Du stehst schlecht gelaunt an der Haltestelle und ein Straßenmusiker spielt richtig gute Musik und hebt deine Laune. Das soll belohnt werden, doch dann stellst du fest: Du hast kein Bargeld, sondern nur deine – in diesem Moment nutzlose – EC-Karte. In London kennt man dieses Problem bald nicht mehr: Straßenmusiker können dort nun bargeldlos per Funkchip, digitaler Armbanduhr oder Smartphone bezahlt werden.
Hinter dem Pilotprojekt stehen der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan und die Interessensvertretung der Straßenkünstler "Busk in London". Hersteller der Lesegeräte ist der schwedische Mobil-Bezahldienst "iZettle", der Mitte Mai für satte 2,2 Milliarden US-Dollar von PayPal gekauft wurde. iZettle ist spezialisiert auf Lesegeräte für Smartphones und Tablets, mit denen auch kleinere Händler Kartenzahlungen annehmen können. Interessant für Cafébesitzer, Taxifahrer oder auch Straßenmusiker also.
Mit dem System, das laut dem Bürgermeister einmalig ist auf der Welt, könnten nun noch mehr Londoner "die brillanten und talentierten Straßenmusiker der Hauptstadt unterstützen".
Die Straßenmusikerin Charlotte Campbell hat das System zwei Wochen lang getestet – und ein "deutlich" höheres Spendenaufkommen beobachtet.
Mit dem System können die Straßenkünstler nicht nur bargeldlose Spenden von Passanten annehmen, sondern auch eine feste Spendensumme festlegen. Nach den Straßenkünstlern will das Unternehmen das Angebot nun auch noch Wohltätigkeitsorganisationen und Kleinbetrieben zur Verfügung stellen.
Doch nicht alle sind von dem Mobile-Payment-Trend begeistert. Kritiker machen sich Sorgen, ob die Bezahldaten der Nutzer sicher sind. In Indien, wo seit Februar dieses Jahres "Whatsapp Pay" angelaufen ist wurden angeblich Daten mit Facebook außerhalb des Landes geteilt. (International Business Times)
In Deutschland wird immer noch viel mit Bargeld gezahlt. Laut einer Studie der Bundesbank von 2017 werden 74 Prozent aller Transaktionen bar abgewickelt. Das liegt auch daran, dass Gebühren für die Händler anfallen und sich Kartenzahlung erst ab einem bestimmten Betrag lohnt.
Einige Ausnahmen gibt es. Auf manchen Berliner Flohmärkten und in Hipster-Cafés kennt man Mobile Payment bereits. Das Berliner Startup "SumUp" ist bereits in 31 Ländern aktiv und arbeitet seit Jahren daran, die Karten-Nutzung auch für kleinere Zahlungen in Europa zu etablieren.
(czn/mit afp)