Die jüngsten Enthüllungen der "Football Leaks" zeigen auf, wie diverse europäische Klubs minderjährige Spieler verpflichten und Agenten dafür entlohnen, obwohl dies nicht erlaubt ist. Auch ein Fall aus Deutschland gelangt an die Öffentlichkeit. Im Fokus: der RB Leipzig.
Eigentlich verbietet der Deutsche Fußball-Bund (DFB), dass Spieleragenturen mit minderjährigen Athleten Geld verdienen. Doch es gibt für die Agenten Wege und Mittel, diese Regelung zu umgehen, wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet.
Im Fall von Nicolas Kühn, einem deutschen Flügeltalent, das mit 15 Jahren von Hannover 96 zu RB wechselte, lief das so ab: Bei den Verhandlungen über einen Wechsel Kühns sollen die RB-Verantwortlichen laut den "Football Leaks"-Dokumenten die Agentur "Spielerrat" engagiert haben, damit sich Kühns Mutter "richtig" entscheidet. Anschließend gab es ein Job-Angebot für die Mutter statt für dem Jungstar: 25.000 Euro sollte sie jährlich für Arbeiten verdienen, die sie gar nicht ausführte.
Und die Agentur? Die kassierte einfach später ab. Den Enthüllungen zufolge sollte Leipzig 150.000 Euro an die Agentur überweisen, sobald Kühn mit 17 Jahren in der ersten Mannschaft debütiert hätte. Weitere 20.000 Euro sollten "irgendwie und irgendwo" in die Taschen der Agenten wandern. Also würde einfach bei einem anderen Transfer Leipzigs Geld überwiesen, auch wenn die Agentur gar nicht involviert gewesen wäre.
Leipzig und die Agentur wiesen die Vorwürfe auf Anfrage des NDR zurück. Der Club lässt verlauten: "Wir möchten ausdrücklich betonen, dass es im Zusammenhang mit dem Spielerwechsel von Nicolas Kühn zu keinem Zeitpunkt eine Zahlung oder sonstige Leistungen an die Spielervermittleragentur 'Spielerrat' (oder eine andere Spielervermittler-Gesellschaft) gegeben hat."
Der heute 18 Jahre alte Nicolas Kühn spielt mittlerweile im Sturm der zweiten Mannschaft von Ajax Amsterdam. Dem DFB seien laut eigener Aussage die Hände gebunden, ihm fehlten die rechtlichen Mittel. "Der DFB ist halt nicht das FBI und die Bundespolizei", sagt Markus Hirte, Leiter der Talentförderung, dem NDR.
Leipzig ist mit dieser Masche nicht allein. Auch Paris Saint-Germain und Monaco sollen bei Verpflichtungen ähnlich vorgegangen sein. PSG wird ein konkretes Vergehen bei der Verpflichtung von Kays Ruiz-Atil vorgeworfen. 2015 holten die Franzosen den damals erst 12-Jährigen in ihre Mannschaft. Diesen Sommer hat er nun seinen ersten Profivertrag unterschrieben.
Um den Spieler der Jugendakademie des FC Barcelona nach Paris zu locken, bereitete PSG laut "Mediapart" einen Brief für den Vater des Jungen vor, den er an die FIFA schicken sollte. In diesem wurde erklärt, dass die Familie nach Paris ziehe, um der eigenen Verwandtschaft näher zu sein. Damit sie sich dies leisten konnte, stellte der Club den Vater einfach als "Scout" an, wofür er monatlich 3.200 Euro und einen Sofortbonus von 30.000 Euro kassierte.
Die FIFA will in den nächsten Tagen eine Untersuchung gegen die Pariser einleiten. Dem französischen Meister droht eine Strafe. 2014 belegte der Weltverband bereits den FC Barcelona mit einem Transferverbot, nachdem dieser gegen die Regeln zu Verpflichtungen minderjähriger Spieler verstoßen hatte.
(abu)