"Ultras observieren, Nazis hofieren" – die 11 wichtigsten Fanaktionen des Wochenendes
24.09.2018, 16:2124.09.2018, 16:24
watson sport
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Der vierte Spieltag der Bundesliga ist gelaufen, der FC Bayern grüßt weiter von der Tabellenspitze und Schalke hat noch immer keinen Punkt ergattert. Nichts besonderes also. Außer, dass Hertha mittlerweile der Bayern-Jäger Nummer 1 ist.
Weil es so langweilt, lohnt sich ein Blick in die Kurven, wo die Fans wieder einige Botschaften mitteilten. watson schaut in die Fanblocks und zeigt einige Banner, Choreos oder andere Aktionen und erklärt, was dahinter steckt:
TSG Hoffenheim - Borussia Dortmund
Die Ultras von Borussia Dortmund haben im Streit mit Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp ein neues Kapitel aufgeschlagen. Sie schmuggelten mehrere Banner ins Stadion und präsentierten unter anderem eines mit der Aufschrift: "Strafverfahren & Hausverbote wegen beleidigenden Gesängen? Was soll die Scheiße, du Hurensohn?" Dazu gab es ein "Hasta la vista, Hopp"-Transparent, auf dem der TSG-Mäzen im Fadenkreuz zu sehen war.
Bild: AP
Hintergrund der Aktion sind Ermittlungen gegen BVB-Fans, die Hopp mit Gesängen beteiligt haben sollen. Wegen des Banners am Samstag ermitteln mittlerweile DFB und die Polizei. Dortmunds Klubchef Hans-Joachim Watzke hatte sich schon auf der BVB-Homepage für die Vorfälle entschuldigt. "Das ist nicht zu akzeptieren!", sagte er. "So ein Verhalten entspricht in keiner Weise unseren Werten!"
In Stuttgart zeigte die Cannstatter Kurve (wie fast alle deutschen Fanszenen an diesem Wochenende), dass sie von der Bewerbung des DFB für die EM 2024 so gar nichts halten.
Statt des offiziellen DFB-Slogans zur Bewerbung "United by Football" (für den die Profis vor dem "Aktionsspieltag" auch schön lächeln mussten) erklärten die VfB-Fans "United by money – Korrupt im Herzen Europas". Auf einem weiteren Banner stand: "Gute Miene zum nächsten gekauften Turnier?! Grindel / Koch raus! Scheiß DFB!"
Bild: imago sportfotodienst
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Damit spielten sie unter anderem darauf an, dass die Verbände Uefa und DFB in der Vergangenheit immer wieder mit Korruptionsvorwürfen zu kämpfen hatten und Turniere (wie etwa auch die WM 2006 in Deutschland) mutmaßlich gekauft wurden.
Wann wird die EM vergeben?
Das UEFA-Exekutivkomitee vergibt das Turnier am 27. September in Nyon. Die Bewerber sind Deutschland und die Türkei. Voraussichtlich werden 17 Funktionäre abstimmen, die Wahl ist geheim. Laut des UEFA-Evaluierungsberichts ist Deutschland der geeignetere Gastgeber für die EM 2024. Die Exko-Mitglieder können, müssen aber nicht die Ergebnisse des Evaluierungsberichts in ihre Entscheidung einbeziehen.
Die mitgereisten Fans aus Gladbach hatten in Berlin eine Choreo zum 30-jährigen Jubiläum des Fanprojekts vorbereitet. Das Fanprojekt, welches mittlerweile tausende Mitglieder zählt, wurde 1988 durch den damaligen Studenten und späteren Fanbeauftragten Holger Spiecker in Berlin gegründet.
Bild: imago sportfotodienst
Auch die Borussen-Fans zeigten bei der 4:2-Niederlage mit einem Spruchband, was sie von der EM-Bewerbung 2024 halten: "Wir brauchen keine gekaufte EM, sondern Veränderungen!"
Bild: imago sportfotodienst
Die Hertha-Ultras in der Ostkurve hatten viele kleine Banner und Spruchbänder vorbereitet. Sie hatten einige Seitenhiebe gegen die Fans von Stadtrivale Union, deren Ultragruppe HammerHearts kürzlich eine offizielle Freundschaft zu den Gladbacher Ultras Sottocultura öffentlich gemacht hatte. Mit Anspielung auf einen Union-Song hieß es "Ihr lasst euch nicht vom Westen kaufen, aber stolz mit Wessis saufen?!".
Darüber hinaus freuten sich die Herthaner, dass sich Proteste der Vorwochen ausgezahlt hatten. Beim Einlaufen der Teams feierte die Kurve, dass die seit 25 Jahren bestehende Einlauf-Hymne "Nur nach Hause geh‘n wir nicht" von Kultsänger Frank Zander wieder beim Einlaufen lief. Zuvor hatte die Ostkurve dagegen protestiert, dass die Hymne vom Verein vorgezogen wurde und die Mannschaften mit dem Song "Dickes B" von Seeed einliefen.
"Und vergesst es nie: Im Herzen dieser Kurve ertönt auf ewig dieses Lied!"
Bild: imago sportfotodienst
Eintracht Frankfurt - RB Leipzig
Auch beim Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig zeigten die Ultras der SGE, was sie von den EM-Plänen des DFB halten: "Europa zu Gast bei korrupten Bastarden" hieß der ziemlich deutliche Angriff gegen den DFB.
Bild: imago sportfotodienst
Zudem kritisierte die Westkurve "Sächsische Zustände: Ultras observieren, Nazis hofieren." Damit spielten sie auf die Vorkommnisse in Chemnitz an, wo die Polizei abermals rechte Krawallen von Demonstranten unterschätzte und nicht verhinderte – im Umkehrschluss aber in Leipzig fast 1.000 Handys von linken Fußballfans abhörte. (Netzpolitik)
Bild: imago sportfotodienst
1. FC Nürnberg - Hannover 96
Die Ultras Nürnberg feierten nicht nur einen 2:1-Sieg gegen Hannover 96 sondern auch das 15. Jubiläum ihrer Freundschaft zu den Ultras Rapid nach. Die Choreo "15 Jahre Brüder" sollte auch an den Dokumentarfilm "Großer Bruder" erinnern, den die Ultras Nürnberg an die Ultras Rapid im Jahr zuvor schenkten.
Bild: imago sportfotodienst
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Sowohl auf Nürnberger als auch auf Hannoveraner Seite gab es ebenfalls Proteste gegen die EM-Bewerbung 2024.
Der 96-Block mit Bekenntnis gegen die EM.Bild: imago sportfotodienst
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