Dienstag, irgendwo am Rande Leipzigs. Hier soll er sein, der Supermarkt, der noch günstiger als Aldi sein will. Tiefstpreisgarantie importiert aus Russland. TS-Markt heißt die Kette, die sich seit dem 29. Januar auch auf deutschen Boden wagt. Hier unter dem Namen Mere.
Trotz Neueröffnung wirkt alles schon recht abgenutzt. Innen gibt es zwar kaum Regale, dafür ist die Decke jedoch nur teilweise abgedeckt. Die Kunden scheint das wenig zu stören, genauso wenig wie der leichte Plastikduft, der in der Luft liegt und eher an Billig-Discounter, statt an Wurst- und Käsewaren erinnert. Doch viel gibt es hier nicht. Während es Fleisch in allen Formen und Varianten gibt, finde ich Käse nur in Form von Streukäse für die Pizza.
Auch Nüsse, Schokolade oder gar Obst suche ich hier vergeblich. Dafür gibt es Putzmittel und Milch. Sehr viel Milch. Wer hier einkauft, scheint wenig Auswahl gegenüber Hamsterkauf zu Billigpreisen zu bevorzugen. Denn dieses Versprechen wird gehalten.
Wurst für 60 Cent oder auch eine Klo-Garnitur für unschlagbare 63 Cent locken viele Kunden an, hauptsächlich Rentner. Was man an Geld spart, muss man in Zeit investieren. Die drei Kassenschlangen gehen bis ans andere Ende des Ladens. Ich frage zwei weiter vorne stehende Frauen, wie lange sie schon anstehen würden – eine Stunde.
Auch wenn es mir der Blaue Zweigelt für 1,04 Euro angetan hat, so lange anstehen will ich dann doch nicht. Ich frage, ob ich für etwas Geld meinen Wein dazu legen dürfte. "Wir sind doch keine Kapitalisten", sagen die Damen lachend und legen meinen Einkauf zu ihrem dazu. Sie sind gut gelaunt, trotz Wartezeit. Nur dass es hier keine Produkte aus Russland gibt, ärgert sie.
Mit Lagerhaus-Charme in Autobahnlage will der russische Supermarkt gegen die globalen Player Aldi und Lidl ankämpfen. Doch wer nicht gerade zwei Kilogramm Thunfisch oder eine Jahrespackung Putzlappen sucht, der wird bei Mere nicht fündig werden.