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Sport
27.01.2019, 15:3827.01.2019, 16:43
Die meisten Augen der über 20.000 Zuschauer beim Spiel zwischen dem SC Freiburg und der TSG Hoffenheim blickten beim Anstoß nicht auf den Platz, sondern auf die Freiburger Fantribüne. "Nie wieder", prangte dort am Samstag um 15:30 Uhr auf einem Plakat.
Die Fans gedachten damit an den 27. Januar 1945, an dem das NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit wurde. Der Tag ist heute der Internationale Holocaust-Gedenktag, an dem Tag der sechs Millionen ermordeten europäischen Juden, der Sinti und Roma, der Zwangsarbeiter und der vielen anderen Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird.
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Die Freiburger Fans machten mit einem zweiten großen Banner klar, dass es lange nicht nur um Antisemitismus und die Erinnerung geht: "Erinnern reicht nicht." Dazu zeigten sie
Schilder für die Rechte von Frauen, Homosexuellen, Behinderten oder Sinti und Roma hoch. Unter anderem zitierten sie den Holocaust-Überlebenden und Schriftsteller Primo Levi.
Das stand auf den Schildern:
- "Gegen jeden Antisemitismus"
- "Nie wieder Faschismus"
- "Gegen Ableismus"
- "Maul auf gegen Rassismus"
- "Gegen jeden Antiziganismus"
- "Nichts ist Vergangenheit, alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden"
- "Nationalismus raus aus den Köpfen"
- "Sexismus bekämpfen"
- "Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen"
- "Auschwitz steht für Zerstörung aller menschlichen Werte"
- "Gegen Trans- und Homophobie"
- "Die, die Auschwitz läutern sind die, die bereit wären es wieder aufleben zu lassen"
- "Es heißt für alle anderen: Sich bekennen und wer das nicht tut und sich nicht klar bekennt, trägt eine Mitverantwortung"
- "Niemals wegschauen, immer einmischen"
Auch andere Vereine sind dabei
Nicht nur die Fans des SC Freiburg zeigte Flagge: Vereine von der ersten bis zur dritten Liga sowie der Frauenfußball-Bundesliga, DFL und DFB erinnern an die Verfolgten und Ermordeten im sogenannten dritten Reich.
Die Initiative "!Nie wieder" und die Bundesliga-Stiftung organisierten einen Gedenktag im deutschen Fußball: So kam es in anderen Stadien zu Durchsagen und Veröffentlichungen in den Stadionheften und Club-Medien. Choreografien wie in Freiburg, Ausstellungen, Vorträge, Kranzniederlegungen und Konzerte runden das Programm ab.
Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball erklärte: "Gerade in der heutigen Zeit ist es unerlässlich, Zeichen zu setzen. Wir dürfen die Vergangenheit niemals vergessen. Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben."
(bn)
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