Zu Weihnachten ist es gute alte Tradition, dass alle großen Konzerne ihre Marketing-Budgets bis zum Letzten auf den Kopf hauen und aufwendige Werbekampagnen produzieren.
In Deutschland ging der Trend in den letzten Jahren hin zu episch-langen, kitschigen Filmchen, die den Zuschauer wohl verzückt lächeln lassen sollten. Es ging um Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Geborgenheit. Das Produkt oder die Marke kam, wenn überhaupt nur ganz am Rande vor. Wie subtil.
Etwas weniger subtil in der Markenpräsentation, aber genau so weihnachtlich-wohlfühl-penetrant kommt der aktuelle Amazon-Spot daher. Menschen in allerlei Alltagssituationen sind darin mit einem Paket unterwegs, das den großen geschwungenen Amazon-Pfeil zeigt. Die Pfeile im Spot werden zu Mündern, die freundlich lächeln und in Dauerschleife "Can you feel it?" singen.
Sogar der Amazon-Versandmitarbeiter in der Mega-Lagerhalle lächelt plötzlich so selig, als hätte er gerade ein heißes Bad genommen. Hat er aber wahrscheinlich gar nicht. Tatsächlich demonstriert er gerade für ein bisschen höhere Löhne und ein bisschen fairere Arbeitsbedingungen.
Und zwar: eBay. Im aktuellen Spot zeigt sich ein Lagerist authentisch genervt durch die ständig singenden Pakete und antwortet auf die Frage "Can you feel it?" mit einem klaren "Nein". Er fordert: "Einfach mal die Pappe halten!"
Kollegen laufen durchs Bild und beteuern, auch sie könnten es nicht fühlen. Der Lagerist greift dann zu einem eBay-Paket, das schweigt und einfach nur Päckchen ist. Das könne man fühlen. Mit ein paar Takten des Weihnachtsliedes "Stille Nacht, heilige Nacht" endet der Spot.
Der Clip muss einem das milliardenschwere Unternehmen eBay nicht plötzlich sympathisch machen. Aber er hält dem verlogen-fröhlichen Amazon-Spot schön den Spiegel vor. Weihnachten soll ja auch immer etwas von Besinnlichkeit und Selbsterkenntnis haben...