Pyrotechnik, Prügelszenen und Pfefferspray. Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Fans von Hertha BSC und der Dortmunder Polizei sorgt für Entsetzen – und heizt die Debatte um Gewalt im Fußball weiter an. Es zeigt, wie weit Fans, Polizei und Clubs mittlerweile voneinander entfernt liegen. Während Vereine und Polizei das Verhalten der Fans verurteilen, kritisieren Fanorganisationen, dass die Polizei die Lage eskalieren ließ.
Wenige Minuten nach Anpfiff der Partie zwischen dem BVB und Hertha BSC (2:2) zündeten Hertha-Fans hinter einem als Sichtschutz genutzten großen Banner mit der Aufschrift "15 Jahre Hauptstadtmafia" Pyrotechnik. Die Polizei versuchte, dieses Banner zur Verhinderung möglicher weiterer Pyro-Aktionen zu entfernen – ein ungewöhnlicher Vorgang, den die Ultras als eine der größtmöglichen Provokationen ansehen.
Die Lage eskalierte: Gut 100 Gäste-Fans attackierten die Polizisten mit Faustschlägen und Tritten, schlugen mit Fahnenstangen auf sie ein und bewarfen sie vereinzelt mit brennenden Pyro-Fackeln. Erst Mitte der ersten Halbzeit beruhigte sich die Lage wieder.
Noch am Samstagabend kündigte die Dortmunder Polizei an, eine Ermittlungskommission einzusetzen. Die "beteiligten Straftäter" seien "umfangreich videografiert" worden. Es würden Strafanzeigen wegen "Landfriedensbruchs, Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte, tätlichen Angriffs auf Polizeivollzugsbeamte und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz gefertigt".
Laut Angaben der Dortmunder Polizei wurden 45 Personen verletzt, 35 davon durch Pfefferspray-Einsatz.
In einer gemeinsamen Stellungnahme der "Fanhilfe Dortmund" und der "Fanhilfe Hertha B.S.C" wurde der Einsatz der Polizei als unverhältnismäßig kritisiert. Durch den Einsatz von Pfefferspray seien mehr Verletzungen hervorgerufen worden, "als im Westfalenstadion vermutlich jemals durch Pyrotechnik verursacht wurden".
Die Fans gehen noch weiter: Wieder einmal stelle sich die Frage, ob die Dortmunder Polizei statt für Sicherheit zu sorgen, nicht vielmehr eine Gefahr für die Sicherheit der Stadionbesucher darstelle, heißt es in der Stellungnahme.
Die Täter hätten anders gefasst werden können. "Statt mögliches Fehlverhalten im Nachgang durch die hochgelobte Kameratechnik zu verfolgen, wird von der Polizeiführung ein vollkommen überzogener Einsatz veranlasst", hieß es in der Erklärung. Man werde die kommenden Tage nutzen, "um den Polizeieinsatz in allen Einzelheiten zu durchleuchten und möglicherweise strafbares Verhalten zu dokumentieren."
Die Aktionen dürften das ohnehin schon angespannte Verhältnis von organisierten Fans und dem Deutschen Fußball-Bund sowie Deutscher Fußball Liga weiter anheizen. Im August waren die Gespräche des Zusammenschlusses der Fanszene mit den Verbänden beendet worden und es kam bundesweit zu Protesten.
(bn/dpa)