Wolfsburg gegen Hertha, dritter Spieltag der Bundesliga. Zur Halbzeit steht es 0:0. Kurz nach dem Wiederanpfiff spielt Wolfsburgs Rechtsverteidiger William einen schlimmen Fehlpass auf Höhe des Mittelkreises.
Und dann geht alles ganz schnell: Javairô Dilrosun schnappt sich den Ball, weiß genau, was er jetzt machen muss. Er schüttelt drei, vier Wolfsburger ab, drischt die Kugel dann aus spitzem Winkel ins lange Eck. 1:0 für Hertha. Zwischen dem Fehlpass und dem Torjubel liegen nicht mal zehn Sekunden.
Javairô Dilrosun, niederländischer Linksaußen und seit diesem Sommer Herthaner, ist gerade der "Player to watch" in der Bundesliga.
Er hat in seinen bisher vier Ligaspielen für die "Alte Dame" schon gezeigt, wofür man ihn geholt hat: Für erfrischende Ideen auf der Außenbahn, für Tempo-Dribblings, für Kreativität, für Torgefahr.
Bereits am zweiten Spieltag kam er gegen Schalke zu seinem Profi-Debüt, als er in der sechsten Minute – eher überraschend – für Abwehrspieler Karim Rekik ins Spiel kam. Und sofort drehte er auf, gab die Vorlage für Ondrej Dudas Führungstreffer.
Am Wochenende spielte er bei Herthas 4:2-Heimsieg gegen Gladbach ein ums andere Mal die Gäste-Abwehr schwindelig, bereitete zwei Treffer vor.
Der gebürtige Amsterdamer wechselte mit 16 Jahren aus der Jugend von Ajax in die von Manchester City. In den Profikader schaffte er es dort aber nicht. Zu groß war die Konkurrenz: „In Manchester ist nun mal jeder einzelne Spieler Weltklasse, da ist es schwierig, eine Chance zu bekommen“, sagte Dilrosun der "Berliner Morgenpost".
Seine Skills lernte er in Amsterdam auf öffentlichen Fußballplätzen, in Fünf-gegen-Fünf-Spielen. Ein echter Straßenkicker, den Hertha für vergleichsweise wenig Geld von den "Citizens" verpflichtete: Eine Ausbildungsentschädigung von "nur" 230.000 Euro mussten die Berliner für den talentierten Stürmer überweisen. Im Vergleich zu den horrenden Ablösesummen zurzeit ein echtes Schnäppchen.
Hertha kann sich glücklich schätzen, den aktuell besten Vorlagengeber der Liga im Kader zu haben. Er hätte sich auch für einen anderen, einen attraktiveren Verein entscheiden können. Angeblich waren auch Benfica Lissabon, Borussia Dortmund und Juventus Turin am Talent dran.
Aber er ist nach Berlin gewechselt: "Ich hatte sehr gute Gespräche mit Michael Preetz und Pal Dardai. Beide haben mir versichert, dass ich Spielzeit bekommen würde, und das ist für mich nun mal das Wichtigste im Moment." ("Berliner Morgenpost")
Am Dienstagabend gegen Werder Bremen (1:3) bekam er wieder Spielzeit, Dilrosun stand in der Startelf – und er traf abermals.
Im Moment geht für den jungen Niederländer alles ganz schnell...
(as)