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Battle of Bramall Lane: Premier League-Spiel 2002 eskalierte völlig

Rudelbildung nach der Roten Karte gegen Suffo (mit der Rückennummer 19 ganz links).
Rudelbildung nach der Roten Karte gegen Suffo (mit der Rückennummer 19 ganz links).bild: grodon1
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Platzverweise ohne Ende: Wie dieses Horror-Foul zum "Battle of Bramall Lane" führte

16.03.2019, 10:5116.03.2019, 10:53
ralf meile/watson.ch
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In der Serie "Unvergessen" blicken wir jeweils am Jahrestag auf ein großes Ereignis der Sportgeschichte zurück: Ob hervorragende Leistung, bewegendes Drama oder witzige Anekdote – alles ist dabei. Heute: 16. März 2002: Es ist eine explosive Mischung, die zum großen Knall führt im Championship-Spiel zwischen Sheffield United und West Bromwich Albion. Die Partie wird abgebrochen, weil nach Platzverweisen und angeblichen Verletzungen zu wenig Spieler auf dem Feld stehen...

Mal ehrlich: Überrascht es dich, dass das Spiel nach diesem Foul eskaliert ist?

Georges Santos fliegt in seinen Gegenspieler Andy Johnson und daraufhin vom Platz. Es ist ein Duell mit einer Vorgeschichte: In der Saison zuvor hatte Johnson mit seinem Ellbogen die Augenhöhle von Santos zertrümmert. Santos schwor Rache und die Gelegenheit dazu erhält er an diesem Tag. In der 64. Minute eingewechselt, dauert es bloß wenige Sekunden bis zum brutalen Foul, das seinen Arbeitstag bereits wieder beendet.

Doch der Reihe nach. Die Spiele zwischen Sheffield United und West Bromwich Albion sind zu jener Zeit immer "heiß". Platzverweise sind an der Tagesordnung. An diesem 16. März 2002 treffen die beiden Teams in Sheffield an der Bramall Lane aufeinander. Sheffield liegt im gesicherten Mittelfeld, für West Brom geht's noch um den Aufstieg.

Die "Höhepunkte" der "Battle of Bramall Lane".

Sheffield schon früh dezimiert

Es dauert bloß neun Minuten, da fliegt der erste Spieler vom Platz. Sheffields Goalie Simon Tracey begeht außerhalb des Strafraums ein Handspiel. Ersatzkeeper Wilko de Vogt ersetzt ihn, Stürmer Peter Ndlovu muss für ihn weichen.

Wenig später schießt Scott Dobie das 1:0 für West Brom. Als Derek McInnes in der 63. Minute das 2:0 für den Favoriten schießt, scheint die Partie entschieden zu sein. Niemand würde heute noch vom Spiel reden, es wäre auch nicht als "Battle of Bramall Lane" bekannt. Doch was sich im Anschluss an den zweiten Treffer der Gäste ereignet, hat Seltenheitswert.

Rekordverdächtig: Zwei Spieler werden eingewechselt, und kassieren die Rote Karte

Sheffield Uniteds Trainer Neil Warnock vollzieht einen Doppelwechsel. Er bringt den Franzosen Georges Santos und den Kameruner Patrick Suffo, "einen Kleiderkasten mit der Körperhaltung eines Schwergewichtsboxers", wie der "Guardian" ihn beschreibt. Kaum ist das Duo auf dem Rasen, muss es ihn auch schon wieder verlassen.

Denn im Zuge des anfangs beschriebenen Fouls von Santos an Johnson sieht auch Suffo die Rote Karte. Mit einer Kopfnuss streckt er West-Brom-Torschütze McInnes nieder.

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Mehr als zwanzig Minuten sind noch zu spielen – und Sheffield United steht nur noch mit acht Spielern auf dem Feld. Gegen diesen arg dezimierten Gegner schießt Dobie sein zweites Tor, bringt die Albions in der 77. Minute mit 3:0 in Führung.

Nun überschlagen sich die Ereignisse ein zweites Mal. Kurz nach dem dritten Gegentreffer humpelt erst Sheffields Michael Brown vom Feld, in der 82. Minute kann auch sein angeschlagener Teamkollege Robert Ullathorne nicht mehr mittun. Und weil das Heimteam somit bloß noch sechs Spieler auf dem Feld hat, bricht der Schiedsrichter das Spiel regelgemäß ab.

"So etwas habe ich noch nie erlebt!"

Doch sind die Spieler wirklich verletzt oder hat Sheffields Manager Warnock den Abbruch provoziert? "Jeder weiß, was an der Linie abgegangen ist", tobt West Bromwichs Manager Gary Megson. "Seit ich 16 Jahre alt bin, bewege ich mich im Profifußball und ich bin jetzt 42. Aber so etwas wie heute habe ich noch nie erlebt!"

Santos und Suffo, die beiden vom Platz gestellten Joker, kassieren jeweils sechs Spielsperren. Für Sheffield United spielen sie nie mehr.

Der Franzose Georges Santos (im Vordergrund) hatte seine beste Phase einige Jahre nach der Zeit in Sheffield, als er bei den Queens Park Rangers spielte. 2009 beendete er seine Karriere.
Der Franzose Georges Santos (im Vordergrund) hatte seine beste Phase einige Jahre nach der Zeit in Sheffield, als er bei den Queens Park Rangers spielte. 2009 beendete er seine Karriere.imago
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