Die Bayern spielen heute im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen den FC Sevilla (20.45 Uhr/Sky und ZDF oder im watson-Liveticker).
Die Andalusier sind das vermeintlich einfachste Los in der Runde der letzten Acht – auf dem Papier glitzern sie zumindest nicht so sehr wie Barcelona, Real, ManCity und wie sie alle heißen.
Trainer Jupp Heynckes warnt trotzdem vor Sevilla, das im Achtelfinale überraschend Manchester United rauswarf: "Ich habe direkt nach der Auslosung gesagt, das ist ein absoluter Topgegner". Man habe "allergrößten Respekt".
So wollen die Bayern spielen:
Bayerns Spanier Javi Martinez sieht es ähnlich: "Vielleicht ist Sevilla nicht so bekannt wie Real Madrid und Barcelona. Aber das ist eine ganz tolle Mannschaft. Wir müssen 100 Prozent geben, um in die nächste Runde zu kommen."
Das sind die 7 Stolpersteine:
Der Spanien-Fluch
Schon vier Mal sind die Bayern in der K.o.-Phase der Champions League gegen Teams aus Spanien ausgeschieden. Und zwar in den vergangen vier Jahren.
Unter Pep Guardiola scheiterte der Rekordmeister aus München gleich drei Mal im Halbfinale: 2014 war's Real Madrid. 2015 der FC Barcelona und 2016 Atlético Madrid. Unter Carlo Ancelotti war 2017 erneut gegen Real Madrid Schluss – allerdings schon im Viertelfinale.
Arjen Robben fassungslosBild: dpa
Das letzte Mal, dass die Bayern sich in der K.o.-Phase der Königsklasse gegen eine Mannschaft aus Spanien durchsetzen konnten, war im Jahr 2012. Klingelt's? Genau! Da hat Jupp Heynckes mit München das Triple geholt. Im Halbfinale schlug man damals Barcelona mit 4:0 und 3:0.
Generell ist die bayerische Bilanz gegen spanische Mannschaften in der Champions League eher durchwachsen: In den vergangenen 20 Jahren gab es in 39 Partien gegen Klubs aus "La Liga" 17 Siege, 17 Niederlagen und fünf Unentschieden.
Heimstärke im Hexenkessel
Das Stadion von Sevilla ist wohl das, was man gemeinhin als Hexenkessel bezeichnet. Das Estadio Ramón Sánchez Pizjuán (42.714 Plätze) hat steile Ränge, die fast bis an den Spielfeldrand gehen. In der aktuellen Saison hat Sevilla erst drei Ligaspiele zuhause verloren.
Gegen deutsche Teams ist Sevilla in bisher elf Spielen ungeschlagen. Gegen Bayern haben sie aber noch nie gespielt...
Sevillas Flügelspieler Pablo Sarabia setzt auf die Stimmung: "Ich glaube, dass wir ein sehr intensives Sevilla sehen, getragen von unserer Leidenschaft".
Sevilla ist eine Turniermannschaft
Eigentlich hat ja die deutsche Nationalmannschaft dieses Spitznamen reserviert. Aber auf Vereinsebene ist Sevilla das, was das DFB-Team bei Welt- und Europameisterschaften auszeichnet.
2016: Sevilla feiert den dritten Europa-League-Titel in SerieBild: KEYSTONE
Die Serientäter aus Andalusien haben bereits fünf Mal die Europa League gewonnen – und das bei fünf Final-Teilnahmen. Rekord! Von 2014 bis 2016 hat der FC Sevilla den Wettbewerb dreimal in Folge gewonnen.
Frust bei Manchesters Marcus Rashford (vorn), Jubel bei SevillaBild: PA Wire
Die K.o.-Mentalität liegt dem Team im Blut – das hat auch Manchester United im Achtelfinale zu spüren bekommen: In Sevilla gab's ein 0:0, in Manchester einen 2:0-Sieg.
Die Taktik von Vincenzo Montella
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel sagte Sevillas Trainer Vincenzo Montella:
"Den Ball zu haben, ist keine Taktik, aber du hast schlicht eine größere Chance zu gewinnen, wenn du ihn hast. Bayern ist es gewohnt, viele Tore zu schießen und den Ball zu haben. Wir müssen sie zwingen, das zu tun, was sie nicht gewohnt sind".
Vincenzo Montella vor dem Spiel gegen Bayern
Klingt schwer nach einer Kampfansage! Der Italienier hat kein System, das er bevorzugt. Er setzt auf Flexibilität. Er lässt 4-2-3-1 oder 4-3-3 spielen, manchmal auch 3-5-2.
Vincenzo Montella hat sich in Schale geschmissenBild: AP
Vincenzo Montella beendete mit 35 seine aktive Karriere. In 288 Spielen in der italienischen Serie A erzielte er 141 Tore. Sein Spitzname damals: "L'Aeroplanino". Zu deutsch: das kleine Flugzeug.
"L'Aeroplanino": Vincenzo Montella drehte bei Toren stets zum Flugzeug-Jubel abBild: ANSA FILE
Wie er Trainer geworden ist? Weil sein Ex-Klub AS Rom ihm noch 1,5 Millionen Euro Gehalt schuldete! Als Entschädigung bot man ihm einen Trainerjob bei den C-Junioren an inklusive 500.000 Euro Jahresgehalt. Die Schulden verteilte die Roma so auf drei Jahre. "Damals war mir noch nicht klar, dass ich Trainer werden wollte", erzählte Montella im Interview mit "uefa.com".
Steven N'Zonzi
Er ist 1,96 Meter groß, 29 Jahre alt, spielt im defensiven Mittelfeld und hat sechs Jahre die Premier-League-Härte auf dem Buckel. Die Rede ist vom Franzosen Steven N'Zonzi. Er ist die ordnende Hand in Sevillas Mittelfeld, der auch die international nötige Härte mitbringt.
Wuchtig: Steven N'Zonzi haut seine 1,96 Meter voll reinBild: EFE
Im Oktober 2009 debütierte er in der U21 Frankreichs, kam dann aber nur noch zu fünf weiteren Einsätzen. Er wechselte im selben Jahr vom SC Amiens zu den Blackburn Rovers nach England, dann ging's 2012 zu Stoke City, wo er in 120 Partien so sehr überzeugte, dass ihn Europa-League-Sieger FC Sevilla 2015 für acht Millionen Euro kaufte.
Hier N'Zonzis Highlights aus der vergangenen Saison beim FC Sevilla:
Erst im November 2017, mit 28 Jahren, feierte N'Zonzi in der französischen A-Nationalmannschaft sein Debüt.
Wissam Ben Yedder
Wissam Ben Wer? Bis zum Achtelfinal-Rückspiel kannte ihn nur der geneigte Fußball-Nerd. Dann kam sein großer Auftritt: Mit zwei Toren in der 73. und 77. Minute entschied er das Spiel gegen Manchester United quasi im Alleingang.
Nur 1,70 Meter klein: Wissam Ben YedderBild: EFE
Der 27-jährige Franzose spielte von 2010 bis 2016 für den FC Toulouse, dann wechselte er im Sommer 2016 zum FC Sevilla. Ablösesumme: 9,5 Millionen Euro. Dafür, dass er in der aktuellen Saison in 20 Spielen erst sechs Tore erzielte, läuft es in der Champions League für ihn umso besser: In sieben Partien traf er acht Mal. Auch er hat scheinbar das Turniermannschaftsgen in sich...
Wie N'Zonzi spielte er einst in der französischen U21 (drei Einsätze im Jahr 2012). Nach seiner Gala in Manchester berief ihn Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps im März zum ersten Mal in die "Équipe Tricolore".
Den Bayern drohen Sperren fürs Rückspiel
Robert Lewandowski, Joshua Kimmich, Corentin Tolisso, Jérôme Boateng und Sebastian Rudy müssten bei der nächsten Verwarnung im Rückspiel in der kommenden Woche zuschauen.
Ihm droht eine Sperre: Robert LewandowskiBild: dpa
Seit der Saison 2014/15 werden Gelbe Karten in den UEFA-Vereinswettbewerben, die Spieler seit Beginn der Gruppenphase erhalten haben, nach dem Viertelfinale gestrichen. Alle Spieler gehen also unbelastet in die Halbfinal-Partien. Diese Regelung gilt jedoch nicht für Spieler, die im Viertelfinal-Rückspiel die dritte Gelbe Karte sahen. Diese sind dann für das Halbfinal-Hinspiel gesperrt.
(mit Material von dpa)
Wer wird eigentlich Bayern-Trainer?Tuchel nicht. Hier das Drama in 9 Memes:
FC Bayern: Thomas Müller bietet Leon Goretzka einen Kuss an
Der letzte Auftritt von Thomas Müller war wie erwartet hochemotional. Schon vor dem Anpfiff fingen die Kameras einen gefühligen Plausch zwischen der Klubikone und Mitspieler Goretzka ein.
Am Samstagabend um 20.10 Uhr endete in München eine Ära. Thomas Müller verließ in der 84. Minute ein letztes Mal den Platz der Allianz-Arena, seinem Wohnzimmer. Unter lauten Sprechchören und tosendem Applaus schritt er durch das Spalier aus Mitspielern und Staff.