Özil geht, der Hambacher Forst bleibt, Chemnitz schreckt auf – 2018 war turbulent. Auch für uns: watson.de startete im März. Auf einige Geschichten sind wir seitdem besonders stolz. Wie auf diese hier:
Ob Loblieder, Schmähgesänge oder Anfeuerungsrufe: Das Singen im Stadion ist ein Massenphänomen. Die Melodien, die durch die Fankurven der Welt schallen, wurden aber selten im Stadion erfunden. Meistens basieren sie auf berühmten Pop-Songs, auf Refrains von Ohrwürmern und Evergreens.
Aber hast du dir jemals Gedanken darüber gemacht, welche prominenten Melodien du am Wochenende im Stadion schmetterst?
Bonnie Tylers Reibeisenstimme würde jeden Kurvenchor mit grölenden Fans perfekt ergänzen. Ihr Country-Hit aus dem Jahr 1978 ist die Vorlage für einen der beliebtesten Schmähgesange der Bundesliga:
"Schaaaalker" lässt sich natürlich auch auf viele andere Vereine mit zwei Silben umdichten. Selbst wenn die Anhänger dreisilbig werden ("Bochumer", "Dortmunder" etc.) passt es meistens noch ins Versmaß. Mit vier Silben klappt's auch (z.B. "Bielefelder"). Danach wird's holprig: Die Hannoveraner zum Beispiel haben Glück gehabt. Sie kann man mit diesem Gesang nicht verhöhnen.
Rapper Ray Slijngaard und Sängerin Anita Doth, beide aus den Niederlanden, landeten mit "No Limit" in den Neunzigern einen Mega-Hit. Besonders der Part "No, no, no, no, no, no, no, no, no, no, no, no there's no limit" geht ins Ohr und bleibt im Kopf. Man muss sich ja auch nur drei Wörter und vier Töne merken...
Als die ivorischen Brüder Yaya und Kolo Touré bei Manchester City spielten, dichteten die Citizen-Fans den Part um:
Die Titelmelodie der Pippi-Langstrumpf-Filme kennt jedes Kind. Und den Refrain der Titelmelodie kann man wunderbar umdichten. Immer, wenn Borussia Dortmund kurz vor der Meisterschaft steht, singen die BVB-Fans nicht "Hey, Pippi Langstrumpf hollahi-hollaho-holla-hopsasa! Hey, Pippi Langstrumpf, die macht, was ihr gefällt", sondern auf eben diese Melodie:
Das Lied "We're Not Gonna Take It" kennen die meisten als Cover-Version der deutschen Band "Donots" aus dem Jahr 2002. Das Original stammt aus dem Jahr 1984, gesungen von der amerikanischen Hair-Metal-Band "Twisted Sister". Der Refrain "Oh we're not gonna take it, no, we ain't gonna take it, oh we're not gonna take it anymore" haben die Bayern-Fans vor einigen Jahren gekapert:
Zwar sehr eingängig, dafür nicht besonders einfallsreich. Aber, seien wir mal ehrlich, was soll man als Bayernfan auch anderes besingen als die Meisterschaft? Fun-Fact: Bayern wurde weder im Twisted-Sister-Jahr 1984 (Stuttgart) noch im Donots-Jahr 2002 (Dortmund) deutscher Fußballmeister...
Wir bleiben in den Achtzigern. Synthesizer. Bunte Krawatten. Männer, die komisch tanzen. All das hat das italienische Italo-Disco-Duo Righeira in ihrem Video zu "Vamos A La Playa" vereint. Das war 1983.
Im selben Jahr wechselte Bruno Labbadia, Sohn italienischer Gastarbeiter, zum SV Darmstadt, wo seine großartige Torjäger-Karriere begann. Und weil sich "Vamos A La Playa" eins zu eins auf "Bruno Labbadia" umdichten lässt, passt das ganze wie Arsch auf Eimer. Das kann alles kein Zufall sein.
George Alan O'Dowd alias Boy George ist Musiker und Ikone der Schwulenszene. Anfang der Achtziger ist er als Sänger der Band Culture Club berühmt geworden. Bekanntester Hit der Band: Karma Chamaelon. Das Lied ist in jeder Karaoke-Bar ein Klassiker.
Am Millerntor ist das Lied bzw. sein Refrain ein beliebter Schlachtruf geworden. Die Fans von Kiezclub FC St. Pauli singen auf die Melodie von "Karma, karma, karma, karma, karma chameleon, you come and go, you come and go" usw. ein schlichtes, aber eingängiges
Flipper. Jeder kennt ihn. Der kluge Delfin, der seit den Sechzigerjahren über die Mattscheiben der Welt flimmert. Flipper ist der Freund aller Kinder und die Titelmelodie der Fernsehserie hat viele Freunde in den Fankurven der Bundesliga.
Der wiederkehrende Teil "Man ruft nur Flipper, Flipper, gleich wird er kommen, jeder kennt ihn, den klugen Delfin" eignet sich nämlich melodisch wunderbar, um gegnerische Mannschaften zu diskreditieren. Besonders, wenn diese kurz vorm Abstieg stehen.
"Yellow Submarine" ist einer der ersten Songs, die einem einfallen, wenn man an die Beatles denkt. Jeder kennt es und (fast) jeder noch so alkoholisierte, unmusikalische Fan schafft es, die Melodie unfallfrei über die Lippen zu bringen. Und so wurde der Refrain oft in Fanblocks adaptiert. Sogar das bekannteste Kurvenlied Deutschlands basiert darauf:
Zu trauriger Berühmtheit kam in den Neunzigern die homophobe Version, die Andy Möller unterstellt, schwul zu sein.
Mit ein paar einfachen "Allezs" lässt sich die Melodie auf alle möglichen viersilbigen Vereinsbezeichnungen umdichten.
Paul Anka, kanadischer Sänger und Schauspieler, landete 1957 mit "I Love You Baby" einen Hit, der bis heute Evergreen ist. Fortan war Anka ein Teenie-Idol. Apropos Idol: Mit dem Refrain von "I Love You Baby" kann man nahezu jeden seiner Lieblingsspieler, jede Vereinsikone besingen. Man muss nur ein paar "schalalalas" einfügen und, je nach Länge des Namens, noch ein paar "ohohohs"...