Im Estádio da Luz trifft Bayern heute Abend am ersten Spieltag der Champions League auf Benfica Lissabon. Rekordmeister gegen Rekordmeister. Was viele nicht auf dem Radar haben: Im Tor von Benfica steht seit diesem Sommer ein gebürtiger Stuttgarter, der mal als der kommende deutsche Nationaltorhüter gehandelt wurde.
Odysseas Vlachodimos heißt der neue Mann zwischen den Benfica-Pfosten. Vlachodimos, den die meisten nur "Odi" rufen, ist 24 Jahre jung, ausgebildet wurde er beim VfB Stuttgart.
Dass er Torwart wurde, hat der 1,92-Meter-Mann seinem zwei Jahre älteren Bruder Panagiotis zu verdanken, der aktuell in Frankreich bei Olympique Nîmes spielt. "Panagiotis wollte bei uns im Garten als kleiner Junge immer auf das Tor schießen, einer musste dann in den Kasten", erzählt er (dfb.de).
Das Gartentraining mit dem großen Bruder scheint sich gelohnt zu haben: Von der U 15 bis zur U 21 durchlief Odysseas Vlachodimos sämtliche Juniorenmannschaften des DFB. "Odi" galt als kommender Nationaltorwart.
Bei der U-17-Weltmeisterschaft 2011 war Vlachodimos unumstrittene Nummer 1. Er gewann mit der Nationalelf das Spiel um Platz drei gegen Brasilien vor 80.000 Fans im Aztekenstadion in Mexiko City. Am Ende des Jahres wurde er mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze ausgezeichnet, der heutige Juve-Star Emre Can erhielt damals die Goldmedaille.
Doch dann stagnierte die Karriere
Mit der deutschen U21-Nationalmannschaft feierte er 2017 zwar die Europameisterschaft. Schönheitsfehler: Er machte während des Turniers kein einziges Spiel. Trainer Stefan Kuntz schenkte dem heutigen HSV-Keeper Julian Pollersbeck das Vertrauen. Für "Odi" war nur ein Platz auf der Bank frei.
30. Juni 2017 in Krakau: Vlachodimos feiert mit Öztunali, Schwäbe, Kempf, Amiri, Kehrer und Kohr die U21-Europameisterschaft. Deutschland schlug Spanien mit 1:0. Torschütze damals: Mitchell Weiser.Bild: imago/DeFodi/roland krivec
Vlachodimos durfte auch beim VfB Stuttgart "nur" in der drittklassigen Reserve das Tor hüten. In der Bundesliga kam er nur zu drei Einsätzen, an Przemysław Tytoń bzw. Sven Ulreich war kein Vorbeikommen. Er saß meistens auf der Bank, irgendwann gehörte er nicht mal mehr zum Kader.
2015 äußerte er im Fußballmagazin "Kicker" seine Unzufriedenheit über seine Situation: "Ich bin seit Januar 2002 beim VfB, habe alle Jugendmannschaften durchlaufen, war immer die Nummer 1, wie auch in allen Jugendnationalteams. Ich war immer loyal und habe auf dem Platz meine Leistung gezeigt – und jetzt das. Das ist hart." (Stuttgarter Zeitung)
"Odi" ging daraufhin im Januar 2016 zu Panathinaikos Athen, wagte den ungewissen Schritt ins Ausland.
Dann blühte "Odi" auf
Bei Panathinaikos zeigte er, was er kann (63 Spiele/34 ohne Gegentor) und wechselte schließlich in diesem Sommer nach Portugal zum Benfica Lissabon. Für knapp vier Millionen Euro.
"Odi" und seine Glücksnummer.Bild: imago/Icon SMI/rich graessle
Bei den Portugiesen ist er die neue Nummer 1 – auch wenn er auf dem Rücken die Nummer 99 trägt, die ihm seit seiner Zeit in Athen Glück bringt. Hintergrund: Bei Panathinaikos war die 1 schon vergeben, also nahm Vlachodimos statt der kleinstmöglichen die größtmögliche Rückennummer.
Die 99 als Glücksnummer scheint auch in Lissabon zu funktionieren...
Seit "Odi" bei Benfica im Tor steht, hat die Mannschaft nicht mehr verloren. Nach vier Spieltagen liegt Lissabon auf dem ersten Tabellenplatz.
Heute Abend will Odysseas Vlachodimos dem FC Bayern das Leben schwer machen. "Natürlich ist Bayern der Topfavorit", sagt Vlachodimos. Er möchte seine Landsleute aber zu gerne ärgern.
Und, wer weiß, vielleicht wird er ja mit Top-Leistungen in der Champions League doch noch mal Nationalspieler. Er ist immerhin erst 24 – und Neuer und ter Stegen werden nicht jünger.
Seine Vorgänger im Benfica-Tor haben jedenfalls beachtliche Karrieren hingelegt: Sie heißen Jan Oblak (heute Atlético Madrid) und Ederson (heute Manchester City).
FC Bayern: Schweinsteiger widerspricht Bremer Elfmeter-Aufregung
Unter dem Strich war es für den FC Bayern ein Arbeitssieg. 45 Minuten lang hatten sich die Münchner beim 3:0-Heimsieg gegen Werder Bremen enorm schwergetan.