemein hatte.

"Er war sehr neugierig und offen, regelrecht locker und vor allem sehr interessiert an dem Projekt und an Dokumentarfilm im Allgemeinen. Das hat mich schon etwas überrascht."

Und diesen – privaten – Mario Götze habe ich versucht, zumindest ein Stück weit, auch für das Publikum sichtbar zu machen."

Die sportliche Krise

"Ein weiterer prägnanter Moment war die sportliche Krise, in der sich Götze im März dieses Jahres befand. Es war der Moment, in dem sein Dortmunder Trainer Peter Stöger ihn nach dem schlechten Europa-League – Spiel in Salzburg öffentlich an den Pranger gestellt hatte, und Mario am nächsten Tag von Jogi Löw erfuhr, dass der ihn nicht für die anstehenden Länderspiele gegen Spanien und Brasilien nominieren würde.

Also eine wirkliche schwierige Situation für Mario, auch emotional. Gerade wenn man weiß, wie sehr er dafür gekämpft und gearbeitet hatte.

Der Trailer des Films:

Nun ging es darum, diese Situation für den Film zu besprechen, im Interview. Und natürlich hatte ich vor Projektbeginn mit ihm vereinbart, dass die Zusammenarbeit auch in heikleren Situationen würde weitergehen müssen. Dass er dann aber so spontan und ohne Vorbehalte bereit war, mit mir direkt am nächsten Tag das Interview zu machen, hat mich dann doch sehr positiv überrascht. Und es ist eines der offensten und besten Interviews des Filmes geworden."  

Die Vorverurteilung 

"Mir ist in der Arbeit an 'Being Mario Götze' einfach nochmal sehr bewusst geworden, was ich schon mit vorherigen Dokus zu erzählen versucht habe. Wie ticken die Menschen hinter den Fassaden der Glitzerwelt Fußball? Was macht es mit ihnen, permanent heroisiert, bejubelt, verklärt, abgestempelt, verurteilt oder angepöbelt – kurzum: bewertet zu werden?

Noch eine packende Doku von Aljoscha Pause:

Letztendlich ist es ja so, dass wir doch alle, die Medien und die Öffentlichkeit generell, sehr stark dazu neigen, Menschen zu bewerten, zu be- oder verurteilen.

Letztendlich ist es ja so, dass wir doch alle, die Medien und die Öffentlichkeit generell, sehr stark dazu neigen, Menschen zu bewerten, zu be- oder verurteilen.

Warum machen wir das eigentlich? Es scheint da so ein psychologisches Grundbedürfnis zu geben. Obwohl wir - oder zumindest einige von uns – doch die alte Weisheit kennen, dass man über keinen urteilen sollte, in dessen Schuhen man nicht zumindest mal eine Weile gewandelt ist, fällt es uns schwer, immer angemessen, sachlich und differenziert zu bleiben.

Und das bekommen die Stars natürlich massiver zu spüren als alle anderen. Zumal sich differenzierte Berichterstattung, wenn wir jetzt mal von den Medien sprechen, eben viel schwieriger verkauft, als dramatische Schwarz-/Weiss-Schlagzeilen.

Was am schnellsten vergessen wird, ist die Tatsache, dass hinter der Kunstfigur Mario Götze (und den anderen) eben auch nur ein ganz normaler Mensch steckt, der das alles aushalten muss – dazu man noch nicht mal übermäßig sensibel sein.

Zu dieser Abstraktions- oder Empathie-Leistung sind viele Urteilende leider nicht in der Lage. Natürlich versuche ich auch mit so einem Film, da gegen zu steuern, einfach mal zu zeigen, was IST – und eben nicht zu bewerten.

Nur wird man natürlich mit einem Film auch nicht die Welt verändern. Auch wenn ja schon die Hoffnung besteht, dass die Leute zumindest in Bezug auf Mario Götze Ihr Bild ein wenig revidieren oder modifizieren – und womöglich etwas fairer urteilen als vorher."

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