Sicher gelandet – Alexander Gerst ist wieder auf der Erde
20.12.2018, 06:3120.12.2018, 06:31
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Nach fast 200 Tagen im All ist der deutsche
Astronaut Alexander Gerst mit zwei weiteren Raumfahrern wieder sicher
auf der Erde gelandet. Seine Sojus-Raumkapsel schlug am Donnerstag
gegen 6.00 Uhr (MEZ) planmäßig in der Steppe von Kasachstan in
Zentralasien auf. Das zeigten Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde
Nasa. Mit an Bord waren der Russe Sergej Prokopjew und seine
US-Kollegin Serena Auñón-Chancellor. Der Rückflug von der
Internationalen Raumstation ISS dauerte mehr als drei Stunden.
"Es gibt eine Landung. Willkommen zu Hause", twitterte die russische
Raumfahrtbehörde Roskosmos. Zuvor war die Kapsel mit den drei
Raumfahrern auf den Nasa-Bildern als winziger Punkt am Himmel zu
sehen. Danach schwebte sie an einem Fallschirm hoch über der
Wolkendecke – im Hintergrund die Morgensonne. Am Boden über der
schneebedeckten Steppe Kasachstans schwebte ein Hubschrauber mit dem
Rettungsteam an Bord.
Um 2.40 Uhr (MEZ) hatte die Sojus-Kapsel planmäßig von der ISS
abgedockt. Da flog die Raumstation gerade rund 400 Kilometer über dem
Südosten der Mongolei. Kurz zuvor hatte es ein kleineres Problem mit
einem Kommunikationskabel von Prokopjew gegeben. Das Kontrollzentrum
der US-Raumfahrtbehörde Nasa stufte das Problem aber nicht als
schwerwiegend ein und auch die drei Astronauten stimmten einem Abflug
trotzdem zu. Gerst übernahm einige Kommunikationsaufgaben von seinem
russischen Kollegen Prokopjew.
Die Landestelle lag südöstlich der Stadt Scheskasgan. Dort warteten
für die Region vergleichsweise milde Temperaturen von etwa minus zehn
Gradauf die Raumfahrer. Bei früheren Landungen war es dort deutlich
kälter, weshalb zum Beispiel die übliche Fotosession auf ein Minimum
verkürzt wurde, um die Besatzung schnell ins Warme zu bringen.
Nach mehreren Monaten im All brauchen die Raumfahrer zunächst Hilfe,
um aus der Kapsel zu gelangen. Wegen der Schwerelosigkeit sind die
Muskeln erschlafft, und der Körper muss sich erst wieder an die
Erdanziehung gewöhnen. Gerst war am 6. Juni zur ISS aufgebrochen. Es
war seine zweite Mission auf dem Außenposten der Menschheit.
Der 42-Jährige aus dem baden-württembergischen Künzelsau hatte
Anfang Oktober als erster Deutscher das Kommando auf der ISS
übernommen. Am Dienstag übergab er es an seinen russischen Kollegen
Oleg Kononenko. Der Kosmonaut war vor zweieinhalb Wochen mit der
US-Astronautin Anne McClain und dem Kanadier David Saint-Jacques auf
der ISS angekommen. Sie sollen dort sechs Monate bleiben.
Gerst sollte noch am Donnerstag zurück nach Deutschland fliegen. Um
20.45 Uhr wird er am Flughafen Köln/Bonn erwartet. Danach soll es für
ihn zu einer medizinischen Forschungsanlage des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln gehen. Seine Heimatstadt
Künzelsau plant für nächsten Sommer eine große Feier zu Ehren Gersts.
Über der ISS-Mission von "Astro-Alex" schien zeitweise kein guter
Stern zu stehen. Mitte Oktober gab es beim Start einer russischen
Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur zur ISS eine Panne. Die
beiden Raumfahrer Alexej Owtschinin und Nick Hague überlebten den
Fehlstart dank einer Notlandung. Lange war unklar, ob Gerst noch vor
Weihnachten zur Erde zurückkehren kann.
Zuvor war an seiner Raumkapsel "Sojus-MS09", mit der er ins All flog
und nun auch zurückkehrte, ein kleines Loch entdeckt worden. Erst in
der vergangenen Woche hatten zwei Kosmonauten es inspiziert. Das
mysteriöse Bohrloch wurde mit einem klebstoffgetränkten Spezialtuch
abgedichtet. Der genaue Grund für das Loch ist zwar noch nicht
geklärt, aber Gerst bringt wichtige Beweisstücke zur Erde mit.
Experten hoffen, damit endlich die Ursache klären zu können.
Mögliche Komplikationen beim Rückflug wegen des Lochs hatten die
Raumfahrtbehörden Roskosmos und Nasa ausgeschlossen. Es befindet sich
in einer Art Schleuse der Kapsel, die Raumfahrer zum Koppeln an die
ISS und zum Umstieg in die Station nutzen. Dieses Modul wird bei der
Rückkehr abgesprengt und verglüht dann in der Atmosphäre.
Nach Angaben von Roskosmos ist der nächste bemannte Start zur ISS für
den 1. März 2019 geplant.
(dpa)
So war es für Gerst im All:
1 / 8
Alexander Gerst
Auf Instagram ist Alexander Gerst als "Astro-Alex" unterwegs.