Deutsche Spieler in der US-amerikanischen Major League Soccer? Da fällt einem natürlich zuerst einer ein: Bastian Schweinsteiger. Weltmeister, Bayern-Legende, oder wie ein japanischer TV-Kommentator ihn während der WM 2006 einst nannte: "Das Lachsgesicht mit der Bürste auf dem Kopf".
Seine besten Tage hat der 34-Jährige allerdings längst hinter sich, die "Bürste auf dem Kopf" ist ergraut. Schweinsteiger, der im März 2017 von Manchester United zu Chicago Fire gewechselt war, hat in der aktuellen MLS-Saison mit seinem Team nichts Großes gerissen. Chicago hat als Vorletzter der Eastern Conference die Playoffs klar verpasst. Er hat seinen Vertrag aber nochmals bis Ende 2019 verlängert.
Umso besser läuft's gerade für zwei andere Deutsche in der MLS: Julian Gressel und Kevin Kratz. Beide spielen für Atlanta United, sind Eastern-Conference-Meister und stehen seit Donnerstagnacht im Playoff-Finale.
Im Halbfinal-Rückspiel bei den New York Red Bulls (da spielt auch ein Deutscher: Marc Rzatkowski) verloren sie zwar mit 0:1, doch im Hinspiel hatte das Fußball-Franchise aus dem Bundesstaat Georgia mit 3:0 triumphiert.
Gressel (24) spielte – so wie meistens – 90 Minuten durch, Kratz (31) saß die gesamte Spieldauer über auf der Bank. Kevin Kratz, ausgebildet bei Bayer Leverkusen, war in Deutschland als Profi für Braunschweig und Sandhausen aktiv. Jetzt lässt er seine Karriere in den USA ausklingen.
Die Karriere von Julian Gressel hingegen nimmt gerade erst so richtig Fahrt auf. Vor fünf Jahren, mit 19, kickte der Ex-Jugendspieler von Greuther Fürth noch in der Landesliga Bayern-Nordwest bei Neustadt/Aisch.
Dann wechselte er ans Providence College, Rhode Island, spielte dort fürs Hochschul-Team. Im MLS-Draft 2017 wurde Julian Gressel dann an achter Stelle von Atlanta gepickt. Und plötzlich war der Ex-Amateur MLS-Profi.
Sein Debüt für Atlanta gab er beim ersten MLS-Spiel von "ATL" am 6. März 2017. In seiner Debütsaison erreichte der Mittelfeldspielder mit Atlanta direkt einen starken vierten Platz und damit die Playoffs. Gressel hatte großen Anteil daran, schoss fünf Tore und legte neun weitere auf.
Nach seinem ersten Jahr in der Major League Soccer gewann der Mittelfranke ob dieser Leistungen mit großem Vorsprung die Wahl zum "Rookie of the Year".
In der abgelaufenen Saison stand Gressel in 33 von 34 Spielen auf dem Platz (vier Tore/zwölf Vorlagen). In den Playoffs spielte er bisher alle drei Spiele durch, lieferte einen Assist.
Mittlerweile gibt es nicht nur um Gressel, sondern auch um Playoff-Finalist Atlanta United einen echten Hype.
Das Team spielt unter dem argentinischen Trainer Gerardo "Tata" Martino ansehnlichen Offensivfußball, das "Mercedes Benz Stadium" ist regelmäßig gut gefüllt und sorgt für Zuschauerrekorde. Vergangene Saison kamen im Schnitt 53.000 Besucher zu den Atlanta-Spielen. Zuschauerzahlen, die der Soccer eigentlich nicht kennt.
Am Ende des Jahres läuft Gressels Vertrag bei Atlanta aus. Sollte er per Klausel verlängert werden, besteht laut transfermarkt.de eine weitere Option bis zum 31. Dezember 2020. So wichtig wie Gressel für Atlanta ist, wird die wohl auch gezogen.
(as/sid/dpa)