Vor knapp neun Jahren übersah ein Lokführer einer Regionalbahn in Belgien ein Haltesignal und führte eines der schwersten Eisenbahnunglücke des Landes herbei.
Der Zug krachte frontal gegen eine entgegenkommende Regionalbahn. Abteile wurden regelrecht zerquetscht, Waggons auseinandergerissen, Augenzeugen berichteten, wie Passagiere durch den Zug geschleudert wurden.
19 Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Blutüberströmte Verletzte liefen bei Minusgraden über die verschneiten Gleise. Manchen mussten noch vor Ort Gliedmaßen amputiert werden. Der Anblick war grausam und schockierend.
Perfektes Filmmaterial, dachte sich offenbar Netflix und verwendete Originalaufnahmen für einen eigenen Film. Aber nicht etwa für eine Dokumentation oder eine Verfilmung des Unglücks, sondern für den auf der gleichnamigen Manga-Serie basierenden Netflix-Film "Death Note".
In dem Film geht es um Folgendes: Der Schüler Light Turner kann mithilfe eines mysteriösen Notizbuchs Menschen umbringen, nur indem er ihren Namen niederschreibt. Berauscht von seinen göttlichen Fähigkeiten und angeleitet von einem Todesgott tötet er all jene, die er für lebensunwürdig hält.
In dem Film ist an keiner Stelle von dem Unglück in Belgien die Rede. Netflix hat die Bilder komplett aus dem Kontext gerissen und so benutzt, als stellten sie ein Zugunglück dar, das der Protagonist des Films (kichernd) herbeigeführt hat, um Kartellmitglieder zu töten.
Wie die Tageszeitung "De Standaard" berichtet, überlegt sich die belgische Eisenbahngesellschaft nun, rechtliche Schritte einzuleiten.
Er kritisierte, dass die Ausstrahlung von wenig Respekt gegenüber den Angehörigen und Opfern des Unglücks zeuge.
(sg)