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Klima & Umwelt
Der Klimawandel könnte das Bier teurer machen
16.10.2018, 06:4316.10.2018, 13:54
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So mancher Stammtisch-Gänger hat sich über die Folgen des Klimawandels womöglich noch keine Gedanken gemacht. Ein neuer Studienbericht könnte dies nun ändern.
Bier könnte infolge des Klimawandels knapp und teurer werden. Bei einem ungebremsten Anstieg der Temperaturen würden sich die Bierpreise weltweit im Schnitt etwa verdoppeln, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Nature Plants".
Verantwortlich sei das häufigere gleichzeitige Auftreten von Dürre- und Hitzeperioden während der Wachstumsperiode von Gerste, was das Angebot an der Brauzutat verknappen würde.
"Die Welt sieht zahlreichen, lebensbedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels entgegen; etwas mehr Geld für Bier ausgeben zu müssen, erscheint angesichts dessen vielleicht trivial."
Studienleiter Steven Davis von der University of California in Irvine (USA)
Die Auswirkungen des Klimawandels sind jedoch noch viel dramatischer:
Der Forscher weiß jedoch auch: "Aber
es gibt definitiv eine interkulturelle Anziehungskraft von Bier, und
am Ende eines zunehmend gewöhnlich heißen Tages kein kühles Bier zu
bekommen, würde das Ganze noch schlimmer machen."
So gingen die Forscher vor:
Die Forscher um Davis hatten zunächst auf Basis historischer Daten die Anfälligkeit von Gerste für Wetterextreme ermittelt. Dann prüften sie, wie häufig unter verschiedenen Klima-Zukunftszenarien gleichzeitig extreme Hitze und Dürre auftreten und wie sich das auf die Erntemengen in 34 Weltregionen auswirkt. Sie berücksichtigen die Entwicklung zwischen 2010 und 2099. Das Resultat: Im Schnitt würden die Ernteerträge um 3 bis 17 Prozent sinken – je nach Szenario.
Im Jahr 2011 ging etwa 17 Prozent der weltweiten Gersten-Ernte in
die Bierherstellung, wobei es zwischen einzelnen Ländern extreme
Schwankungen gibt, berichten die Wissenschaftler weiter. In Brasilien
seien es etwa 83 Prozent, in Australien nur 9. Mit sinkender
Erntemenge dürfte die Verfügbarkeit von Gerste zum Brauen
überproportional sinken, schreiben die Forscher, da das Getreide
aller Voraussicht nach für andere, wichtigere Zwecke genutzt werden
würde, etwa als Tierfutter.
Unter den extremsten klimatischen Veränderungen drohten Ländern
wie Belgien, Tschechien oder Deutschland Einbußen in der
Verfügbarkeit von Gerste von 27 bis 38 Prozent. Gleichzeitig würde
das den Bierpreis deutlich in die Höhe treiben, nämlich
durchschnittlich verdoppeln. Selbst unter einem weniger starkem
Temperaturanstieg ist den Analysen zufolge mit einer Verteuerung von
15 Prozent zu rechnen.
Die Lage in Deutschland:
Für Deutschland errechneten die Wissenschaftler einen Rückgang des Konsums zwischen 0,74 und 2,55 Milliarden Litern jährlich, vom geringsten bis zum stärksten angenommenen Temperaturanstieg. Dies entspräche einem Rückgang des pro Kopf-Verbrauchs von 18 bis 63 Halbliter-Flaschen im Jahr.
Für manchen Forscher sind die prognostizierten Folgen aber gar nicht so schlimm: "Man könnte argumentieren, dass es an sich nicht besonders
schlimm ist, wenn weniger Bier getrunken wird, sondern sogar gut für
die Gesundheit", sagt Dabo Guan, einer der beteiligten Forscher von
der University of East Anglia in Norwich (Großbritannien).
Nichtsdestotrotz bestünde wenig Zweifel daran, dass sich die
Klimaauswirkungen auf die Verfügbarkeit und den Preis von Bier für
Millionen Menschen auf der Welt schlimm anfühlen dürften.
Die Forscher schränken ein, dass ihre Studie Unsicherheiten und
Schwächen aufweist. So seien etwa keine denkbaren Anpassungen
berücksichtigt, die die Erntemengen auch in Zeiten des Klimawandels
stabilisieren könnten, wie neue Technologien oder die Nutzung
angepasster Sorten. Alle Schätzungen beruhten auf derzeitigen Daten
zur Weltwirtschaft, Bevölkerung, landwirtschaftlichen Praktiken oder
Ernährungsgewohnheiten. Das Wachstum der Weltbevölkerung dürfte den
Bierbedarf allerdings nach Ansicht der Forscher eher noch steigen
lassen.