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Franck Ribéry: Warum er kein Spiel mehr für den FC Bayern machen darf

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Bild: imago sportfotodienst
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Warum Ribéry kein Spiel mehr für den FC Bayern machen darf

Der 35-Jährige hat sich als Spieler des deutschen Rekordmeisters disqualifiziert. Sind dem Verein Werte so wichtig wie die Bosse behaupten, haben sie nur eine Möglichkeit.
06.01.2019, 10:44
Florian wichert
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"„F***t eure Mütter, eure Großmütter und euren gesamten Stammbaum" – das ist die Wortwahl, die Franck Ribéry getroffen hat, um bei Instagram auf seine "Neider und Hater" loszugehen, "die durch ein löchriges Kondom entstanden sein müssen." Die "Neider und Hater" hatten zuvor hinterfragt, ob man ein mit Blattgold überzogenes Steak für angeblich 1.200 Euro essen und das öffentlichkeitswirksam im Video zur Schau stellen muss.

Die Zeilen von Ribéry reichen schon, um seine gesamte Bundesliga-Karriere und seinen Legenden-Status in Frage zu stellen. Der Franzose hat sich allerdings schon viele Aussetzer geleistet.

2012 schlug er Mitspieler Robben in der Halbzeitpause ins Gesicht, 2014 während eines Champions-League-Spiels Gegenspieler Carvajal von Real Madrid. 2016 griff er im Pokalfinale BVB-Spieler Castro ins Auge. Im November 2018 ohrfeigte Ribéry einen TV-Reporter. Die Liste der Aussetzer und Tätlichkeiten ist noch viel länger.

Ribéry ist eben ein Hitzkopf...

... das dachten offenbar auch die Bosse, die von schmerzhaften Strafen stets absahen, um das "intern zu regeln". Es ist kein Geheimnis, dass Ribéry Liebling und Ziehsohn von Präsident Hoeneß ist.

Der Franzose schien nicht nur dankbar für die Nachsicht, er schien die Ausraster auch vergessen machen zu können. Mit 122 Toren und 180 Torvorlagen in 409 Spielen für den FC Bayern, mit acht Deutschen Meisterschaften, mit atemberaubenden Dribblings, erfrischenden Späßen und auch mit Höflichkeit gegenüber Fans und Journalisten.

Für seinen erneuten Ausraster aber gibt es keine Entschuldigung.

Nicht die, dass er in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen ist. Nicht die, dass er eben ein Heißsporn ist. Und auch ob das Steak ein paar hundert Euro weniger gekostet oder ob der Promi-Gast überhaupt nichts dafür bezahlt hat, weil er eingeladen war, mildert die Umstände nicht.

Der FC Bayern verzichtet bislang – mal wieder – auf eine offizielle Stellungnahme und lässt nur über den Sport-Informations-Dienst ausrichten, dass es sich um eine "private Angelegenheit" handle.

Update:  Hohe Strafe für Ribéry
Nach seinem Rundumschlag in den sozialen Netzwerken muss Franck Ribéry eine hohe Geldstrafe zahlen, die genaue Summe wurde aber nicht mitgeteilt. Bayern Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic sagte im Trainingslager des Klubs in Katar: "Franck wurde aufs Übelste beschimpft und beleidigt. Nicht nur er, sondern auch seine Frau und seine Familie wurden angegriffen. Auch seine Mutter, die gerade operiert wurde. Er hat sich verteidigt, dazu hat er alle Rechte. Leider ist es ihm in einem Punkt total entgleist. Er hat Worte benutzt, die wir als FC Bayern nicht akzeptieren."
Die Konsequenz? Salihamidzic: "Ich habe lange mit ihm gesprochen und ihm mitgeteilt, dass er eine hohe Geldstrafe bekommen wird." Auf Nachfrage wollte er keine genauen Zahlen nennen, aber sie werde sogar "sehr hoch" ausfallen.
dpa/sid

Stockfotos von wütenden Männern

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Peng, Peng! Wer nicht hören will, den niete ich mit meiner Bananen-Knarre um!
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Ob er will oder nicht, Ribéry ist nicht nur Sportler und Privatmann, er hat eine prominente gesellschaftliche Stellung inne. Er ist ein Vorbild für Millionen Kinder in Deutschland, Frankreich und der ganzen Welt. Er muss sich dafür verantworten, wenn er vor seinen fast vier Millionen Followern auf Instagram und der gesamten Medienwelt derart entgleist. Drückt sich der Verein tatsächlich erneut um ein klares öffentliches Zeichen und verzichtet auf drastische Konsequenzen, ist das ein fatales Signal.

Wenn dem FC Bayern Werte so viel bedeuten, wie er behauptet (Rummenigge: "Die Würde des Menschen ist unantastbar"), reichen weder eine Geldstrafe noch eine temporäre Suspendierung. Dann müssen die Bosse Ribéry, der so gerne bei den Münchenern bleiben möchte, mit der Höchststrafe belegen: Einem Verkauf in der Winterpause und damit einem Abschied ohne Ehren, noch bevor sein Vertrag nach der Saison ausläuft.

Ribéry darf kein Spiel mehr für den FC Bayern machen.

(Dieser Text ist zuerst auf t-online.de erschienen) 

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