Jetzt bekommt die Deutsche Bahn ein Ultimatum – drohen neue Streiks?
12.12.2018, 07:5112.12.2018, 07:51
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Es droht eine neue Eskalation im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und ihren Mitarbeitern. Die Gewerkschaft
Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat der Bahn nun ein Ultimatum gestellt: Am Dienstagabend forderte die Organisation den Konzern auf, ein verbessertes Lohnangebot vorzulegen.
Zugleich unterbrachen die Bahn und die Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre parallel in Berlin geführten
Tarifverhandlungen. Sie sollen am Mittwoch (10.00 Uhr) weitergeführt
werden.
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte, das jüngste Angebot "über die Erhöhung des Entgelts in
Verbindung mit der vorgeschlagenen Laufzeit war nicht akzeptabel". Es
sei nun nur noch bis Mittwoch, 9.00 Uhr Zeit, um in freien Verhandlungen eine Lösung für die die strittigen
Punkte zu finden. Ein Bahnsprecher wollte das in der Nacht nicht
kommentieren.
Die GDL hat für 9.00 Uhr zu einer Pressekonferenz in Eisenach
eingeladen. Danach wollten die Bundestarifkommission und der Hauptvorstand
der GDL den Stand der Tarifverhandlungen bewerten "und anschließend
die erforderlichen Beschlüsse fassen", hieß es.
Nächster Streik? Schon möglich, aber nicht sofort
Die GDL hätte die Möglichkeit, das Scheitern der Verhandlungen zu
erklären und damit ein Schlichtungsverfahren einzuleiten. Zu einem
Streik darf sie nach geltender Vereinbarung erst nach dem Ende der
Schlichtung aufrufen.
Die EVG hatte die vierte Verhandlungsrunde am Samstag in Hannover
abgebrochen. Als Grund gab sie ein zu niedriges Lohnangebot an. Mit
einem Warnstreik am Montag erhöhte die Gewerkschaft dann den Druck
auf den Arbeitgeber. Der vierstündige Ausstand legte den Zugverkehr
in weiten Teilen Deutschlands lahm.
Viele Menschen stiegen auf Busse um – die waren natürlich gnadenlos überfüllt.Bild: reuters
Worum geht's eigentlich in dem Arbeitskampf?
Beide Gewerkschaften waren vor zwei Monaten mit einer Forderung
nach 7,5 Prozent mehr Einkommen in die Tarifrunde eingestiegen. Die
Bahn hatte am Wochenende eine Einkommenserhöhung in zwei Stufen
angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1.
Januar 2020, bei einer Vertragslaufzeit von 29 Monaten. Für die
Monate Oktober 2018 bis Februar 2019 sollte eine Einmalzahlung von
500 Euro hinzukommen.
Die EVG verlangte zuletzt für die erste Erhöhungsstufe 3,5
Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Zumindest sollte eine 3
vor dem Komma stehen, hieß es bei der EVG. Je länger die Laufzeit
eines Vertrages ist, desto geringer fällt die effektive Lohnerhöhung
aus.
Aus Verhandlungskreisen in Berlin hieß es am Dienstag, dass EVG
und Bahn noch nicht wieder über die strittige Frage der Lohnerhöhung
gesprochen hätten. Vielmehr sei es erst einmal um die Klärung offener
Details aus den vorherigen Runden gegangen.
Die Bahn strebt an, bei den übergreifenden Tariffragen wie dem
Entgelt mit EVG und GDL gleiche Abschlüsse zu erzielen.
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hat mehrmals klargemacht, er
wolle möglichst mit beiden Gewerkschaften "für gleiche Berufsgruppen
auch zu vergleichbaren Ergebnissen kommen".
Während die EVG etwa 160.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn im
Inland vertritt, verhandelt die kleinere GDL für einen Teil davon – rund 36 000 Beschäftigte des Zugpersonals, darunter vor allem
Lokführer, Zugbegleiter und Bordgastronomen.