Ryanair einigt sich mit Piloten – welche Folgen das für die Passagiere hat
04.12.2018, 11:5304.12.2018, 11:53
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Tatsächlich noch vor Weihnachten haben sich die deutschen Piloten und
der Billigflieger Ryanair auf Grundzüge eines Tarifwerks geeinigt.
Streiks sind damit vom Tisch.
Bis Ende Februar sollen Gehaltstarif und Manteltarif stehen, die dann bis März 2023 gelten sollen, wie beide Seiten am Dienstag mitteilten. Für das Kabinenpersonal hatte Verdi bereits im November eine ähnliche Grundsatzvereinbarung mit Ryanair getroffen.
Ingolf Schumacher, Tarifexperte bei der Pilotenvereinigung Cockpit, zeigte sich sehr optimistisch, die angestrebte Einigung tatsächlich erreichen zu können. "Ich bin da sehr positiv", sagte Schumacher.
Das ist Ryanair:
Ryanair ist der größte Billigflieger Europas. Er fliegt mit seinen einheitlichen Boeing 737-Maschinen mehr als 215 Flughäfen in 37 Ländern an und operiert von 86 Basen in Europa und Nordafrika. Das hochprofitable Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben rund 14.500 Menschen. Im Geschäftsjahr 2017/2018 machten die Iren bei 7.15 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 1,45 Milliarden Euro.
Warum kam es zu so vielen Streiks?
Die gut 400 in Deutschland stationierten Piloten hatten vor knapp
einem Jahr erstmals gestreikt und im laufenden Jahr noch drei Mal die
Arbeit niedergelegt. Nun sollen unter anderem die Grundgehälter
deutlich zulasten der variablen Gehaltsbestandteile steigen.
Ganz
junge Co-Piloten könnten mit einer Verdoppelung ihres Fixgehalts auf
50.000 Euro pro Jahr rechnen, heißt es in Papieren der
Tarifkommission. Für Kapitäne soll es um bis zu 33 Prozent auf
zunächst 100.000 Euro zulegen. Unter dem Strich gebe es leichte
Steigerungen des Gesamtgehalts, die aber nicht näher beziffert
wurden, weitere jährliche Steigerungen wurden vereinbart.
Was soll sich jetzt ändern?
Ryanair habe seine Ankündigung bereits umgesetzt, die in Deutschland
eingesetzten Piloten selbst anzustellen, sagte Schumacher. Früher
hatte es viele prekäre Arbeitsverhältnisse bei Verleihfirmen gegeben.
Ab Ende Februar 2019 sollen die Arbeitsverträge auf deutsches Recht
umgestellt werden, ab April werde deutsches Steuerrecht angewendet.
Wegen der geringeren Steuersätze im Vergleich zu Irland steige damit
das Nettogehalt der Piloten.
Auch für den Fall von Stationsschließungen und Versetzungen seien
soziale Regelungen gefunden worden, bestätigten beide Seiten. Dies
soll auch rückwirkend für die geschlossene Station Bremen und die
reduzierte Mannschaft in Weeze am Niederrhein gelten. Und auch über die
Bildung eines Cockpit-Betriebsrats nach Tarifrecht sei man sich
einig, erklärte die Pilotengewerkschaft.
Die insgesamt vier Tarifverträge sollen bis Ende Februar (Gehalt und
Mantel) beziehungsweise zum 1. April unter Dach und Fach sein. Bis
dahin wird es wegen der vereinbarten Friedenspflicht auch keine
weiteren Streiks der hierzulande stationierten Piloten mehr geben.