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Watsons Krypto-Kolumne: Wie ich mich Über Pump and Dump Gruppen wundere

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Die Krypto-Kurse fallen – können ominöse Telegram-Gruppen unsere Coins retten? 

Hier kommt Folge 2 unserer Krypto-Kolumne...
06.04.2018, 09:4106.04.2018, 10:50
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Hallo Krypto-Freunde!

Ihr fragt euch sicher, ob ich watson schon reich gemacht habe. Denn vor 2 Wochen steckte ich 300 Euro Redaktionsgeld in die Digitalwährungen Bitcoin, Ethereum und Ripple. 

Die kurze Antwort ist: Nein.

Tatsächlich haben wir sogar fast die Hälfte des Gelds verloren 😱

Unsere 0,01197294 Bitcoin und 0,16129352 Ethereum sind mittlerweile nicht mehr 200 Euro sondern nur noch 109 Euro wert. Auch bei Ripple läuft es nicht besser: Der Wert unserer 158 Ripple-Coins ist von 100 Euro zum Kaufzeitpunkt auf 62 Euro geschrumpft.

watsons Coinbase-Account am 24. März (links) und am 5. April (rechts)

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Wie erkläre ich das meinen Chefinnen?

Dass ich watson zurzeit nicht reich, sondern arm mache ist natürlich nicht mein Fehler, sondern liegt an den schlechten Krypto-Kursen. 2018 ist bislang kein gutes Jahr für Krypto-Fans. Der Gesamt-Wert des Markts hat sich von 608 Milliarden US-Dollar Anfang dieses Jahres auf 301 Milliarden Dollar halbiert. Bitcoin dümpelt unter 6000 Euro rum und hat seit dem 1. Januar 41% an Wert verloren. Ethereum hat mit 309 Euro pro Coin Anfang dieser Woche den niedrigsten Wert im Jahr 2018.

Was tue ich nun?

Abwarten und Tee trinken? Man soll ja nicht ungeduldig sein. Alle Krypto-Pros wissen, dass Kryptohandel ein Langzeit-Projekt ist und man vor allem die Nerven behalten muss, wenn die Kurse fallen beziehungsweise stagnieren, so wie es seit Wochen der Fall ist.

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Ich bin leider zu ungeduldig zum Abwarten und Tee mag ich auch nicht, also rufe ich einen Bekannten an, der jahrelang Online-Poker gespielt hat und sich in der halbseidenen Krypto-Welt bestens auskennt. Er hat keine Zeit mit mir zu reden, empfiehlt mir aber einer "Pump and Dump" Gruppe auf Telegram beizutreten. Pump and Dump? Ich frage Google und bin gleichermaßen fasziniert und schockiert denn:

In "Pump and Dump" Gruppen-Chats verabreden sich Leute um einen bestimmten Coin zum selben Zeitpunkt zu kaufen (pump), und ein paar Minuten später wieder zu verkaufen (dump)

Dadurch werden Leute angelockt, die sehen, dass der Wert dieses Coins steigt und glauben, es sei der richtige Zeitpunkt um einzusteigen. Der Preis ist jedoch künstlich manipuliert. Eingeweihte verkaufen ihre Coins zu einem hohen Preis und machen bis zu 150% Gewinn, Nichtwissende verlieren ihr Geld und werden verarscht.

Moment, das kommt mir bekannt vor. Das klingt nach Insiderhandel. Und der ist an der normalen Börse in Deutschland und den meisten EU-Staaten verboten. Doch nicht in der Wild-West-Kryptowelt, die so unreguliert ist, dass es kracht.

Die "Crypto-Influencer"

Irgendwo auf Seite drei meines iPhone-Displays versteckt, finde ich die Telegram-Messaging-App. Telegram sieht aus wie Whatsapp, ist aber komplett verschlüsselt und besonders bei Menschen, die anonym bleiben wollen, beliebt. 

Ich finde eine Gruppe namens "Big Pump Signal". Sie hat knapp 80.000 Abonnenten und bezeichnet sich selbst als größten "Crypto-Influencer" des Internets:

"We are the largest crypto influencers on the web. We have succeeded over 20 pumps, we have pumped more than 500 million dollar into the crypto market. We have made people rich, made people buy Lambos and changed people's lives."
"Big Pump Signal" https://bigpumpsignal.com/guide

Tatsächlich können sich Menschen, die pumpen und dumpen luxuriöse Autos (Lambos = Lamborghinis) leisten. Beim Gegoogle stoße ich auf ein anonymes Interview, in dem ein Typ erzählt, dass er mit dieser fragwürdigen Praktik so viel Geld verdient hat, dass er sich einen Tesla (die kosten mindestens 70,000 Euro) davon kaufen konnte.

Zu meiner Freude ist für heute Abend ein Pump angekündigt. Um 21:00 geht es los. Obwohl ich unsere Krypto-Kasse gerne auffüllen würde, kommt mir das Ganze zu kriminell vor und ich beobachte nur. Kurz vor 9 beginnt der Countdown: Noch 5 Minuten, noch 2 Minuten.. dann wird ein Bild geschickt, der Coin, der gepumpt wird heißt "Iconomi", kurz ICN.

Auf Telegram wird der Pump angekündigt

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Der Pump findet auf Binance.com statt, einer der größten (und seriösesten) Krypto-Exchange-Börsen. Vor dem Pump ist der ICN-Coin 11089 Satoshi (62 Euro Cent) wert, zwei Minuten später schon 27000 Satoshi (1,51 Euro).

Und so sieht das aus:

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bild: Binance.com

Die Administratoren der "Big Pump Signal" Gruppe sind begeistert und feuern die Gruppenmitglieder (die Insider) an:

"Outsiders are coming in! Keep riding those waves! Easy money! Great job!"

Die Outsider wurden nun erfolgreich abgerippt. Auch weil Mitglieder dazu animiert werden, exzessiv auf Social Media für den Coin zu werben und sogar Fake-News-Artikel dazu zu erstellen. Tut das jemand besonders oft, kann er eine VIP-Mitgliedschaft gewinnen (oder sie sich kaufen) und wird ein paar Sekunden vor den anderen Insidern über den Pump informiert. 

Ich fühle mich schmutzig und schließe die Telegram-App. Dann lieber arm bleiben. 

Was machen wir mit dem Geld?
Da watson kein gieriges Unternehmen, sondern eine seriöse Redaktion ist, spenden wir unser Krypto-Vermögen (oder das, was davon übrig ist) Ende des Jahres an einen Verein für Spielsüchtige.

Und damit ihr am Wochenende euren Senf zu Bitcoin& Co. dazugeben könnt, hier die interessantesten News aus dem Krypto-Universum:

Der Krypto-Small-Talk

  • John McAfee, Programmierer und Gründer der gleichnamigen Anti-Virus-Software, wirbt ab und zu für Krypto-Produkte und Projekte auf Twitter. Jetzt gab er bekannt, dass er pro Tweet 105,000 Dollar nimmt. Ganz schön teure PR!
  • Google geht weiter gegen Kryptohandel vor. Nachdem Krypto-Werbung auf Google (sowie auf Facebook und Twitter) verboten wurde, sollen nun auch Krypto-Mining-Erweiterungen aus dem Chrome Web Store entfernt werden.
  • "Sinochem", eine von Chinas vier großen staatlichen Ölgesellschaften, hat eine Benzin-Lieferung von China nach Singapur zum ersten Mal vollständig mittels Blockchain-Technologie durchgeführt. Die Blockchain hat große Vorteile für die Logistik: Durch die dezentral verteilte Datenbank der Blockchain können die an dem Netzwerk Beteiligten direkt miteinander Transaktionen durchführen und die Historie aller Transaktionen sehen. 

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