Josefine Preuß hat zu vielen Themen eine Meinung und tut diese duzend kund. Das Interview, das ihr vorab zur Autorisierung vorgelegt wurde, kommt ohne Änderungen zurück. Eine echte Seltenheit in der Film- und Fernsehbranche.
Josefine, die Rolle der Jessi in "Verpiss dich, Schneewittchen"
scheint wie für Dich gemacht. Sie ist die Schwester von Sammy (Bülent
Ceylan), der davon träumt, Rockstar zu werden. Als er eine Band gründet,
kommt Jessi mit und erlebt ein großes Abenteuer.
Josefine Preuß: Es ist ja an sich schon so dankbar, dass ich das Angebot
bekommen habe, die einzige Frau in einer so verrückten Band zu spielen.
Wir haben uns gesagt: Die muss nicht nur Spaß zu spielen machen,
sondern es muss auch eine Rolle sein, die man gerne anschaut.
So wie Du die Rolle spielst, stellt man sich Dich auch privat vor. Stimmt das?
Echt? Oh Gott! Ich sehe normaler aus und ich habe gerne lange Hosen an
privat. Und ich würde mir meine Augen auch nicht so schminken. Umso
schöner, das mal in einer Rolle machen zu dürfen.
Was ist der größte Unterschied zwischen der Rolle und Dir, der Schauspielerin Josefine Preuß selbst?
Ich habe jetzt keine zwei türkischen Brüder. Und der Klamottenstil ist
definitiv ein anderer. Ansonsten verstehe ich Jessi, dass sie sich in
dieser Männerdomäne Hamam sehr gut zu verteidigen weiß. Wenn wir auf das
Thema türkische Familie gehen, erzählen wir ja eine sehr westlich
orientierte, eine sehr moderne und aufgeklärte Geschichte. Sonst würden
zwei türkische Brüder ihre kleine Schwester auch nicht so rumlaufen
lassen (lacht).
Jessi wird dann ja zum Mitglied der Band "Hamam Hardrocker". Wäre die Gründung einer Band für Dich in Zukunft auch denkbar?
Ne, lass mal. Das war für "Hamam Hardrocker" genau das Richtige, aber
jetzt noch mal eine Band gründen? Ich habe ja immer gesagt, ich werde
keine schauspielende Sängerin und keine singende Schauspielerin.
Wenn Du jetzt ein Lied singen müsstest. Welches würdest du singen?
Ich liebe ja Karaoke. Und da gibt es drei Lieder, die ich immer,
immer, immer singe. Das nervt meine Freunde schon, aber da müssen sie
einfach durch. Das ist einmal, weil es eine ganz andere Bedeutung hat,
wenn es eine Frau singt, "Männer" von Herbert Grönemeyer. Dann ist es
Dusty Springfield mit "Sun of a Preacher Man" und Cher mit "Walking in
Memphis". Gute Mischung, oder?
Wie war denn die Zusammenarbeit mit Bülent Ceylan. Seid ihr zusammen auch mal im Hamam gewesen?
Wir waren genug im Hamam, da braucht man nicht zur Vorbereitung rein.
Dreh du mal zehn, zwölf Stunden in so einem vollbeheizten Hamam. Und es
war Hochsommer. Also ich kann mit Hitze gut und die Männer waren da ja
auch echt teilweise fast nackig. Nur mit ihrem Tuch und Schlüppi. Aber
das waren Drehtage im Hamam. Das war heiß.
Heiß, auch was die Männer angeht? Du sollst ja Single sein.
Ne, lass mal (lacht). Ich spreche jetzt rein über die Temperatur.
Du warst ja eine Zeit lang immer als klein und irgendwie süß
bekannt. Merkst Du mittlerweile, wo Du auch sehr ernsthafte Rollen in
"Das Adlon" und "Die Pilgerin" gespielt hast, eine Veränderung im Umgang
mit Dir als Schauspielerin?
Man wird anders wahrgenommen. Ich meine, klein und süß bin ich immer
noch. Wenn ich normal rausgehe, kann ich immer noch aussehen wie 16, 17,
18. Aber man merkt bei mir dann ganz schön schnell, wenn ich den Mund
aufmache, dass ich vielleicht ein bisschen älter bin.
Mit zunehmendem Alter äußerst Du dich auch mehr zu
gesellschaftsrelevanten Themen. In einem Interview hast Du mal gesagt:
"Für die junge Generation sieht es einmal düster aus, wir werden vom
Staat nicht mehr unterstützt." Wie stehst Du zur neuen Groko?
Ich weiß es noch gar nicht. Ich bin ja froh, dass es jetzt endlich
eine Einigung gibt. Es ist schon ganz schön peinlich für die ganze Welt,
dass wir drei Monate lang keine Regierung hatten. Ist euch das bewusst,
Leute? Wir sind Deutschland. Wir sind eine Demokratie. Wir durften
wählen.
Glaubst Du, das wird gelingen?
Im Moment fühlt sich das für mich eher so an, dass man jetzt schon
die Ära nach Merkel vorbereitet. Ich will aber noch mal klar sagen: Wir
haben noch ein paar Jahre vor uns mit Merkel. Wir brauchen jetzt unsere
Politiker. Jetzt, genau jetzt!
Während Du dich für Politik interessierst, soll Technik so gar nicht dein Ding sein.
Ich bin froh, wenn ich meinen Computer an und aus kriege. Ich gebe
tatsächlich, weil ich dann denke, dass sie funktionieren, allen meinen
technischen Geräten Namen. Das ist so ein kleiner Tick. Mein Kühlschrank
heißt "Die eiskalte Sabine". Mein Fernseher ist Paul, weil "Wer ist
eigentlich Paul?". Meine Waschmaschine heißt Reiner, weil der natürlich
die Sachen reinigt. Mein Telefon heiß Jolande, mein Laptop heißt Lale
und dann habe ich noch meinen Drucker, der heißt Hape. Mein Auto hat
auch einen Namen. Das heißt Charly. Wir können ewig so weitermachen. Ich
schicke dir eine Liste.
"Verpiss dich, Schneewittchen!" kommt am 29. März in die deutschen Kinos.
Dieser Text erschien zuerst bei t-online.de