Aleksandar Kolarov ist ein allseits respektierter Spieler. Der 33-Jährige ist Kapitän der serbischen Nationalmannschaft, hat sieben Jahre mit den Superstars von Manchester City gewirkt und bei beiden Römer Vereinen Sympathien eingeheimst.
Er ist ein gerader Typ, den Fans respektieren.
Dieses Bild könnte nach der gestrigen Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel AS Rom gegen Real Madrid einige Risse bekommen.
Kolarov und sein Trainer Eusebio di Francesco wurden auf die von Fans geäußerte Kritik an di Francescos taktischem Plan angesprochen. AS Rom hatte am Wochenende 0:1 bei Udinese Calcio verloren und ist damit nur Siebter der Serie A.
In seiner Antwort erklärte Kolarov, dass Fans keine Ahnung von Fußball und der Taktik hätten und deshalb keine Ratschläge geben sollten.
Kolarov hat natürlich das gute Recht, sich Luft zu machen, Fußball-Fans machen das schließlich auch ohne Rücksicht auf Verluste und Gefühle.
Doch es ist respektlos, jemandem Wissen abzusprechen, nur weil er nicht in der Profession arbeitet.
Das wäre so, als wenn man einem mündigen Bürger verbieten würde, über die Arbeit von Andrea Nahles oder Jens Spahn eine Einschätzung abzugeben.
Laut Kolarovs Logik dürfte man auch nicht bewerten, ob Til Schweiger im letzten Tatort gut geschauspielert hat oder ob der letzte RAF-Camora-Beat genauso klingt wie alle anderen RAF-Camora-Beats.
Natürlich haben Fans in der Regel weniger Ahnung als Profis (außer Taktik-Nerds wie Tobias Escher, die wissen sogar mehr als manche Trainer), doch sie haben absolut das Recht auf Bewertung und eine Haltung.
Kolarov steht in der Öffentlichkeit, verdient ordentlich Geld. Und zwar dadurch, dass Fans Tickets und sein Trikot für 89 Euro kaufen. Wohl oder übel muss er aushalten, was die Leute über ihn sagen.
Er darf sich gerne seinem Unmut Luft machen, aber er hat nicht das Recht, Fans abzustreiten, eine eigene Meinung zu haben.