Wird morgen wieder gestreikt? – und 3 weitere Fragen zum Bahn-Chaos
10.12.2018, 08:4210.12.2018, 12:02
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Reisende und Pendler wurden am Montagmorgen wegen des
Warnstreiks bei der Deutschen Bahn auf eine harte Geduldsprobe
gestellt.
Viele mussten auf das Auto oder andere Verkehrsmittel ausweichen. Die Bahn stellte den Fernverkehr bundesweit für mehrere Stunden ein.
Im Regionalverkehr kam es zu erheblichen Behinderungen, in einzelnen Bundesländern fuhr kaum ein Zug. Auch die Reisezentren wurden bestreikt.
Weitere Streiks soll es demnächst nicht geben. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) erklärte am Montag, man sei bereit, wieder zu verhandeln.
Die Deutsche Bahn sei im Anschuss an den Streik auf die Gewerkschaft zugekommen, sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba.
Wie lange soll der Streik andauern?
Die Einstellung des Fernverkehrs sollte zunächst bis zum offiziell
angekündigten Ende des Ausstands um 9.00 Uhr andauern, wie eine
Sprecherin des Konzerns sagte. Einige Minuten später stellten die Streikenden der EVG ihren Protest dann auch ein.
Darüber
hinaus werde es aber noch während des gesamten Tages zu massiven
Einschränkungen im bundesweiten Fernverkehr kommen, hieß es weiter.
Reisen sollten möglichst auf den Dienstag verschoben werden, empfahl
die Bahn. Fernverkehrstickets behielten ihre Gültigkeit und könnten
bis einschließlich Sonntag (16.12.) genutzt werden.
Die Gewerkschafter prüfen, ob sie einen Verhandlungstermin mit der Bahn am Dienstag wahrnehmen.
Wie ist die Lage im Regionalverkehr?
In mehreren Bundesländern war zudem der Regionalverkehr stark von den
Streiks betroffen. In Bayern kam der Zugverkehr fast vollständig zum
Erliegen. Nur die Stammstrecke der S-Bahn in München sei in Betrieb,
sagte eine Bahnsprecherin am Morgen. Auch in Nordrhein-Westfalen
stand der Regionalverkehr weitgehend still. Es würden mehr als zwei
Dutzend Stellwerke bestreikt, nur in einigen Landesteilen gebe es
vereinzelt noch Zugverkehr, sagte ein Bahnsprecher.
Der Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) traf auch den Südwesten. "Es kommt zu sehr starken Beeinträchtigungen im gesamten Regionalverkehr", sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. "Im badischen Bereich ist der Regionalverkehr momentan mehr oder weniger eingestellt."
Erhebliche Auswirkungen gab es auf die Berliner S-Bahn. Es gebe hier nur noch etwa ein Drittel des normalen Angebotes, sagte ein Sprecher. «Wir bemühen uns, während des Streiks ein Angebot aufrecht zu erhalten», teilte das Unternehmen mit. Die Fahrgäste in der Hauptstadt wurden aufgefordert, auf U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse auszuweichen. Die S-Bahn in Berlin gehört zur Deutschen Bahn.
Was passiert mit bereits gekauften Tickets?
Im Fernverkehr sollen alle für Montag gekauften Tickets bis zum
Sonntag gültig bleiben, wie die Bahn mitteilte. Für bestimmte
Spartickets werde zudem die Zugbindung aufgehoben. Im Fall von
Reiseabsagen wegen des Warnstreiks sind Erstattungen von Tickets und
Reservierungen geplant.
Wieso wird überhaupt gestreikt?
Am Samstag waren die Tarifparteien in Hannover ohne Ergebnis
auseinandergegangen. Die EVG nannte ein aus ihrer Sicht zu geringes
Lohnangebot des Konzerns für rund 160 000 Beschäftigte als Anlass für
die Warnstreiks. Die Bahn sprach hingegen von einer "völlig
überflüssigen Eskalation".
Zum Tarifangebot gehörten nach Bahn-Angaben eine Entgelt-Erhöhung von
insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen und eine Einmalzahlung von 500
Euro. Anstelle der zweiten Stufe sollte den Mitarbeitern erneut die
Möglichkeit eröffnet werden, mehr Freizeit zu wählen. Dies sollte
nach Darstellung der EVG aber erst ab Anfang 2021 möglich sein.
Von Freitag auf Samstag hatte die Bahn die ganze Nacht hindurch mit
der EVG sowie separat mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
(GDL) verhandelt. Beide Gewerkschaften hatten ursprünglich 7,5
Prozent mehr Geld gefordert.