Sie sind sich einig – zumindest hat es gereicht. Die Staats-und Regierungschefs haben sich am Samstagabend beim G20-Gipfel in Buenos Aires auf eine gemeinsame Abschlusserklärung verständigt. Bei wichtigen Themen wie Handel, Klimaschutz und Migration mussten starke Meinungsunterschiede allerdings hinter Kompromissformeln versteckt werden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen erfuhr.
Das waren die 4 Gipfel-Konflikte:
Make America Great Again (kurz MAGA), das ist das Programm von Donald Trump. Um die heimische Wirtschaft zu stärken, soll sie durch Zölle durch unliebsame Importe aus dem Ausland geschützt werden – vor allem aus China.
Aber: Geht's nur um Zölle? Längst nicht mehr. Es geht um einen Machtkampf zwischen den USA und China.
Im Oktober hielt US-Vizepräsident Mike Pence eine bemerkenswerte Rede. Darin warf er China vor, mit einer aggressiven Infrastrukturpolitik seine eigene Einflusssphäre auszudehnen – in Afrika, in Asien und auch auf dem Balkan. China antwortete selbstbewusst, es kehre nur zur alten Größe zurück.
Der Konflikt erinnert an das so genannte Thukykides-Problem. Der antike Historiker hat einst den Kampf zwischen dem aufstrebenden Athen und dem etablierten Sparte analysiert. Die Frage also, wie sich eine aufstrebende Macht in eine bestehende Ordnung etablieren lässt, treibt auch heute alle um.
Trumps Handelspolitik folgt dabei der Logik einer klassischen Eindämmungspolitik. Die Chancen auf einen Deal? Trump sprach vorab von positiven Signalen.
Noch ein frostiges Verhältnis. Der US-Präsident ist kein Freund der Kanzlerin. Merkel setzt auf internationale Kooperation, Trump auf Alleingänge.
Im Juni eskalierte das Ganze auf dem G7-Gipfel.
Nun verpasste Merkel wegen des Flugzeugdefekts den eigentlich geplanten Termin mit Trump am Freitag. Am Samstag sol die Runde nachgeholt werden. Die beiden müssen reden.
Um die US-Autoindustrie zu schützen will Trump auch Strafzölle auf Autoeinfuhren aus Europa erheben. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker konnte im Sommer eine Verschiebung der Aktion erreichen, seither geht's in den Gesprächen nicht voran.
Nun sucht Merkel das Gespräch. Die Befürchtung, sie hat dabei mehr Deutschlands Autoindustrie im Blick als Europa. Dieselbetrug hin, Abgasskandal her – am Auto hängt jeder 7. Job in Deutschland.
Eine Einigung ist nicht ausgeschlossen. Aber ein Deal nur mit Blick auf deutsche Interessen ist gefährlich für Merkels Standing in Europa.
Unklar, ob es zum Treffen zwischen Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin kommt. Die jüngsten Spannungen zwischen der Ukraine und Russland rücken Merkel aber in den Mittelpunkt.
Die Kanzlerin hat nach der Annexion der Krim den Friedensdeal zwischen der Ukraine und Russland selbst vermittelt. Darin gründet sich auch ihr Aufstieg als "Anführerin der freien Welt" (nicht auf ihr Management der Eurokrise).
Trump hat ein Treffen mit Putin abgelehnt. Offiziell als Reaktion auf die jüngsten Spannungen. Aber beim Gipfel im Sommer in Helsinki ließ sich Trump doch sehr überrumpeln. Also soll Merkel machen.
Interessanterweise übernimmt Trump darin genau die Haltung seines Vorgängers Barack Obama. Auch der hielt sich 2014 im Ukraine-Konflikt zurück. Und setzte auf Merkel.
Geht es nur um Handel und Machtpolitik auf dem Gipfel? Nicht ganz. Die britische Regierungschefin Theresa May will auch über Menschenrechte reden. May wird beim Treffen mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman auch den Mord an dem kritischen Journalisten Jamal Kashoggi zur Sprache bringen.
Kashoggi war in der saudischen Botschaft in der Türkei ermordet worden, die Spuren der Ermittler führen direkt ins saudische Königshaus.
Deutschland hatte die Waffenexporte nach Saudi-Arabien ausgesetzt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ging dieser Schritt zu weit.
Die Themen auf dem G20-Gipfel werden den Beteiligten also ganz sicher nicht ausgehen.
(mit hd und dpa)