Niederlande gegen Deutschland. "Elftal" gegen "Die Mannschaft". Ein echter Fußball-Klassiker. Am Samstagabend treffen die beiden mal wieder aufeinander. Und einer steht dabei ganz besonders im Fokus: Ajax-Jungstar Frenkie de Jong, 21, zentrales Mittelfeld.
So könnten sie spielen:
Niederlande: Cillessen - Dumfries, de Ligt, van Dijk, Blind - Wijnaldum, F. de Jong, Strootman - Promes, Depay, Babel. Deutschland: Neuer - Ginter, J. Boateng, Hummels, J. Hector - Kimmich - Rudy, T. Kroos - T. Müller, Ti. Werner, L. Sané.
Anstoß: 20.45 Uhr, Amsterdam
Als de Jong 15 war und noch in der Jugend von Willem II Tilburg kickte, fand das bis dato letzte Pflichtspiel zwischen den europäischen Fußball-Schwergewichten statt. Genau gesagt, war das vor 2313 Tagen, in der Gruppenphase der Euro 2012. Am 13. Juni 2012 begegnete man sich im ukrainischen Charkiw, Deutschland gewann 2:1.
Fuß an Fuß: Hummels gegen Sneijder.Bild: imago/Laci Perenyi
Das DFB-Team rauschte damals durch die Gruppenphase, gewann alle drei Spiele – die Niederlande fuhren mit null Punkten wieder nach Hause. Trotz großer Spieler wie Sneijder, van der Vaart, Kuijt, van Persie, Robben, van Bommel und wie sie alle heißen, die Stars der letzten goldenen Generation der Niederlande. Stars, zu denen de Jong wahrscheinlich aufgeschaut hat.
Einer dieser ganz Großen der jüngeren Vergangenheit, Rafael van der Vaart, wird am Samstagabend in Amsterdam offiziell verabschiedet. Und der Akt hat etwas Symbolisches: Die alte Garde macht Platz, nach den großen Enttäuschungen der verpassten Großturniere EM 2016 und WM 2018 scharren die Jungen mit den Hufen.
Sagt Servus: Rafael van der Vaart (M.).Bild: imago/Laci Perenyi
Wie zum Beispiel Frenkie de Jong. Er steht stellvertretend für die nächste goldene Generation hoffnungsvoller Talente der Niederlande. Er wird sogar schon als "Retter des niederländischen Fußballs" bejubelt oder wie einst Johan Cruijff als "Erlöser" bezeichnet. Von ihm schwärmt die Fußballwelt. "The Next Big Thing", wie es so schön heißt. Und das obwohl er eher unscheinbar wirkt, fast noch jungenhaft: Scheitel, Milchgesicht, 70 Kilo auf 1, 80 Meter.
Keine Angst vor großen Namen: De Jong vs. N'Golo Kanté.Bild: imago sportfotodienst
Frank Wormuth, ehemaliger Leiter der Fußballlehrer-Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie und heutiger Cheftrainer von Heracles Almelo, sagt im Interview mit dem "Tagesspiegel" über den Mittelfeldmann:
"De Jong spielt brutal selbstbewusst, macht Dribblings am eigenen Strafraum, ist ständig unterwegs, spielt einen ganz tollen, sicheren Fußball. Er ist ganz cool und abgebrüht."
Das wissen auch längst die europäischen Topvereine. Neben dem FC Barcelona, Manchester City und Bayern München soll auch Real Madrid an dem Talent interessiert sein.
De Jong wird gerne mit Xavi und Sergio Busquets verglichen, doch Sjors van Veen, niederländischer Sportjournalist mit einem Schwerpunkt auf Ajax Amsterdam, widerspricht: "Man kann ihn nicht vergleichen. Frenkie hat einen komplett eigenen Spielstil und verschiedene Qualitäten, die niemand anders hat."
Meist wird de Jong im defensiven bzw. zentralen Mittelfeld eingesetzt. Doch er erinnert häufig an einen Libero: Er startet aus der Tiefe und greift sofort an, versucht immer eine spielerische Lösung zu finden. Prinzipiell kann er jede Position bekleiden, weil er einfach außerordentlich gut Fußballspielen kann und ein exzellentes Spielverständnis mitbringt.
"Er ist stark im Dribbling und seine Bewegungen mit und ohne Ball sind faszinierend."
Sjors van Veen
De Jong im Nations-League-Spiel gegen Frankreich. Er hat bisher zwei Spiele für "Oranje" absolviert.Bild: imago/VI Images
Trotz seines jungen Alters, lässt sich de Jong von hohem Druck nicht verrückt machen. "Er ist sehr pressingresistent und verliert nie die Ruhe am Ball." Einer seiner größten Stärken ist jedoch auch seine Schwäche. "Er will immer Lösungen mit dem Ball finden, doch in manchen Situationen muss man den Ball auf die Tribüne schießen", sagt van Veen.
Auf die Tribüne, wo die Fans sitzen, die nach den großen Enttäuschungen der vergangenen Jahre sehen wollen, dass Bondscoach Ronald Koeman die Niederlande nun mit jungen, hungrigen Spielern in eine neue Ära führt.
Der Umbruch ist längst im Gange. Das Gesicht der Elftal hat sich verändert. Fünf der 24 Auswahlspieler des aktuellen Kaders wurden 1997, zwei 1995 geboren. Die Verantwortung sollen neue Stars wie Virgil van Dijk (27/FC Liverpool), Stefan de Vrij (26/Inter Mailand) und Georginio Wijnaldum (27/FC Liverpool) übernehmen.
Neue Gesichter, gewohntes Orange: De Jong (vorn rechts) und de Ligt (Nr. 3) sind die jungen Wilden, Ryan Babel (Nr. 11) gehört noch zur alten Garde, Wijnaldum (Nr. 8) und van Dijk (Nr. 4) sind die neuen Stars. Bild: imago/VI Images
Die junge Garde um Frenkie de Jong scheint jedenfalls schon mal verstanden zu haben, worum es geht: "Die Niederlande sind traditionell ein großes Fußball-Land, und das wollen wir auch wieder werden", sagte der Ajax-Jungstar.
Er bezeichnet das Duell gegen Deutschland als "eine Art Derby mit einer besonderen Geschichte. Wenn wir noch etwas wollen, müssen wir ein gutes Ergebnis holen." Nach der 1:2-Niederlage zum Auftakt in Frankreich steht der Europameister von 1988 schon unter Druck.
Aber das sollte nicht das Problem sein, die junge Mannschaft kann befreit aufspielen – und de Jong lässt sich von hohem Druck ohnehin nicht verrückt machen...
(as/sid/tol)
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